Ich klammerte mich so fest ich konnte an den Drachen. Wir waren so unfassbar schnell, ich konnte kaum atmen. Arkan flog immer höher und nahm richtig fahrt auf. Die riesigen, schuppigen Flügel bewegten sich grazil auf und ab. Ich traute mich nicht die Augen aufzumachen. Ich habe zwar nicht direkt Höhenangst aber angesichts der Tatsache, dass ich auf einem Drachen ohne Sicherheitsgurt und gültigem Tüv mitfliege, ist mir die gigantische Höhe und das tosende Meer unter mich doch zu unwohl.
Das einzig gute ist, dass von Arkan eine strahlende Wärme ausging, sodass mir nicht kalt wurde, trotz des Windes und der Höhe. "Wir haben unsere Flughöhe erreicht, jetzt ist es noch ein Stückchen zu fliegen, bis wir da sind. Du kannst dich wieder etwas entspannen und die Augen aufmachen." Arkans Stimme meldete sich wieder in meinem Kopf.
"Ist ja schön und gut, aber sehr wohl ist mir in diesen Höhen nicht. Ich kralle mich lieber weiter fest und hoffe, dass wir hier draußen auf dem offenen Meer nicht sterben." Ich sprach es nicht laut aus, sondern sprach lediglich in Gedanken zu ihm, wie er es mit mir machte.
"Ah, so langsam hast du wohl den dreh raus, Sweetheart," erklang wieder die Stimme in meinem Kopf. "Sieht wohl ganz so aus," entgegnete ich.
"Nichtsdestotrotz solltest du dich ein bisschen entspannen und die Aussicht genießen. Wann kommt man denn schon mal dazu die Aussicht von einem Drachen aus bewundern zu können? Abgesehen davon wird dein geklammere langsam unangenehm und wir haben noch eine Weile vor uns, also mach gefälligst die Augen auf! Das ist ein Befehl!"
Der Schluss hallte in meinem Kopf gefährlich laut nach. Ich bewegte mich trotzdem keinen Millimeter und hielt die Augen weiterhin geschlossen.
"Okay, du willst es wohl nicht anders. Wenn du nicht sofort die Augen öffnest und dich entspannst, wird das ab sofort ein sehr turbulenter Flug, wenn du verstehst was ich meine."
Oh man wie kann man nur so ein Arsch sein! Da die Angst aber immer weiter in mir hochstieg, da er schon anfing leichte Kurven zu fliegen, fasste ich all meinen Mut zusammen und öffnete langsam meine Augen.
Die Aussicht war atemberaubend. Dieser riesige blaue Drache, der blaue Himmel und das blau des Meeres war einfach unfassbar schön. Würde er nicht mit den Flügeln schlagen, hätte ich fast geglaubt, dass es eine Fata Morgana ist. Die Angst entwich mir bei dem Anblick so langsam und ich entspannte mich tatsächlich etwas. "Na geht doch, kleines Lamm. Genieß den Flug, ich denke wir sind gegen Abend an unserem Ziel angekommen." Sein blick ging wieder nach vorne und er flog zielstrebig weiter. "Wo fliegen wir denn hin?," wollte ich wissen.
"Das siehst du, wenn wir da sind aber ich denke es wird dir gefallen." Damit war das Gespräch beendet. Ich ließ meinem Blick über den Horizont schweifen und entspannte so langsam wirklich.
Keine Ahnung wie lange wir wirklich unterwegs waren. Unter uns war immer noch weit und breit nichts außer das Meer. Das einzige, was mir auffiel, dass die Luft wärmer zu werden schien.
Zwischen Arkan und mir fanden keine weiteren Gespräche mehr statt und wir flogen einfach so schweigend dahin. Eigentlich war ich auch ganz froh darüber, so konnte ich die letzten 48 Stunden nochmal in Ruhe verarbeiten. Da mir die Höhe nichts mehr ausmachte, ließ ich alles nochmal Revue passieren. Sind wir tatsächlich vermählt? War das sein Ernst? Oder ließ er mich nur in Sicherheit wiegen, um mich dann doch noch zu foltern und um die Ecke zu bringen. Aber warum hat er mich dann gegen seinen Bruder verteidigt? Und mich jetzt doch noch mitgenommen. Mir schwirrte der Kopf. Wo fliegen wir hin und was wird als nächstes passieren? Hat Arkan nicht von einem Krieg gesprochen. War das wirklich ernst gemeint?
So langsam gesellte sich die Erschöpfung dazu und es fiel mir Stunde um Stunde zunehmend schwerer mich festzuhalten. Ich hoffte wir sind bald da.
Nun änderte sich etwas am Horizont. Land! Vor uns tauchten lauter kleine Inseln auf, die allmählich immer größer wurden. "Wir sind gleich da, " ertönte Arkans Stimme in meinem Kopf. "Jetzt noch einmal gut festhalten. Ich bin wirklich erschöpft und die Landung könnte etwas holprig werden." Mit einem Schlag war ich wieder hellwach und klammerte mich mit aller Kraft an dem großen Drachen fest. Er ging in den Sinkflug und wir rasten in einer mörderischen Geschwindigkeit auf das Land zu. Ich schrie vor Panik auf. Wir waren so schnell, das konnten wir nicht unbeschadet überstehen! Doch kurz bevor wir auf dem Sand aufkamen, schlug er seine riesigen Flügel auf und er bremste uns aus. Trotzdem waren wir noch zu schnell und Arkan kam unsanft auf dem Boden auf. Er verlor das Gleichgewicht und kippte zur Seite um. Darauf war ich nicht gefasst und ich flog in hohem Bogen von ihm weg und landete unsanft im Sand. Der schwere Rucksack auf meinen Schultern verabschiedete sich auch und flog in hohem Bogen ein paar Meter davon. Ich kugelte durch den Sand und bremste dann den Rest mit meinem Gesicht. Outch!
Ich versuchte mich aufzurappeln und spuckte den Sand aus. Was für eine Scheiße! Hinter mir ertönte ein lautes Lachen. "Hahaha oh man, du solltest mal dein Gesicht sehen zu gut. Ich glaube an dem Abgang sollten wir das nächste mal noch etwas üben findest du nicht?"
Arkan hatte sich bereits zurückverwandelt und kam mit einem dicken Grinsen nackt auf mich zu. "Ich bin vielleicht erschöpft ohne Ende aber der Anblick hat mir gerade tatsächlich den Tag versüßt." Sein lächeln wurde breiter. Ich setzte mich auf meinen Hintern, klopfte mir den Sand von den Schultern und entgegnete ihm nur mit einem vernichtenden Blick. Gedanklich schimpfte ich jedoch weiter. "Blödes Arschloch, das zahl ich dir irgendwann heim du Penner. Mich einfach so abzuwerfen, warte es ab." Zornig stand ich auf und klopfte mir den restlichen Sand von der Hose. "Nanana kleines Lamm. Nicht so zornig. So viele Beleidigungen wie das eben waren, buche ich dir gerade noch eine Bestrafung dazu. So redet niemand mit mir, schon gar nicht du. Falls du es vergessen hast, kann ich immer noch deine Gedanken hören, solltest du vielleicht das nächste Mal beachten, hmm." Er war fast bei mir angekommen und sein Blick wurde wieder düster.
Oh shit! Ganz vergessen. Ich spürte wie ich rot anlief, wie eine Tomate. Super, ganz toll gemacht Megan. Ich holte tief Luft und nahm all meinen Mut zusammen. "Es tut mir leid, mein Meister, ich habe die Fassung verloren, bitte verzeih mir." Bei jedem ausgesprochenen Wort wurde mir noch übler aber ich wusste das ist die einzige Möglichkeit, um ihn zu besänftigen.
Er blieb direkt vor mir stehen. An seinem Körper und in seinem Gesicht klebte ebenfalls noch der Sand. Er sah umwerfend aus. Unfair! Reiß dich zusammen Megan er kann deine Gedanken lesen schon vergessen? Sein Blick wurde lüstern und seine Mundwinkel zuckten nach oben. Na toll, jetzt hab ich mich völlig zum Affen gemacht. Ich senkte den Kopf und ließ meinen Blick in den Sand fallen. Noch tiefer kann man nicht sinken. Jetzt hab ich ihm auch noch die Bestätigung gegeben, dass ich ihn attraktiv finde. Meinen psychopathischen Entführer super!
Er umfasste mit seiner Hand mein Kinn und zwang mich ihm in die Augen zu schauen. "Und vergiss nicht wir sind auch noch verlobt, Sweetheart." Ehe ich realisiert hatte, dass er meine rasenden Gedanken immer noch hören konnte, hatte er schon seine Lippen auf meine gelegt.
Ich schloss meine Augen und genoss den kurzen Moment der Zweisamkeit. Er löste sich von mir und schaute mir wieder in die Augen. "Komm wir müssen los, es wird bald dunkel und wir sollten die anderen nicht warten lassen. Sie haben bestimmt schon mitbekommen was in meinem Schloss los war und uns erwarten." Er machte auf dem Absatz kehrt und lief auf dem im Sand liegenden Rucksack zu. Er nahm ihm hoch und holte ein paar Klamotten heraus und zog sich an. Er war immer noch barfuß, trug nun eine schwarze Anzughose und ein schwarzes Hemd, dass noch offen im Wind wehte. Ich musste echt aufpassen, meine Gedanken wollten schon wieder zu Hochtouren auffahren und mir fiel nichts besseres ein also lies ich in Gedanken alle meine Entchen in dauerschleife laufen. Ja mir fiel wirklich auf die schnelle nichts besseres ein! Immer noch besser als dass er meine schmachtenden Gedanken zu ihm auf dem Silbertablett serviert bekommt. Mit dieser dummen Gedankenübertragungssache musste ich mir echt ganz schnell was einfallen lassen!
Arkan blickte fragend zu mir rüber und hob eine Augenbraue. "Also wenn du mit was auch immer du da gerade veranstaltest fertig bist, können wir uns auf den Weg machen.
"Alle meine Entchen... alles klar ich komme, schwimmen auf dem See..." Ja ich mein das echt Ernst und ging Arkan hinterher.
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Dragonslave
Mystery / ThrillerMegan hat nichts anderes im Kopf als ihren Abschluss zu machen, auf dem Ball noch ein letztes Mal mit all ihren Freunden zu feiern und sich dann nach New York aufzumachen, um als Journalistin richtig durchzustarten. Alle Hebel sind schon in Bewegung...