Die Dienerinnen

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Als er den Raum verlassen hatte, brach ich weinend auf dem Bett zusammen. Ich wollte wieder nach Hause und das schnell. Ich spielte sogar mit dem Gedanken einfach aus dem Fenster zu springen, verwarf diesen aber schnell wieder. Was würde es mir nützen, wenn ich zwar frei aber Tod wäre? Ich vergrub mein Gesicht in einem der purpurroten Kissen und schluchzte verzweifelt. Was sollte ich jetzt nur machen?

Irgendwann, vielleicht Stunden oder auch nur Minuten später hörte ich Stimmen an der Tür. Erschrocken fuhr ich hoch und wischte mir blitzschnell meine Tränen fort. Ich wollte nicht das irgendwer, besonders nicht Loki, sah, dass ich geweint hatte. Ich wollte ihm nicht zeigen, wie zerbrelich ich doch war.
Es brachte mir aber überhaupt nichts. Meine Augen waren rot und geschwollen und man sah auf dem ersten Blick, was sich hinter der verschlossenen Tür abgespielt hatte. Es klopfte. Ohne auf eine Antwort zu warten, sprang die schließlich Tür auf. Anders als ich erwartet hatte kam nicht Loki, sondern drei Dienerinnen herein. Sie steckten alle in einem roten Tüll und Stoff Haufen. Aus meinem damaligen Latein Unterricht wusste ich, dass es sich dabei um Tunikas handelte. Ich hatte mich nie besonders für diese Sprache interessiert, aber manchmal stellte sie sich noch als ziemlich nützlich heraus. Von wegen Tote Sprache, das ich nicht lache.
Jeder von ihnen trug etwas auf einem großen Holz Tablette. Ich erkannte nicht, was sich darauf befand. Es war in kleinen Schatullen verpackt. Erstaunt, aber auch misstrauisch beobachtete ich, wie sie herein kamen und sich vor meinem Bett, in eine Reihe aufstellten. Dann verbeugten sie sich tief.,,Ja?", fragte ich vorsichtig. Eine der Dienerinnen trat vor und verbeugte sich nocheimal kurz und nicht so tief, bevor sie sprach. Sie hatte langes blondes Haar, welches sie, in einer aufwendigen Flecht Frisur zurückgebunden hatte. Auch die anderen Frauen trugen ihr Haar so. Sie lächelte mich an. Ihr Lächeln war das herzlichste und freundlichste, was ich jemals gesehen hatte und ich vergaß für einen Augenblick, wo ich mich befand.,, Wir sind vom Herrn geschickt worden, um sie aufzuhübschen, Herrin.", sagte sie mit einer lieblichen Stimme. Die mein Herz höher schlugen ließ. Ich bemühte mich meinen Mund nicht offen stehen zu lassen und versuchte stattdessen ein Lächeln hervorzubringen.,,Welchen Herrn?", fragte ich weiter. Eigentlich konnte ich mir ja schon denken, wer damit gemeint war.
Eine der beiden anderen Dienerinnen kicherte amüsiert:,, Prinz Loki natürlich! Wer sonst!?" Die andere neben ihr fiel in ihr Gekicher mit ein und erst jetzt fiel mir auf, dass die beiden sich so unfassbar ähnlich sahen. Sie beide hatten schwarze Haare, braune Augen und die gleiche Nase. Sie waren sogar gleich groß. Zwillinge.
Ich sah sie nur verwirrt an und runzelte meine Stirn. Auch die Dienerin, die vorgetreten war kicherte nicht. Sie warf ihren Begleiterinnen einen bösen Blick zu. Sofort verstummten die beiden Frauen und senkten ehrfürchtig ihren Kopf, als fürchteten sie dafür bestraft zu werden.
Ich schüttelte den Kopf.,, Ich will für niemanden aufgehübscht werden.", sagte ich bestimmt. Melodie verzog das Gesicht und eine der Zwillinge sprach mit leiser Stimme:,, Aber Herrin, das ist unser Befehl. Wir müssen schreckliche Strafen erleiden, wenn wir seinen Worten nicht Folge leisten. Das sind die Regeln. Außerdem... Wollen sie ihm so unter die Augen treten?" Vorsichtig hob sie ihre Hand und zeigte auf mein Gesicht. Ich erötete leicht. Ich hatte völlig vergessen, wie verweint ich aussah.
,,Ok, aber nennt mich bitte Lucy.", willigte ich schließlich doch ein. Daraufhin lächelten die drei fröhlich und sahen mich an.,, Ok gerne, Lucy...", sagte die andere Frau mit den schwarzen Haaren und machte einen kleinen Knicks. Woraufhin ich lachen musste.

Also wurde ich nun aufgehübscht. Sie flochten meine Haare, schminkten mich und steckten mich auch in eine Tunika. Wenn auch gegen meinen Willen. Währenddessen hörte ich den Worten der Dienerinnen zu. Sie beantworteten mir jede Frage, die ich stellte und so erfuhr ich, dass die Frau mit den blonden Haaren und dem wunderschönen Lächeln, Melodie hieß. Ich fand, das der Name zu ihr sehr gut passte. Sie war zwei Jahre jünger als ich und arbeitete auch schon eine geraume Zeit hier im Schloss. Ich erfuhr außerdem, dass sie früher in Kindertagen mit den Prinzen befreundet war. Loki und Thor. Thor war der rechtmäßige Thronerbe und der Gott des Donners. Loki dagegen war der Gott der Lügen und des Chaos. Irgendwie treffend, wie ich fand. Melodie beschrieb ihn als einen schnell zornigen und nachtragenden Menschen. Na super... Das waren ja Eigenschaften, die mir gefielen... Aber er war auch der sentimentalere von den beiden Brüdern.

Bei den Zwillingen fiel es mir wesentlich schwerer mir zu merken, wer von ihnen wer war. Sie sahen komplett gleich aus. Wer also war von ihnen Sky und wer war Sif? Irgendwann bekam ich von Melodie den Hinweis, dass Sky an ihrem rechten Ohr eine Einkerbung hatte. Als sie klein war hat ihr Vater, ein Messer nach ihr geworfen und Sky damit verletzt. Er war betrunken gewesen und es war keine schlimme Verletzung gewesen, aber so waren die Zwillinge nicht mehr komplett gleich und man konnte sie fort an außernander halten.

Dann waren sie fertig und ich begann ihr Werk im Spiegel zu bewundern. Ich sah großartig aus. Ich war vorher nie auf die Idee gekommen, meine Haare zu Flechten und hochzustecken. Es war mal etwas anderes und neues. Darüber hinaus fand ich, dass es mir außerordentlich gut stand. Außerdem sah man mir überhaupt nicht mehr an, dass ich geweint hatte. Was Schminke für Wunder verrichten kann... Selbst meine Bedenken über die Outfit Wahl, waren verflogen. Die Tunika hatte ebenfalls wie die Bettwäsche eine purpurrote Farbe. Ich vermutete, dass beides aus dem selben Stoff genäht wurde, aber beweisen konnte ich es nicht. Ich lächelte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so schön ausgesehen zu haben. Die drei Frauen standen im Hintergrund und schienen sich zu über meine Bewunderung zu amüsieren. Ich konnte sie im Spiegel lächeln sehen.
Plötzlich klopfte es an der Tür.

I will always hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt