Das Tor im Berg

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Strauchelnd ging ich hinter Loki her, dessen Hände hinterm Rücken gefesselt waren. Auch meine Handgelenke waren mit einem Seil fest miteinander verbunden. Ich versuchte vergeblich mich zu befreien, doch bei jeder Bewegung schnitt das Seil nur noch mehr in meine Haut. Zudem spürte ich ein unnatürliches Ziehen in meinen Schulten, weshalb ich schnell aufgab und mich mehr oder weniger meinem Schicksal fügte. Die hohen Absätze machten mir zu schaffen und anders als Loki, nahmen diese Männer keine Rücksicht auf mich. Wenn ich ihrer Meinung nach zu langsam ging, wurde ich unsanft nach vorne gestoßen. Außerdem taten meine Füße unerträglich weh, sodass ich irgendwann die Entscheidung traf, ohne meine Schuhe weiterzulaufen. Mit einer ruckartigen Bewegung streifte ich einen nach den anderen von meinen Füßen und schleuderte sie fort.
Wir liefen immer tiefer in den Wald hinein. Das Dickicht um uns herum wurde immer dichter und auch die Bäume standen immer enger zusammen. Dadurch war der Wald nur spärlich beleuchtet, obwohl die Sonne hoch am Himmel stand. Ein kalter Wind pfiff durch den Wald und ich fröstelte. Einer der Männer warf mir ein dreckiges Grinsen zu und ich wandte angeekelt mein Gesicht ab.

Zähneknirschend starrte ich die ganze Zeit auf den Boden und sagte kein Wort. Darauf achtend wohin ich meinen Fuß setzte. Ich spürte, wie Loki sich mehrmals zu mir umdrehte, doch ich schaute kein einziges Mal auf. Einmal hörte ich wie einer der Männer Loki deswegen anfuhr und ihn nach vorne schubste.

Ich war in Gedanken versunken, als ich am Rande merkte wie sich der Boden unmittelbar unter meinen Füßen veränderte. Der von Erde, Steinen und von Pflanzen bedeckte Boden ging in einen Weg über, der aus hellem Stein gepflastert war. Irritiert blieb ich stehen und schaute auf. Vor uns erstreckte sich ein riesiges Tor, welches in einem großen Berg eingehauen war. Das kalte Metall aus denen die riesigen Flügeltüren bestanden, war mit kunstvollen Verzierungen geschmückt. Bei der äußerlichen Gestaltung hatte man sich an der Umgebung orientiert und hatte für die Verzierung des Tores Ranken gewählt. Jedes Detail war kunstvoll ausgearbeitet worden. Diejenigen, die dieses Tor erbaut hatten, mussten über ein außerordentliches handwerkliches Geschick verfügt haben.
Mein Blick glitt zu Loki, der ebenfalls stehen geblieben war und das Tor betrachtete. Ich trat zu ihm heran und blickte zu ihm hoch. „Ich wusste nichts davon...", hauchte er mir zu, ohne seinen Blick von dem Tor zu lösen. In seinem Blick lag Besorgnis. „Ich dachte, ich kenne jede Ecke Asgards...", hauchte er mir weiter zu und schaute zu mir herunter. Ich wollte ihm antworten und ihn beruhigen, doch ein Stoß in meinem Rücken lenkte mich ab. „Weiter geht's, Prinzessin...", ertönte daraufhin eine Stimme, die ich widerwillig den Mann mit der Narbe im Gesicht zuordnete. Er lehnte sich über meine Schulter und grinste mich verwegen von der Seite her an. „Heimdall wartet sicher schon auf uns...", fügte er breiter grinsend hinzu. Sein abartiger Atem streifte mein Gesicht und ich schaute angewidert zur Seite. Mein Blick begegnete Loki, welcher dem Mann neben mir einen Todesblick schenkte, der besagte, dass er ja die Finger von mir lassen sollte.

Der Mann packte meine gefesselten Handgelenke und schob mich weiter und erst jetzt erkannte ich, dass der Weg bis zum Tor eigentlich eine Brücke war. Mein Blick fiel über die Brüstung in die Tiefe und ich schluckte hart, denn unter uns ging es hundert Meter in die Tiefe, wo sich das Ende im Dunkeln verlor.

Das Narbengesicht zerrte mich weiter zum Tor. Mich mit einer Hand immer noch gepackt halten, schlug er mit der Faust gegen das Tor, was einen ohrenbetäubenden Knall auslöste.

Eine Weile geschah daraufhin nichts und ich spürte wie der Mann neben mir langsam ungeduldig wurde. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Nach geschlagenen zwei Minuten, regte sich endlich etwas. Eine kleine Klappe wurde aufgeschoben und das Gesicht eines bärtigen Mannes erschien dahinter und musterte das Narbengesicht von oben bis unten. ,,Ja?", fragte er genervt und er wirkte gelangweilt. Als sein Blick jedoch auf mich und dann Loki, der ein paar Meter Abstand hinter mir stand, wurde sein Blick spürbar interessierter. Geschwind schloss er das kleine Fenster wieder und im nächsten Momentwurde das Tor nach innen geöffnet. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah wie sechs Männer ihre ganze Kraft aufwenden mussten, um das Tor zu öffnen. Sie ächzten und stöhnten unter dem großen Gewicht des Tores. Diese Festung in den Bergen stellte definitiv einen sicheren Rückzugsort dar und war mit Sicherheit schwer einzunehmen.

I will always hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt