28.Das Boot

59 3 0
                                    

Das ungute Gefühl in der Magengegend wurde immer größer. Ich drehte mich um und lauschte, ob ich von draußen etwas hörte, doch es war immer noch alles totenstill.

Da ich nun alles zusammengepackt hatte, zog ich den Reißverschluss meines Rucksackes zu und bewegte mich langsam Richtung Ausgang. Da die großen Flügeltüren durch den Kampf nicht mehr existierten, huschte ich durch den offenen Torbogen hindurch und stand draußen vor dem Schloss. (Zumindest von dem, was davon noch übrig war.) Es war immer noch alles beängstigend still. Ich fasste all meinen Mut zusammen und setzte einen Schritt nach dem anderen nach vorne. Was mache ich jetzt bloß? Allem Anschein nach bin ich jetzt frei, doch ich sitze immer noch auf dieser einsamen Insel mitten im Nirgendwo fest. Ich habe keine Ahnung wo ich bin und wie ich hier wegkommen soll. Mir tut immer noch alles weh und ich habe nicht mehr als die Klamotten am Leib und ein bisschen was zu Essen und zu Trinken. 

Selbst wenn ich hier ein Boot finde, was ich bezweifle, hab ich keine Ahnung wie lange ich unterwegs sein werde, geschweige denn wohin ich rudern soll und ob ich jemals irgendwo ankomme ohne vorher zu verhungern und zu verdursten. 

Ich stieß einen großen Seufzer aus. Das einzige Geräusch hier weit und breit. Ich bekam eine Gänsehaut. Aber was sollte ich sonst machen? Hier warten ob irgendwann mal jemand auftaucht? Auf Ihn warten? Das war doch bescheuert Raven! Ich gab mir mental selber einer Ohrfeige. Hör auf nur an sowas zu denken! Er ist immer noch ein kranker Psychopath und gefährlich und ein Drache schon vergessen?! Ja stimmt, redete ich mit mir selber, aber er hat mich auch vor seinem Bruder gerettet. Meine Gedanken kreisten und mir wurde schwindelig. 

Ich schüttelte den Kopf. Nein! Ich werde diese verfluchte Insel bis auf den kleinsten Millimeter absuchen und eine Fluchtmöglichkeit finden! Entschlossen lief ich den Weg von dem Schloss gerade aus entlang Richtung Strand. 

Am Strand angekommen stapfte ich durch den Sand Richtung Meer und schweifte mit meinem Blick die Küste entlang, ob ich irgendetwas bootartiges zum Flüchten ausfindig machen konnte. 

Auf der rechten Seite des Strandes, ganz am Ende, sah eine Silhouette am Ende fast wie ein Boot aus. Also machte ich mich auf den Weg.

Tatsächlich! Je näher ich der Silhouette kam, desto mehr sah es nach einem alten, kleinen Holzboot aus. Ich rannte los und war in Windeseile an dem kleinen Bötchen angekommen. Hurra! Ich schrie! Wie fantastisch, eine Fluchtmöglichkeit! Heute ist mein Glückstag! Ich hüpfte auf der stelle wie ein kleines Mädchen an Weihnachten. 

Je genauer ich das Boot betrachtete, desto mehr fielen mir die vielen kleinen und großen Löcher auf. Verdammt! Zu früh gefreut. Doch meine Euphorie war zu groß, um jetzt aufzugeben. 

Erst mal musste ich das Boot umdrehen, da es auf dem Kopf lag. Dann konnte ich mir Gedanken machen, wie ich das verfluchte Ding wieder Seetauglich bekommen konnte. 

Ich setzte an und versuchte das Ding umzudrehen, doch es war schwerer als erwartet. Zudem muss man gestehen, dass ich auch nicht gerade in Topform bin momentan. 

Mit aller Kraft die ich noch hatte und voll Konzentriert versuchte ich das Boot umzudrehen. Ich stöhnte und fluchte was das Zeug hält, da sich das Ding keine 5 Zentimeter hat nach oben bewegen lassen. 

So ein verfluchter Sch... Das gibt es ja wohl nicht! Erschöpft ließ ich das Boot wieder in den Sand fallen und feuerte vor Wut dem Fuß dagegen. Verdammt tat das weh! Weiter fluchend hüpfte ich auf einem Bein um das bescheuerte Boot herum. 


"Kannst du mir bitte verraten, was dieser komische Regentanz hier werden soll? Und nebenbei bemerkt, bin ich mir sicher, dass diese Schimpfwörter darin nicht mit vorkommen."  Ich fuhr erschrocken wie ein Blitz herum und sah Arkan mit verschränkten Armen und einem leichten Grinsen auf den Lippen auf mich zukommen. Seine Klamotten waren komplett gerissen und hingen wie Stofffetzen an ihm herunter, was ihn noch attraktiver wirken ließ und seine Arme, sein Gesicht und die Stofffetzen waren voller Blut, doch ich konnte keine offene Wunde an ihm erkennen. "Bitte sag mir, dass du nicht ernsthaft so dumm und naiv bist, mit einem kaputten Holzboot über den Atlantischen Ozean zu flüchten." Zu seinem Grinsen gesellte sich ein leichtes Kopfschütteln dazu, was mich innerlich schon wieder in Rage brachte. Überhebliches Arschloch!

"Was sollte ich denn sonst tun? Da unten im Kerker auf den Tod warten? Ich habe seit Ewigkeiten nichts mehr gehört und die Insel schien verlassen. Ich hatte nicht besonders große Lust hier zu verhungern". Mein Blick wurde trotzig und ich verschränkte auch die Arme vor der Brust. Ja ich weiß, ich kam mir grad selber wie das kleine trotzige Mädchen am Weihnachtsabend vor, dass ein anderes Geschenk erwartet hatte. Aber ich konnte jetzt auch nicht mehr zurückrudern. 

Einerseits kam wieder die Angst in mir hoch und trotzdem war ich irgendwie auf eine kranke weiße froh ihn wiederzusehen. Mein Kopf begann sich schon wieder zu drehen. 

Er kam immer weiter auf mich zu und aus Reflex rannte ich um das Boot auf die andere Seite, was ihm nur ein lachen entlocke. "Wirklich Sweetheart? Was mache ich jetzt nur mit dir kleines Lamm....," sagte er und sprang mit einem Satz über das Boot auf mich zu.





DragonslaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt