18. Gute Nacht

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Ich habe mich mittlerweile in das Gespräch von Ethan und dem Mädchen eingeklinkt, um nicht mehr meinen Gedanken hinterher zu hängen.

Vic kommt gerade auf uns zu. Ich sehe, wie sie einen Typen anschimpft, der ihr im Vorbeigehen die Hand auf den unteren Rücken gelegt hat. Ich höre zwar nicht was sie sagt, aber mittlerweile weiß ich, dass sie immer einen passenden Spruch auf den Lippen hat und ich bewundere sie dafür. Von dem Typen lässt sie sich nicht mal die Laune verderben und kommt lächelt auf uns zu.

Da auf der Sitzbank kein Platz mehr frei ist lässt sich Vic auf meinen Schoß wieder. Sie schlingt einen Arm um meine Schulter und lehnt sich zu mir, damit ich sie über die Musik verstehen kann. „Ich bin so glücklich, dass wir hier sind! Wir haben verdammt nochmal den Wettbewerb gewonnen!"

An ihrer genuschelten Aussprache erkenne ich, dass sie leicht angetrunken ist. Darüber muss ich nur grinsen. Auf einmal fällt mir auf, dass sie allein in die Raucherlounge gekommen ist. Ich frage: „Wo hast du Damiano gelassen?"

„Der wollte auch ne Pause machen, ich glaube er ist raus gegangen" Dann fällt ihr plötzlich etwas ein und sie zeigt mit ihrem Finger auf mich. „Apropos, ich hab genau gesehen wie ihr getanzt habt! Von wegen da läuft nichts zwischen euch"

Ich habe gewusst, dass ich der Konversation nicht entgehen kann. Langsam sage ich: „Ich weiß auch nicht ganz, was vorhin passiert ist"

„Also eins kann ich dir sagen, ich glaube nicht, dass er jemals jemanden so angeschaut hat wie er dich ansieht"

Ich beiße mir auf die Lippe. Nach einer kurzen Pause frage ich leise: „Wie schaut er mich denn an?"

Vic's Gesichtsausdruck verändert sich zu etwas, was ich nicht ganz deuten kann. Während sie spricht ist plötzliche ihre betrunkene Leichtigkeit verschwunden. „So als wärst du der Mittelpunkt seiner Welt und alles würde sich um dich drehen"

„Oh wow", sage ich. Damit habe ich nicht gerechnet.

„Maya, ich weiß wirklich nicht was bis jetzt zwischen euch ist und ich glaube wir sollten die Unterhaltung mal fortführen, wenn ich nicht so viel Alkohol intus habe, aber du und Damiano solltet euch auch mal unterhalten. Ich will nicht, dass einer von euch verletzt wird nur weil du dir nicht sicher über deine Gefühle bist", sagt Vic.

Ich bin überrascht darüber, wie viel mehr Sinn eine betrunkene Vic ergibt als meine Gedanken, die nicht vom Alkohol vernebelt sind. Sie hat Recht, ich muss mir wirklich darüber klar werden, was ich gegenüber Damiano empfinde.

„Ugh, ich hasse das", stößt Vic hervor und lässt ihren Kopf hängen, „Ich sitze hier, gebe die Tipps über Jungs während ich viel lieber - "

Sie bricht plötzlich ab. Ich streiche ihr das blonde Haar hinters Ohr damit ich ihr Gesicht sehen kann. „Alles gut? Was würdest du lieber?"

Vic richtet sich auf und sieht mich an. Ihre Leichtigkeit ist zurückgekehrt. „Ich mach das jetzt einfach, sonst bereue ich es"

Dann beugt sie sich nach vorne und unsere Lippen treffen aufeinander. Vic küsst mich zögernd, um mir die Möglichkeit zu geben, mich zurückzuziehen. Aber das tue ich nicht. Vielleicht einfach weil dieser Abend sowieso schon eine emotionale Achterbahnfahrt ist, vielleicht auch weil ich plötzlich realisiere, dass es sich einfach richtig anfühlt. Ich lehne mich mehr in den Kuss. Mit Vic habe ich mich schon immer verstanden gefühlt. Ihre Hand fährt durch mein Haar. Ich seufze gegen ihre weichen Lippen. Vielleicht bedeutet dieser Kuss auch gar nicht so viel und wir sind einfach zwei junge Mädchen, die ihren Abend feiern.

Wir lösen uns lächelnd voneinander. „Das war wundervoll", hauche ich.

Vic drückt mir einen leichten Kuss auf die Nasenspitze, bevor sie antwortet: „Das finde ich auch"

Morirò da ReginaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt