Wenn der Betrug zum Alltag wird..

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,,Schön, das wir uns schon wieder sehen", begann Steve und schloss mich in eine Umarmung, die mir etwas zu lange ging. Ich löste mich lächelnd von ihm. ,,Ich freue mich auch und das vor allem nach dem schönen Abend gestern Abend", antwortete ich und legte so viel Aufrichtigkeit in meine Stimme, wie ich vermochte. Den Tag über hatte ich damit verbracht, einen Plan mit Loki und dem Narbengesicht auszuklügeln und wir waren zwischendurch wirklich verzweifelt, da wir außer meinen eigenen Erfahrungen bei meiner Arbeit einige Etagen tiefer und mein relativ kurzen Aufenthalt im Apartment, nichts von dem Stark Tower wussten und vor alle, nichts über die Sicherheitsaspekte des Gebäudes. Der Abend ist stetig immer näher gerückt und unsere Verzweiflung ist gestiegen. Den Plan, den wir schlussendlich entwickelten, war nicht sonderlich großartig und entsprach nicht meinen Bedenken, die ich gestern Abend nach dem Date mit Steve gegenüber den Beiden noch geäußert habe, aber vielleicht mache ich mir viel zu viele Sorgen. Ich meine, es ist sinnvoll alles eher zu überdenken, als sich zu wenig Gedanken zu machen. Vielleicht wird es ganz einfach und ich kann mir den Tesserakt nehmen und einfach gehen. Vielleicht kann ich mit Steve einfach die Wahrheit sagen und vielleicht gibt er mir einfach den Tesserakt und niemand muss verletzt werden, aber ich wusste, dass das niemals so geschehen wird, Steve Moralbewusstsein ist Groß, doch er würde nicht es nicht verstehen. Er würde mir den Tesserakt niemals, ohne die Zustimmung der anderen Avengers, geben. Genau das war mir absolut klar. Ich biss mir auf die Lippen herum, während er mich in den Aufzug führte. Er drückte auf den Aufzug die oberste Taste und als die Aufzugtüren sich schlossen, stieg meine Nervosität und mein schlechtes Gewissen deutlich an. Ich seufzte tief durch. Ich wusste, wofür ich das ganze hier tat. Ich wusste, dass ich für meine Schwester alles tun würde, aber vor allem wusste ich schon vorher, was ich dafür eingehen muss, aber ich hatte es auch in Kauf genommen. Ich hatte Steve schon gestern belogen, doch dort war mein schlechtes Gewissen zwar da gewesen, doch hatte es sich dann doch in Grenzen gehalten. Jetzt durfte ich nicht schwach werden. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte Steve mich besorgt und schaute mich von der Seite her an. Ich nickte benommen. ,,Ja, es ist nur, dass ich seit du weißt schon, das erste Mal wieder hier bin", versuchte ich mich mein absurdes Verhalten zu erklären und überraschenderweise nickte Steve verständnisvoll. Er griff nach meiner Hand und drückte sich aufmunternd. ,,Hey, es wird alles gut und die anderen werden auch noch irgendwann erkennen, dass du manipuliert wurdest. Stark wird dir bestimmt auch irgendwann verzeihen.", antwortete er und ich hörte deutlich das Mitleid aus seiner Stimme heraus. Am liebsten hätte ich ihm meine Hand entrissen und ihn angeschrien. Ihn geschüttelt und geschrien, dass er überhaupt nichts versteht, das die anderen mir niemals verzeihen können, das er mir niemals verzeihen wird, das sie alle mich hassen werden und das er das nur noch nicht weiß. Ich wandte mich von ihm ab. Ich wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen und nickte nur stumm. Der Aufzug rettete mich, denn er sprang mit einem Pling auf und die Türen sprangen auf. Es hatte sich nichts verändert. Beide Sofas standen noch immer da wo sie waren und auch das rechtliche Einrichtung hatte sich nicht verändert. Als wir im Apartment standen, ging er an mir vorbei zur Bar und begann uns einen Drink zu mixen. ,,Setz dich ruhig", wies er mich an und ich ließ mich auf einem der Sofas nieder. Dann brachte er mir meinen Drink und ließ sich dann selbst auf der Couch nieder. ,,Danke", murmelte ich und prostete ihm in der Luft zu. Dann nippte ich an meinem Drink und verzog unwillkürlich das Gesicht, denn seine Mischung war wirklich stark. In linste zu ihm herüber. Hat er ein Alkoholproblem? ,,Alles gut? Ist der Drink zu stark?", fragte er mich und wollte aufstehen und mir einen Neuen Drink mixen, doch ich schüttelte vehement den Kopf. ,,Alles gut", antwortete ich schnell. ,,Du brauchst mir keinen neuen Drink mixen", fügte ich noch hinzu. Steve blickte mich skeptisch an, aber trank dann selbst einen großen Schluck von seinem Drink. Ich trank ebenfalls einen