14. Angst

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Wieder eine gefühlte Ewigkeit stand ich da, in der Mitte des Badezimmers, bis ich mich aus meiner Starre lösen konnte. Was war da gerade passiert? Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung. Ich versuchte mich an seine Worte zu erinnern. Duschen. Er hatte gesagt, ich sollte duschen gehen. Danach war mir momentan überhaupt nicht zumute, doch vor einer Bestrafung, wie auch immer diese aussehen mochte, hatte ich definitiv zu viel Angst. Also lief ich aus dem Bad wieder zurück ins Schlafzimmer und steuerte auf den riesigen Schrank zu. Ich kann mir was aussuchen hat er gesagt also öffnete ich die riesigen Schranktüren und spähte hinein. Ja, das mit der Auswahl verstand ich jetzt. Es waren immer die gleichen Klamotten in der gleichen Farbe, schwarz. Eine schwarze Stoffhose, ein paar schwarze Ballerinas, ein schwarzes T-Shirt mit einem tiefen V-Ausschnitt und ein schwarzer Blazer. In dem Schrank waren bestimmt 100 gleiche Outfits sorgfältig aufgehängt. Naja, dass schränkte die Auswahl deutlich ein. Daneben War noch eine Tür, die ich gleich darauf öffnete. Was ich da sah schockte mich zutiefst. Da hingen mindestens 50 gleiche schwarz, weiße Nannykleider. Also diese schwarzen kurzen Kleider, mit dieser weißen Schürze und dazu passende schwarze Pumps. Nie und nimmer zieh ich sowas an! Auf gar keinen Fall! Der Typ hat sie doch nicht mehr alle! Diese Tür schlug ich zu und hoffte inständig, sie nie wieder öffnen zu müssen.
Nach einem kurzen Seufzer gab ich mich geschlagen und holte eine schwarze Hose, T-Shirt und Ballerinas aus dem Schrank. Dann machte ich unter den Schranktüren eine Schublade auf. Darin war ein Meer aus schwarzer Unterwäsche. Natürlich wieder immer das gleiche. Also zog ich ein schwarzes Spitzenhöschen und den passenden Spitzen-BH dazu heraus. Niedergeschlagen machte ich wieder auf den Weg ins Badezimmer, legte die Klamotten am Rand der Badewanne ab und machte die Badezimmertür zu. Zu meinem Erstaunen konnte ich sie sogar abschließen. Ich wusste zwar, dass die Tür niemanden aufhalten würde, trotzdem war ich etwas beruhigter. Ich zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Das warme Wasser rieselte auf mich herab und ich dachte einfach mal ein paar Minuten nicht nach. Ich spürte nur das warme Wasser und der Dampf um mich herum. Shampoo und Duschgel standen schon bereit und ich seifte mich gründlich ein. Irgendwie fühlte ich jetzt doch richtig schmutzig und ich schrubbte mich sauber, bis meine Haut rot war. Niedergeschlagen lief ich aus der Dusche und trocknete mich ab, ehe ich mir diese Sachen anzog. Im Spiegel betrachtet muss ich sagen, dass es gar nicht so schlimm aussah wie erwartet. Nur dieser tiefe Ausschnitt zog mir die Röte ins Gesicht. Ich lief aus dem Badezimmer, da bemerkte ich das große Tablett auf dem Tisch. Obst, Gemüse, Fleisch, verschiedene Brote und etwas zu trinken standen darauf. Naja da ich so gar keinen Hunger hatte drehte ich mich um uns setzte mich aufs Bett. Ich starrte gefühlt eine Ewigkeit einfach nur an die Wand, bis mir plötzlich in Erinnerung kam, was er zu mir gesagt hatte. "Wenn du nicht isst, wirst du bestraft." Von der Angst getrieben, sprang ich vom Bett auf und machte mich über das Tablett her. Jeden Bissen musste ich erzwingen, doch irgendwie schaffte ich es das halbe Tablett zu leeren und etwas zu trinken. Gerade als ich fertig war,  ging  die Tür auf.
"Ich sehe du hast dich brav an meine Forderungen gehalten, sehr gut.
Ich glaube du hast es jetzt verstanden nicht wahr?"
Seine blauen Augen fixierten mich wieder. Stotternd brachte ich nur ein ja raus und ehe es über meine Lippen kam, wusste ich, dass ich etwas vergessen hatte. Schnell stotterte ich ein ja, Meister nach, bevor er etwas entgegnen konnte.
Ein kleines Grinsen zog sich über seine Lippen und er ging auf mich zu, bis er direkt vor mir stand.
Ich hockte immer noch auf dem Stuhl und kam mir jetzt noch um einiges kleiner vor.
Er streckte mir seine Hand aus und sagte, "komm, gehen wir ein Stück. Ich zeige dir das Haus und deine zukünftigen Arbeiten."
Zitternd und taub vor Angst legte ich meine Hand in seine. Er zog mich mit einem Ruck nach oben und lief bestimmend zur Tür, mich im Schlepptau.
Er ging mit mir den Gang entlang und wieder die Treppe herunter. Als wir an den großen Flügeltüren angekommen sind stoppte er und sah mich an.
"Das ist mein Büro und du wirst es niemals betreten, außer ich bin dabei und erlaube es dir. Es ist ein absolutes Tabu für dich verstanden?"
Sein Blick ruhte immer noch auf mir und ich wusste, er wollte eine Antwort von mir. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich eine herausbringen würde.
Ich nahm mir all meinen Mut zusammen, schluckte meine Scham herunter und antwortete wieder mit einem stottern, "ja, ja, Meister. Ich habe Verstanden."
Trotz meiner Angst war mir dieses "Meister" so peinlich und erniedrigend, dass ich die Röte auf meinen Wangen bemerkte und schlagartig den Blick von ihm ab und auf den makellos geputzten Boden warf. Kurz war es still, dann hörte ich ein leises, dunkles Lachen, dass von ihm ausging. Anhand seiner dunklen Stimme hätte ich noch mehr Angst verspüren sollen, doch komischer weise verschwand ein Stück meiner Angst wieder.
Entsetzt und in Gedanken von mir selber schockiert, merkte ich nicht gleich, dass er mich wieder an der Hand packte und weiter zog.
Wir liefen weiter den Gang entlang bis zu der großen Treppe.
Jetzt, da ich Zeit hatte alles in Ruhe zu betrachten, kam mir diese Eingangshalle noch riesiger vor als sie ohnehin schon war.
Am meisten faszinierte mich diese riesige, bestimmt 7 Meter große Eingangstür. Da könnte ein Riese locker aufrecht hindurchgehen.
Auch die Halle war riesig. Vom Boden bis zur Decke war alles aus Marmor. In die Säulen links und rechts, die entlang der Halle verliefen, waren Verzierungen eingemeiselt und wie üblich hingen riesige, diesmal komplett vergoldete Kronleuchter an der Decke. Als ich nach oben blickte, erkannte ich, dass die Decke komplett bemalt war. Ein blauer Himmel, Wolken und Drachen. Riesige Drachen bedeckten die ganze Decke.
Sie hatten alle möglichen Farben.
Rot, schwarz, braun, lila und der größte in der Mitte war blau.
Alle waren in Kampfpose. Der eine spuckte Feuer, bei dem anderen sah es aus wie eine Eiswolke und bei dem schwarzen Drachen sah es aus wie dunkler Nebel. Es war genauso schön wie beängstigend. Ich kam aus dem Starren gar nicht mehr heraus, bis er mich am Arm packte und mit die Treppe herunterzog. Also sehr feinfühlig war er schonmal nicht.
Ich wäre fast die ganze Treppe heruntergefallen, hätte ich mich nicht noch im letzten Moment noch verfangen. Trotzdem bin ich mit dem Fuß ganz schön umgeknickt. Der Schmerz fuhr mir sofort ins Bein.
"Verdammt du blöder Arsch pass doch gefälligst auf!" Ich schrie vor Wut, denn mein Fuß schmerzte richtig.
Ehe ich die Worte ausgesprochen hatte wurde mir bewusst, was ich da gerade gesagt hatte. Sofort schoss die Angst in jede einzelne meiner Adern und mein Puls beschleunigte sich im Sekundentakt. Als ich nach oben in sein Gesicht blickte, wusste ich, dass ich jetzt so richtig am Arsch war.

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