70. Paris

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Paris habe ich mir als romantischten Ort der Pressetour vorgestellt. Aber Damiano und ich haben kaum einen ruhigen Augenblick für uns zu zweit. Direkt nachdem wir in Paris gelandet sind, werden wir zur Probe für einen Auftritt am Abend gefahren.

Wir sind gerade mit dem Sound-Check durch, verbleiben aber noch auf der Bühne. Irgendwas wird noch an den Scheinwerfern eingestellt und wir sollen kurz warten, bis sie das Licht nochmal testen können.

Ethan und Vic sitzen auf dem Rand der kleinen Plattform, auf der Ethans Schlagzeug steht. Vic hat sich die Drumsticks geschnappt und trommelt wild damit auf ihren Oberschenkeln rum. Ethan beobachtet sie dabei belustigt.

Ich sitze auf dem Boden. Damiano und Thomas haben einen Wettbewerb gestartet und versuchen, immer höher über mich drüber zu springen. Ich ziehe jedes Mal trotzdem meinen Kopf ein, aus Angst einen Fuß ins Gesicht zu bekommen.

„Wie könnt ihr nur so viel Energie haben?", frage ich, als die beiden Jungs anfangen, Anlauf über die gesamte Bühnenlänge zu nehmen.

„Wir konnten im Flugzeug schlafen", sagt Damiano grinsend.

„Ach ja, davon hat mich ja jemand abgehalten." Ich fixiere Vic mit zusammengekniffenen Augen.

Ihre Aufmerksamkeit wandert von den Drumsticks in ihren Händen zu mir. Sie zieht entschuldigend die Schultern hoch. „Ich habe jemanden gebraucht, der mich berät. Du hast das hervorragend gemacht."

„Ich hätte lieber zwei Stunden geschlafen als mit dir Bilder durchzugehen, die du dann sowieso nicht postet."

Als Antwort kommt ein Drumstick auf mich zugeflogen. Er landet einen guten Meter links von mir.

Ich schau von ihm zu Vic und kichere. Die anderen steigen in mein Gelächter über Vic's Wurfkünste mit ein. Nur Ethan schnappt sich erst den einen Drumstick, den Vic noch in der Hand hält, und dann den neben mir. Er zeigt mit beiden drohend auf Vic: „Das ist kein Spielzeug."

„Ja ja", sagt sie und schiebt die auf ihr Gesicht gerichtete Drumsticks zur Seite, „und außerdem habe ich vorhin genau die Bilder gepostet, die du ausgesucht hast."

Entschuldigend lächle ich Vic an. Ich will ihr mitteilen, dass ich es nachher sofort liken werde, aber da kommt Thomas auf mich zu gerannt. Als er knapp vor mir mit einem Schrei abspringt, vergesse ich vor Überraschung glatt, meinen Kopf einzuziehen.

Er springt hoch genug, dass ich nicht getroffen werde, trotzdem sage ich: „Hey, das reicht jetzt! Wehe, jemand springt nochmal über mich!"

„Ohh, was willst du denn dagegen machen?", fragt Damiano, der schon wieder in Stellung gegangen ist, um ebenfalls Anlauf zu nehmen. Er neigt seinen Kopf zur Seite und schaut mich neckend an.

„Nicht mit euch auftreten?"

Sofort protestieren Ethan und Vic und beginnen, auf Thomas und Damiano einzureden, dass sie aufhören sollen.

„Schon gut!", ruft Thomas, „Wir wissen doch, dass nichts auf dieser Welt es wert sein könnte, die unglaubliche Maya zu verlieren."

Er lässt sich neben mich auf den Boden nieder, um zu verdeutlichen, dass er es nicht nochmal wagen würde, über mich drüber zu springen. Ich grinse ihn an. „An den Titel 'Unglaubliche Maya' könnte ich mich gewöhnen."

„Klingt als wärst du ne Magierin", sagt Damiano. Er kommt auf unsere Gruppe in die Mitte der Bühne geschlendert, bleibt aber stehen.

Nach einer kleinen Pause sagt Vic: „Aber ernsthaft, ich könnte mir nicht mehr vorstellen, ohne Maya aufzutreten. Da würde irgendetwas fehlen."

Morirò da ReginaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt