Katz- und Mausspiel

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,, Er hat das Schwert Hofund in seinen Besitz gebracht...", brachte der Junge zitternd hervor.

...

Ich hielt mich an einem Ast fest, der in Augenhöhe vor meinem Gesicht hin und her schwankte und zog mich mit Schwung an diesen hoch.  Der Ast knackte unter meinem Gewicht bedrohlich, doch er hielt stand. Ein kurzer Blick über meine Schulter verriet mir, dass wir schon einige Meilen vom Schloss entfernt waren.
Wie wir hierhin gekommen sind, ist einfach erklärt:
Als Loki die Nachricht über Heimdalls Diebstahl erfahren hatte, hatte er keine Sekunde gezögert und war los gezogen. In meinem Eifer wollte ich unbedingt mitkommen und nun ja das hatte ich nun davon...

Doch ich wollte nicht tatenlos herumsitzen und voller Angst auf Lokis Rückkehr warten. Wir brauchten das Schwert, um unseren gemeinsamen Plan, den wir eigentlich noch nicht richtig ausarbeitet hatten, durchführen zu können.
Wir waren sofort aufgebrochen, weshalb ich immer noch das grüne Kleid und die dazu passenden hohen Schuhe trug, die mich jetzt im Wald, der am Schloss angrenzte, behinderten..

Loki war mir immer ein ganzes Stück voraus und überprüfte den Weg nach irgendwelchen Spuren, die auf Heimdalls Verbleib hinwiesen.  Übrigens ist meiner Meinung nach, das Wort ,,Weg" hier völlig falsch plaziert, denn was wir hier taten, glich eher einer gewagten Kletterpartie....

Warum musste Heimdall ausgerechnet in den abgelegensten Teil Asgards fliehen!?

Ich blieb stehen und stützte meine Handflächen auf meinen Oberschenkeln ab. Ich war durch und durch erschöpft und wollte nichts lieber, als in mein weiches Bett zu fallen. Ich legte den Kopf in den Nacken und versuchte den Mond durch die Baumwipfel zu erspähen, doch vergeblich... Das dichte Blätterdach verhinderte fast jeglichen Blick auf den Himmel, aber so dunkel wie es hier am Boden war, hätte ich es mir auch denken können. Es war manchmal schwierig Loki durch die Dunkelheit zu erspähen. Besonders, da sich seine grüne und schwarze Kleidung an die Umgebung anzuschmiegen schien. Ich hätte ihn mehr als einmal beinahe verloren, doch der Gott nahm tatsächlich Rücksicht auf mich und wartete auf mich, wenn ich zu weit zurückgefallen war.  Allerdings merkte man ihm auch seine Ungeduld an. Er fürchtete sich davor Heimdalls Spuren zu verlieren oder ihm zu viel Zeit zu lassen, sodass er falsche Spuren legen könnte, die uns in eine völlig falsche Richtung lenken könnten. Es war wie ein Katz- und Mausspiel. Allerdings blieb noch abzuwarten, wer die Katze uns  wer die Maus in diesem Spiel war und das beunruhigte mich sehr....

Ein Windstoß ließ mich frösteln.

,,Ist dir kalt?", fragte eine ruhige, aber auch besorgt klingende Stimme direkt neben mir. Ich zuckte vor Schreck zusammen, denn ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dass Loki zu mir getreten war. Schüchtern nickte ich. ,,Ja, vielleicht ein bisschen...", murmelte ich und sah den Gott, der mich vor ein paar Stunden noch geküsst hatte, in die Augen. Loki zog seinen Mantel aus und legten den schweren Stoff um meine Schultern. Sofort umschloss mich eine wollige Wärme. ,,Danke....", flüsterte ich schon beinahe und sah den Gott mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen an. Er antwortete nicht, sondern legte den Arm um meine Schulter. 

,,Ich habe dahinten eine gute Stelle gefunden, an der wir ein wenig Pause machen könnten. Du könntest dann ein wenig schlafen. Ich sehe doch wie erschöpft du bist.", sagte er ruhig. Überrascht hob ich beide Augenbrauen. Ein verlockendes Angebot, doch ich wusste, dass er ohne mich wahrscheinlich die ganze Nacht durchgelaufen wäre, weshalb ich mich ein Gefühl von Schud durchfuhr. Vorsichtig legte ich Loki eine Hand auf den Arm. Sofort fixierten mich seine grünen Augen, die wie Katzenaugen im Dunkeln zu leuchten schienen.

,,Wir müssen wegen mir keine Pause machen...", sagte ich ernst und legte eine Deutlichkeit in meine Stimme, die ihn wahrscheinlich eher unterbewusst dazu veranlasste, den Abstand zwischen uns ein wenig zu vergrößern.

Er schüttelte den Kopf. ,,Nein, du bist erschöpft und ich werde keinen weiteren Schritt mit dir machen, bis du dich nicht ein bisschen ausgeruht hast...." So wie er die Worte aussprach, wusste ich, dass ich ihm jetzt besser nicht widersprechen sollte. Zu oft hatte mir dies schon Schmerzen eingebracht. Außerdem wollte ich die neu gewonnene Nähe zwischen uns nicht gefährden, denn ich liebte ihn wirklich....

Daher nickte ich schließlich geschlagen. Ich konnte Lokis Gesicht in der Dunkelheit nicht gut sehen, doch ich glaubte ihn daraufhin triumphierend Grinsen zu sehen. Ich verdrehte die Augen. Eigentlich sollte er alles andere als glücklich über diese Pause sein, denn es ging wichtige Zeit verloren.

Heimdall könnte schon längst über alle Berge sein......

Doch das schien Loki aufeinmal nicht mehr zu intressieren. Ich hatte das Gefühl, dass er etwas wusste, was ich nicht wusste.....  Loki legte wieder den Arm um mich, als er mich zu dem Ort gebracht hatte, den er für ein Nachtlager auserkoren hatte. Soweit ich es im Dunkeln beurteilen konnte, war es ein schönes Plätzchen. Die Bäume standen hier nicht so dicht aneinander, sodass eine kleine Lichtung entstand. Ich kuschelte, mich in dem Mantel des Gottes eingewickelt, an diesen, doch ich war sichtlich beunruhigt. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Der plötzliche Umschwung von Lokis Verhalten gab mir zu denken und ließ mir keine Ruhe. 

,,Was ist los...?", hauchte ich daher fragend. Ich wagte nicht lauter zu sprechen, die Angst schnürrte mir meine Kehle zu. Loki aber presste einfach einen Kuss auf meine Stirn, ohne mir zu antworten. Ich ließ es verwundert geschehen.  ,,Wir sind einer geraumen Zeit nicht mehr alleine...", nuschelte Loki plötzlich. Meine Augen weiteten sich. ,,Was...Woher!?", stieß ich hervor und wollte mich panisch umsehen, doch Loki verhinderte dies, in dem er einfach seine Lippen auf die meinen presste. ,, Alles gut...", sagte er breit grinsend, als er sich wieder von mir löste. ,,Du solltest schlafen. Du brauchst jede Kraft für morgen...", murmelte er verträumt und strich mir über meine Haare. Fassungslos schaute ich ihn an. Wie in Gottes namen sollte ich, nachdem er mir soetwas gesagte hatte,  in Ruhe schlafen!? In einer Mischung aus Unglaube und Panik schaute ich den Gott an. Was wäre, wenn sie uns angriffen, wenn ich schlief!? Loki schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn er strich mit seiner Hand beruhigend über meine Wange und flüsterte: ,,Dir wird nichts geschehen. Ich wache über dich. Also entspann dich ..." Er zog mich näher zu sich heran. Ich schaute ihn nur ungläubig an, doch als ich seinen Blick auffing, schwieg ich und ließ die Schultern sinken. Langsam lehnte ich meinen Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen.

Aufmerksam lauschte ich seinem ruhigen Atem und grübelte angestrengt, woher Loki wohl wissen könnte, dass wir verfolgt wurden. Ich hatte nichts mitbekommen, was auf soetwas deuten lassen konnte...

Vielleicht irrte er sich ja, schoss es durch meinen Kopf, doch Zweifel überkam mich. Was, wenn er recht hatte, was würde morgen dann auf mich warten?

Immer weiter umschloss mich die Dunkelheit und eine Welle aus Schlaf fiel über mich hinein...

I will always hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt