Empört lasse ich die Klatschzeitung auf den Tisch fallen. „Wirklich? Das schreiben die über mich?"
Rebecca und ich sitzen in der modern eingerichteten Lobby unseres Hotels, während die anderen schonmal die Koffer für unseren Rückflug nach Rom heute Abend packen.
Meine Managerin steckt die Zeitung wieder in ihre Tasche, um den gehässigen Artikel vor mir zu verbergen. Darin geht es darum, wie ich mich an Damiano rangemacht hätte, um etwas von dem Ruhm der Band nach ihrem ESC-Gewinn abzubekommen. Mit keinem Wort wird meine eigene Musikkarriere erwähnt. Ich habe den Artikel nicht mal bis zu Ende gelesen.
„Und das ist nicht der einzige", gibt Rebecca mit ernster Stimme zu bedenken.
Ich kann es nicht fassen. Die ganzen letzten Wochen habe ich nur die italienischen Nachrichten verfolgt. Ich war so froh darüber, dass meine Beziehung zu Damiano so positiv aufgenommen wurde, dass mich so etwas von der deutschen Presse komplett überrascht.
„Andere schreiben wenigstens mit darüber, dass du auch beim ESC warst", fährt Rebecca fort, „aber größtenteils geht es nur um deine Beziehung zu Damiano."
„Als ob das das Wichtigste über mich wäre!" Aufgebracht rutsche ich mit meinem Rücken an der Lehne des weißen Ledersofas herunter, bis ich fast liege. Mir stiegen langsam heiße Tränen in die Augen.
Rebecca ergreift meine Hand. „Ich weiß. Wir alle wissen das. Du glaubst gar nicht wie wütend Jana war, als sie uns den ersten dieser Artikel gezeigt hat."
Wäre ich nicht selbst gerade so wütend wie noch nie zuvor in meinem Leben, hätte mich das aufgemuntert. Ich kann förmlich sehen, wie Jana durch das Studio stapft und verlangt, dass etwas gegen die Artikel getan wird. Und zwar sofort.
Missmutig starre ich an die Decke bis mich das Gefühl verlässt, gleich vor Ärger zu weinen. Das letzte was ich will, ist über so einen Schwachsinn in Tränen auszubrechen.
Dann frage ich: „Wie lange gibt's solche Artikel schon?"
„Nachdem Damiano und du euch bei dem Livestream Auftritt in Berlin geküsst habt hat es langsam angefangen. Aber erst seit euren letzten beiden Auftritten gibt es mehrere dieser Sorte."
Ich entziehe meine Hand Rebeccas, um damit durch die Luft zu wirbeln. „Und ihr habt mir nicht vorher Bescheid gesagt?"
„Noah war dafür, es dir persönlich zu sagen. Und ich dachte auch, dass wir dir so lange wie möglich deinen Frieden lassen," antwortet Rebecca mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck. „Seitdem ich dich kenne habe ich dich nicht glücklicher gesehen, als mit Damiano und den anderen zusammen. Ich wollte dir nicht deine Zeit mit ihnen durch sowas verderben."
Das zügelt meine Wut etwas.
Die sonst so forsche Rebecca so etwas sagen zu hören, hätte ich mir nie im Leben erträumen können. Ihre warmen Worte lassen mein Herz ganz weich werden.
Ich versuche einen klaren Kopf zu bekommen. Während ich mich auf dem Sofa wieder in eine aufrecht sitzende Position schiebe, frage ich, „Was tun wir jetzt?"
Rebecca nickt, froh wieder übers geschäftliche reden zu können. „So unnötig es auch klingt, ein Statement von dir wäre gut, wo du klarstellst, dass du nicht deswegen mit Damiano zusammen bist."
Ich seufze. So sehr ich es auch liebe, dass mein Job daraus besteht Musik zu machen, so sehr hasse ich alles an Publizität was damit zusammenhängt.
„Wenn du willst, kann ich das übernehmen", schlägt Rebecca vor.
Zuerst will ich ablehnen, ich kann schließlich gut mit Worten umgehen und wäre in der Lage, ein Statement zu der Sache zu formulieren. Aber dann bedenke ich, dass ich wahrscheinlich gar keine passenden Worte finden würde, weil es mich so wütend macht, wie unnötig der ganze Stress ist.
DU LIEST GERADE
Morirò da Regina
FanfictionMaya macht ein Auslandssemester in Rom, Italien. So weit weg von zuhause will sie sich endlich selbst entdecken. Neues ausprobieren, neue Leute kennenlernen und ganz viel ungewohntes tun gehören da dazu. Als sie auf die Band Måneskin trifft scheint...