weiteren Schluck von meinem Drink und stellte ihn dann schnell auf dem Tisch ab. ,,Hast du Hunger? Sollen wir etwas bestellen?", fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. ,,Ich habe schon vorher gegessen", log ich und Steve nickte gedankenverloren. Mein Appetit war durch unser Vorhaben absolut verdorben. Ich hatte mich Mittags gezwungen etwas zu essen, denn ich musste bei Kräften sein, wenn wir unseren Plan durchführen, doch ich hatte jedem Bissen wirklich herunter gezwungen. Loki hatte mich die ganze Zeit besorgt von der Seite gemustert und sich wahrscheinlich gefragt, ob es eine gute Idee war, wenn ich der Hauptakteur in dem Plan bin. Wenn ich erst den Tesserakt in den Händen hielt, rufe ich das Prepaid Handy, welches wir heute im Supermarkt gekauft hatten und ich mehrere Male Loki und dem Narbengesicht gezeigt hatte, an. Das Narbengesicht hatte das Telefon verwundert und beeindruckt zugleich angestarrt. ,,Ihr Menschen seid wirklich eine spannende Spezies...", hatte er geantwortet und das Gerät interessiert zwischen den Fingern hin und her gedreht und als ich mir den Spaß erlaubte, das Telefon anzurufen und das Telefon in seinen Händen anfing zu klingeln, hatte er das Telefon erschrocken weggeworfen. Ich hatte gelacht und auch Loki hatte amüsiert ausgesehen. Das Narbengesicht hatte beleidigt das Gesicht verzogen und das Telefon wieder aufgehoben. Der Anruf galt als Zeichen dafür, dass die beiden anderen mir zur Hilfe eilen, Steve überwältigen, den Tesserakt stehlen und dann meine Schwester und Lokis Bruder befreien. Der Plan ist genau durchdacht, aber es fiel mir trotzdem so unglaublich schwer. Allein der Gedanke, Steve zu hintergehen, schmerzte unglaublich in meiner Brust. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, als ich versuchte, Steves Blick auszuweichen. Der Druck, der auf mir lastete, war überwältigend. Ich dachte an das Prepaid-Handy in meiner Tasche – der Schlüssel zu unserem Plan, das Signal, auf das Loki und das Narbengesicht warteten. Doch jetzt, in diesem Moment, schien es mir fast unmöglich, diesen letzten Schritt zu gehen. Steve lehnte sich zurück und sah mich an, seine Augen funkelten warm und freundlich. Das machte alles nur noch schlimmer. Ich konnte die Schuld kaum noch ertragen. Er vertraute mir. Er glaubte, dass ich hier war, weil ich wirklich eine Verbindung zu ihm aufbauen wollte – nicht, um ihn zu verraten. Sein Vertrauen zu missbrauchen fühlte sich wie Verrat an meiner eigenen Menschlichkeit an, und trotzdem wusste ich, dass ich keine Wahl hatte. Meine Schwester und auch Thor waren immer noch in Gefahr. Loki, so verschlagen wie er auch war, ich liebte diesen Gott. „Weißt du", begann Steve, seine Stimme sanft, „ich habe in letzter Zeit viel über uns nachgedacht. Über dich und mich, und wie seltsam das alles gelaufen ist. Es war nicht fair, was passiert ist. Und ich wollte dir nur sagen, dass ich froh bin, dass wir diesen Neuanfang haben." Ich schluckte schwer und versuchte, das Zittern in meiner Hand zu verbergen. „Danke, Steve", murmelte ich, obwohl ich mir in diesem Moment wünschte, alles rückgängig machen zu können. „Es war nicht einfach", fuhr er fort, „aber ich glaube, dass wir alle eine zweite Chance verdienen. Du besonders. Was auch immer passiert ist, es war nicht deine Schuld." Seine Worte schnitten tief. Er verstand es nicht. Wie sollte er auch? Aber in wenigen Minuten würde er es erfahren. Ich tastete unauffällig nach dem Handy in meiner Tasche. Mein Daumen schwebte über der Kurzwahltaste. Ein einziger Knopfdruck – das war alles, was es brauchte, um den Plan in Gang zu setzen. Ich könnte Loki und das Narbengesicht rufen, sie würden hereinstürmen, Steve überwältigen und den Tesserakt mitnehmen. Es war einfach. Alles war geplant. Doch dann sah ich ihn an, diesen Mann, der sich in all seiner Ehrlichkeit und Gutmütigkeit umdrehte und mich mit den Augen ansah, als wäre ich eine Freundin. Vielleicht sogar mehr als das. Die Wahrheit war, dass ich mich ein Stück weit in diese Rolle hineingefunden hatte, dass ich seine Nähe genossen hatte – und das machte es noch schwieriger. „Lucy?" Steve beugte sich leicht vor und musterte mich aufmerksam. „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?" Ich atmete tief durch. Jetzt oder nie. Ich griff in meine Tasche und drückte den Knopf. Ein fast lautloses Summen war alles, was darauf hinwies, dass der Anruf getätigt wurde. Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, aber ich zwang mich, so ruhig wie möglich zu bleiben. „Ja, alles gut", log ich wieder. Doch dieses Mal zitterte meine Stimme. Steve schien langsam aufgrund meines Verhaltens misstrauisch zu werden, doch bevor er antworten konnte, ertönte ein lautes Poltern von dem Fahrstuhl des Apartments. Steves Kopf ruckte in die Richtung des Geräuschs, und er sprang sofort auf die Beine. „Was zum...?" Er eilte zur Tür, aber bevor er sie erreichte, wurden die Fahrstuhltüren aus der Verankerung gerissen und flogen in den Raum hinein. Ich brachte mich hinter eins der Sofas in Sicherheit. Loki und das Narbengesicht stürmten in den Raum. Steve zückte sofort seinen Schild, der beinahe instinktiv an seiner Seite war. „Was soll das?", rief er, als Loki mit einem geschickten Schwung seine Dolche zog. Mein Herz setzte aus. Das war der Moment, in dem es kein Zurück mehr gab. Langsam kam ich hinter dem Sofa hervor und trat an Steve vorbei, der sich schützend vor mich gestellt hatte.„Es tut mir leid, Steve", flüsterte ich kaum hörbar, doch ich war sicher, dass Steve mich trotzdem verstanden hatte, denn er schaute mich fassungslos an. Loki nutzte den Moment der Verunsicherung vonseitens Steve und schnellte blitzschnell auf ihn zu. Der Kampf begann. Der Narbengesichtige griff ebenfalls ein, während Steve sich mit unglaublicher Präzision und Kraft verteidigte. Jeder Schlag war exakt, jeder Tritt zielte darauf ab, den Gegner zu neutralisieren. Es war deutlich, dass sie nicht nur Gefangene machen wollten. Doch Loki war nicht umsonst der Gott des Chaos und der Lügen und selbst Steve konnte die Magie und Täuschung, die Loki meisterhaft einsetzte, nicht so leicht durchschauen. Ich stand wie angewurzelt da und beobachtete das Chaos und den Kampf, der um mich herum tobbte. Mit meinen Augen verfolgte ich Steve, der gegen Loki und den Narbengesichtigen kämpfte, meine Verbündeten... Trotz der Menschen um mich herum, fühlte ich mich dennoch schrecklich allein. Schließlich, in einem Moment der Ablenkung, schaffte es Loki, Steve zu entwaffnen. Mit einer geschickten Bewegung entriss er ihm das Schild und ließ es klirrend zu Boden fallen. Das Schild kam schlitternd vor meinen Füßen zum Stehen und ich atmete schwer ein und aus. Steve keuchte und taumelte, aber er gab nicht auf. Er versuchte, erneut aufzustehen, als Loki plötzlich vor ihm stand, das Artefakt – den Tesserakt – in der Hand. Mit seinen Fuß drückte er den blonden Avenger zu Boden, der nun liegen blieb. Dabei hielt er sich erschöpft die Seite an der eine klaffende Wunde war. „Du warst immer so naiv, Captain", zischte Loki, während er den Tesserakt an sich nahm. Mit einem Wink seiner Hand, forderte Loki mich auf, an seine Seite zu kommen und ich gehorchte. Loki lehnte seine Hand und meine Hüfte und machte dadurch seinen Besitzanspruch vor Steve geltend. Ich versuchte nicht auf Steve herabzuschauen, aber trotzdem glitt mein Blick zu dem blonden Avenger hinab. In seinem Blick lag nichts als Schmerz und Enttäuschung. „Lucy... warum?" Seine Stimme war gebrochen. Er verstand nicht, wie ich mich gegen ihn stellen konnte. Meine Aussagen waren für ihn so einleuchtend gewesen. Eine einsame Träne der Schuld ran über meine Wange. Ich wollte antworten, ihm alles erklären, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich hatte ihn verraten, und nichts, was ich jetzt sagte, würde das jemals wieder gutmachen. Ich hatte gewusst, dass er mich hassen würde. Das sie mich alle hassen würden, doch das war der Preis, den ich zahlen musste, um meine Schwester zu retten. „Es musste sein", flüsterte ich schließlich, doch Steve schüttelte nur stumm den Kopf. Er verstand nicht und ich konnte es nachvollziehen. In seinen Augen brannte ein Wut, die ich ebenfalls nachvollziehen konnte, doch ich hatte ihn betrogen und das war mich nur allzudeutlich bewusst. Ich wandte den Blick ab, unfähig noch eine weitere Sekunde seinen hasserfüllten Blick ertragen zu müssen. Loki verstärkte seinen Griff um meine Hüfte und sah das Narbengesicht an. „Zeit zu gehen", sagte er kühl, als das Portal begann, sich zu öffnen, blickte ich mich nicht mehr zurück, sondern schritt einfach hindurch. Loki hielt mich dabei immer noch fest umklammert. So, als fürchtete er, dass er wenn er mich loslassen müsste, ich für immer verschwunden war.

I will always hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt