Die Entscheidung

32 7 1
                                    

Ein lautes Poltern erklang und ich erwachte erschrocken aus meinem Schlaf. Immer noch leicht benommen blickte ich mich um und erst langsam realisierte ich, wo ich mich befand. Ich saß noch immer in der Hölle im Berg fest. Mein Kopf hatte auf Lokis Brust geruht und Loki selbst hatte seinen Arm schützend um mich gelegt und seinen Kopf auf meinen abgestützt. Auch er war durch den plötzlichen Lärm aufgewacht und schaute sich nach der Quelle des Lärms um. Als kurz darauf fünf Männer in den Kerker hineingestürmt kamen, sprang der Gott des Unheils alarmiert auf. Ich rutschte unruhig auf der Bank hin und her, aber ich blieb sitzen. An der Spitze des kleinen Trupps lief Heimdall. In seiner Hand trug er demonstrativ das goldene Schwert zur Schau und ich sah, wie Loki bei dem Anblick des Schwertes, seine Schultern strafte. In seinem Blick sah ich die Gier aufflammen. Er begehrte das Schwert für seine Macht. Ich fragte mich unwillkürlich, ob dahinter eine gute Absicht steckte...
Bei Heimdalls Anblick keimte Hoffnung in mir auf. Hatte er die anderen Männer überzeugen können uns zu vertrauen? Als neben Heimdall ein mir zu bekanntes Gesicht auftauchte, erstarb mein Fünkchen Hoffnung wieder und mein Gesicht verdunkelte sich. Der Blick des Narbengesichts fiel auf mich und er schenkte mir ein anzügliches Grinsen und zwinkerte mir zu. Ein Schauer lief mir über meinen Rücken. Der kleiner Trupp blieb direkt vor unserem Kerker stehen. Heimdalls Miene wirkte unersichtlich. Mit seinen stechenden Augen musterte er uns beiden. ,,Wir haben eine Entscheidung getroffen...", antwortete Heimdall. Erwartungsvoll schaute ich den Wächter an. Dieses Urteil würde wirklich über alles entscheiden. Es würde darüber entscheiden, ob wir unsere Geschwister retten könnten und gleichzeitig, würde es auch über unser eigenes Schicksal richten. Daher war der Druck, der auf meinen Schultern lastete, um so groß. Heimdall machte eine bedeutungschwere Pause. Dann sprach er: ,,Wir werden den Bifröst öffnen und euch zur Erde lassen, wenn ihr Odin, den Allvater, zurückbringt." Ich spürte, wie Loki sich neben mich versteifte und die Zähne aufeinander presste. Waren das gute Aussichten?, fragte ich mich. Ich verpasste Loki einen Stoß in die Seite und der Gott an meiner Seite, entspannte sich sichtlich. Sein Blick glitt zu mir und unsere Augen trafen sich für einen Moment. Er verstand, was ich ihm stumm mitteilen wollte. Es war unsere einzige Chance aus dem Schlamasel fein wieder rauszukommen. Er seufzte. ,,Das trifft sich gut...", begann er und richtete jetzt seine volle Aufmerksamkeit auf Heimdall, der ihn unbewegt musterte. ,,Ich habe ihn zur Erde gebracht...", legte der Gott weiterhin Zeugniss ab. Heimdall musterte ihn unentwegt und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er erkennen konnte, wenn Loki log. Sein Blick ruhte noch einige Sekunden auf ihn, bis er dann schließlich nickte. ,,Nun gut, dann werden wir dir den Weg ebnen." Das Narbengesicht wirkte geschockt und starrte Heimdall fassungslos von der Seite an. ,,Heimdall, wir können ihm nicht vertrauen. Er ist der Gott der Lügen...", richtete er sein Wort nun an den ehemaligen Wächter des Bifröst, doch dieser beachtete ihn keines Blickes. Wir haben uns entschieden und es dient dem Wohle des Reiches", antwortete Heimdall und die anderem der kleinen Gruppe nickten zustimmend. ,,Aber wenn du die beiden begleitest, kannst du dich eigenhändig von der Wahrheit überzeugen....", entschied Heimdall und dem Narbengesicht entglitten jegliche Gesichtszüge, doch an den Blicken der Anderen, erkannte er, dass er diese Entscheidung nicht anzweifeln sollte. Selbst ich war nicht über diese Idee erbaut, denn ich hasste das Narbengesicht und das er uns begleiten sollte, ließ mich um meine Sicherheit zweifeln. Vielleicht konnte er uns aber eine Hilfe sein, denn in den Stark Tower zu kommen, würde sie nicht als ein leichtes Unterfangen entpuppen... Zumindest versuchte ich mir diese Entscheidung so schön zu reden. Loki schwieg bedächtig.

Wir wurden aus unseren Zellen gelassen und gemeisam gingen wir zum Bifröst. Auf dem Weg stubste ich Loki an, der ungewöhnlich still war. Er schien in Gedanken versunken zu sein und ich wollte an seinem Gedankenkomplex teilnehmen. ,,Über was denkst du nach?", fragte ich ihn, doch er schüttelte nur den Kopf. ,,Ich versuche einen Plan zu entwickeln", antwortete er schlicht und ich nickte wissend. ,,Es wird schwer sein, an den Tesserakt zu gelangen...", erwiderte ich und er nickte schwer. "Und wir können sie ja schlecht darum bitten. Ich würde mal behaupten, dass wir beide aus unterschiedlichen Gründen, das Vertrauen der Avengers und besonders das von Tony Stark verspielt haben...", erklärte er weiter und ein kurzer Auflacher entkam meiner Kehle, was dem Narbengesicht dazu brachte, mir von der Seite einen merkwürdigen Blick zuzuwerfen. Ich ignorierte ihn gekonnt. ,,Was ist das eigentlich zwischen dir und deinem Vater?", fragte ich weiter und Loki seufzte tief. ,,Adoptivvater...", verbesserte er mich. ,,Es ist schwierig zu erklären", antwortete er und ich merkte, wie er mit sich haderte. Ich blieb stehen und legte beschwichtigend eine Hand auf seinen Arm. ,,Du brauchst mir jetzt nicht davon zu erzählen, wenn du es nicht kannst. Ich kann verstehen, dass Familie ein komliziertes Thema sein kann.", erklärte ich und erinenrte mich dabei an die unzähligen Male, mit denen ich mit meinen Eltern und meiner Schwester gestritten hatte. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass meine Eltern nicht damit klarkommen konnten, dass auch ihre jüngere Tochter weit von ihnen weg ziehen und ihrer Schwester nach New York folgen wollte, um bei einem reichen Typen in der Firma zu arbeiten, da sie dort ein gutes Jobangebot erhalten hatte. Es war mir schwer gefallen, mich gegenüber meinen Eltern zu erklären und meinen Willen durchzusetzen. Mir war damals auch schwer gefallen, meine Gefühle vor meinen besten Freunden auszudrücken, obwohl ich damals jeden Gedanken mit ihnen geteilt hatte. Daher konnte ich seine Situation mehr oder weniger gut nachvollziehen. Nur, dass meine Sorgen und Probleme sich nicht so gravierend auf ein ganzes Königreich ausgewirkten und ich und meine Eltern keine Götter waren. Ich versuchte mich trotzdem in ihn und seine Gefühle hineinzuversetzen. Ich hatte bereits am eigenen Leib gespürt, dass er sich selbst wie das Monster sah und sich schwer damit tat, sich selbst anzuerkennen. Vor mir hatte er sich niemanden wirklich anvertraut, dass war mir auch bewusst geworden.

Ein leichtes Lächeln glitt über seine Lippen und er nickte anerkennend. Das Narbengesicht, welches unser Gespräch verfolgt hatte, verdrehte nur die Augen, aber er schwieg. Ich ignorierte ihn. 

Am Bifröst angekommen, nahm Heimdall das gewaltige Schwert und steckte dieses in die dafür vorgesehene Verankerung im Boden. Das Schwert rastete mit einem lauten Rumpsen ein, welches den gesamten Boden zum Beben brachte. Ängstlich klammerte ich mich an Lokis Arm, der schützend einen Arm um mich legte. Heimdall Hofund mit viel Kraft herum, um uns so den Weg zur Erde zu öffnen. Bevor wir allerdings die Brücke zu Dritt betraten, hielt Heimdall uns noch für ein paar letzte Worte seinerseits zurück.

,,Versucht uns nicht hereinzulegen, Loki...", sprach er und seine Stimme klang dabei sehr eindrucksvoll. Er sprach dabei bewusst nur Loki an und dieser nickte stumpf. Man konnte ihm aber das Unbehagen im Gesicht ansehen. ,,Und vor allem, versuche dich nicht meines Blickes und meiner Ohren zu entziehen. Wenn ihr meine Hilfe braucht, müsst ihr nur meinen Namen rufen und ich hole euch da raus.", erklärte er und wir nickten verstehend. Mit einem letzten Blick zurück und einem mulmigen Geühl im Magen, traten wir unsere Reise zur Erde an. 


Was würde uns nur erwarten?

I will always hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt