58. Matching Tattoos

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Nachdem ich heute Morgen mit Jana telefoniert habe, sind Damiano und ich zu einem Spaziergang aufgebrochen. Er hat bald seinen Tattoo Termin und ich werde ihn dorthin begleiten. Auf dem Weg zum Tattoo Studio schlendern wir durch die Innenstadt.

„Bist du mit der Idee für dein Lied weitergekommen?", fragt Damiano. Er trägt meine Einkaufstüte. Ich wollte ihn davon abhalten, schließlich befindet sich darin lediglich ein Badeanzug, den ich mir für den Pool bei der Villa gekauft habe, aber Damiano hat es sich nicht nehmen lassen, die Tüte für mich zu tragen.

„Nicht wirklich", seufze ich, „Bis jetzt ist es nur eine große Gedankensammlung"

„Du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst? Wir haben früher ständig Lieder zusammen geschrieben! Ich würde behaupten, dass ich auch etwas Erfahrung darin habe", sagt Damiano. Er stößt mit seiner Schulter leicht gegen meine und grinst mich an.

Ich erwidere sein Lächeln. „Ich weiß. Und ich habe es wirklich geliebt, mit dir zusammen Lieder zu schreiben. Ich kann es kaum erwarten, dass wir in der Villa wieder Zeit dafür haben werden. Aber ich glaube an diesem Lied arbeite ich lieber allein"

„Okay, das kann ich verstehen. Verrätst du mir trotzdem, worum es geht?"

Ich beiße mir auf die Lippe. Aber dann beschließe ich, dass ich keinen Grund habe, es vor Damiano geheim zu halten. „Es geht um dich"

„Oh", sagt er überrascht. „Das ist wirklich ein guter Grund, um mich nicht mitschreiben zu lassen. Ich hoffe aber, du stellst mich gut dar"

Ich lache. „Ich gebe mein bestes" Auch wenn es schwer ist, Damiano nicht gut darzustellen...

Wir gehen ein paar Schritte weiter, ohne dass einer von uns etwas sagt. Dann wechsle ich das Thema, indem ich frage: „Hey, hast du dich eigentlich für ein Motiv für dein Tattoo entschieden? Beim Abendessen mit den anderen warst du dir noch nicht ganz sicher"

„Stimmt, aber du hast mich auf eine gute Idee gebracht", antwortet Damiano.

„Habe ich? Wie denn?" Ich blinzle etwas verdutzt.

„Ich wollte etwas, was zeigt, dass ich es jetzt als Musiker geschafft habe. Und gestern, als wir bei meinen Eltern waren, haben wir ja mein altes Tagebuch gefunden. Du hast gesagt, dass ich von dem Text, indem ich davon träume, ein Rockstar zu werden, als Andenken fotografieren soll"

Ich nicke, während Damiano erzählt. Der Text war wirklich niedlich geschrieben.

„Du hattest Recht damit, es ist ein tolles Andenken, um zu zeigen, wie ich mir meinen Traum erfüllt habe. Und deswegen möchte ich mir diesen Text stechen lassen", sagt Damiano.

„Damiano, das ist wirklich eine großartige Idee", antworte ich. Der Text an sich war nicht besonders emotional, aber die Tatsache, dass sich so viel sich in der Zeit verändert hat, in der Damiano aufgewachsen ist und er sich diesen Kindheitstraum erfüllt hat, macht es sehr berührend.

Als ich zu ihm schaue, sehe ich wie er zufrieden lächelt. Dann fragt er: „Willst du dir eigentlich auch ein Tattoo stechen lassen?"

Ich räuspere mich. „Also, würde schon gerne ein neues Tattoo haben, aber ich habe noch nicht wirklich darüber nachgedacht" Was nicht stimmt, seitdem Damiano von der Idee seines Tattoos erzählt hat, habe ich über mein nächstes nachgedacht. Ich bin relativ schnell bei der Idee gelandet, ein abgestimmtes Tattoo mit Damiano zu haben. Aber ich weiß nicht, was er davon hält oder ob das nicht ein bisschen zu viel wäre.

„Ich hatte da so einen Gedanken, aber ich weiß nicht, was du davon hältst. Und ich will, dass du zu hundert Prozent ehrlich mit mir bist, wenn ich das vorschlage. Ich will nicht, dass du dich verpflichtest fühlst, ja zu sagen oder so" – Ich unterbreche Damianos Gefasel, weil ich zu gespannt darauf bin, was er vorschlagen will: „Ich hab's verstanden, ich werde mich nicht unter Druck gesetzt fühlen. Jetzt sag schon, wovon redest du?"

Damiano setzt erneut an: „Es ist vielleicht etwas zu übertrieben, aber willst du dir mit mir ein Matching Tattoo stechen lassen?"

Ich sauge hörbar Luft ein. Hat er das wirklich gerade vorgeschlagen?

„Oh nein, du findest die Idee nicht gut?"

„Nein, ganz im Gegenteil! Ich finde es fantastisch! Ich bin nur überrascht, weil ich mir nicht sicher war, ob du das auch möchtest. Ich habe nämlich tatsächlich auch drüber nachgedacht, aber wusste nicht, ob das nicht ein bisschen zu viel wäre", sage ich.

„Wirklich?", fragt Damiano überrascht. Ich nicke begeistert.

„Hast du schon über ein Motiv nachgedacht? Ich wusste nur, dass ich mir ein abgestimmtes Tattoo mit dir stechen lassen will, aber nicht, wie es aussehen soll", sagt Damiano.

„Kennst du diese kleinen Tattoos am Finger, die nur ein Bild ergeben, wenn man sie aneinanderhält?", frage ich.

Damiano nickt.

„Ich dachte, wenn wir beide uns jeweils eine Hälfte eines Herzens auf die Seite von unserem Zeigefinder tätowieren lassen, dann würde das ein ganzes Herz ergeben, wenn wir sie aneinander halten", sage ich, „Wie findest du das?"

„Das finde ich toll! So ein Tattoo hätte ich gerne mit dir", sagt Damiano.

Damit ist es beschlossen. Wir sind glücklich darüber, dass wir beide von der Idee begeistert sind.

Als wir im Tattoo Studio ankommen werden wir von Felizia begrüßt. Sie hat mir mein erstes Tattoo während meines Auslandsemesters gestochen und arbeitet noch immer in dem gemütlichen Laden. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich noch an mich erinnert, aber sie erkennt mich tatsächlich wieder. Was wahrscheinlich teilweise auch dem ESC geschuldet ist.

Damiano erzählt ihr von seinem Motivwunsch, woraufhin Felizia sofort mit einer Skizze beginnt. Wir unterhalten uns über den ESC und all die Dinge, die in der Zwischenzeit passiert sind.

Als Felizia mit Damianos Tattoo fertig ist, schaut sie zu mir. „Und was ist mit dir? Bist du heute nur zur Unterstützung da oder willst du auch ein Tattoo?"

„Nein, ich würde mir auch gerne noch eines stechen lassen", antworte ich.

„Und ich bekomme auch noch eins", sagt Damiano, nachdem er langsam wieder aufgestanden ist.

Felizia schaut kurz zwischen uns hin und her, dann nickt sie verstehend. „Also Matching Tattoos? Seid ihr zwei endlich zusammengekommen?"

„Ja", sagen Damiano und ich gleichzeitig. Dann fragt er: „Was heißt denn endlich?"

„Naja, als ihr das erste Mal hier wart, wart ihr zwar noch nicht zusammen, aber das war wirklich nur noch eine Frage der Zeit", antwortet Felizia, „Also, was ist eure Idee?"

Während Damiano davon erzählt, muss ich an den Tag denken, als ich mit Damiano hierhergekommen bin. Zu der Zeit war mir noch nicht einmal ansatzweise bewusst, dass ich mehr als nur Freundschaft für Damiano empfinde. Oder dass er mehr für mich empfinden könnte. Aber anscheinend muss es für Felizia offensichtlich genug gewesen sein.

Sie ist begeistert von unserer Idee und macht sich sofort an die Arbeit. Da es nur ein kleines Motiv ist, ist sie relativ schnell fertig. Damiano und ich bewundern unser neues Tattoo, indem wir unsere Zeigefinger so aneinanderhalten, dass sie ein Herz ergeben.

„Das ist perfekt! Danke, Felizia", sage ich begeistert. Sie bedankt sich ebenfalls und beginnt, ihre Utensilien beiseitezuräumen.

Damiano, der neben mir sitzt, rückt näher an mich heran. Unsere Finger liegen noch beieinander, sodass wir unser neues Tattoo betrachten können. Er legt einen Arm um mich und neigt sich zu mir herunter. Halblaut sagt er: „Jetzt ist mein Herz nur noch mit dir komplett"

Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus und ich lächle sofort. Trotzdem kann ich nicht anders, als mich darüber lustig zu machen. „Oder mit jedem anderen, der sich die Hälfte eines Herzens auf den Zeigefinger tätowieren lässt"

„Es lässt sich wohl kaum jemand anderes als du von dieser Idee überzeugen", sagt Damiano. Ich kann das Lächeln in seiner Stimme spüren, ohne ihn anzuschauen.

Ich grinse ihn an, froh, dass er meine Neckerei verstanden hat. „Tja, das heißt dann wohl, dass du mich länger am Hals hast"

„Ich beschwere mich nicht", sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Ich mich auch nicht", antworte ich, bevor ich mich zu Damiano drehe, um ihm einen richtigen Kuss zu geben.

Morirò da ReginaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt