Ein Date mit Hintergedanken

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,,Schön, das du gekommen bist", begann Steve, als er mich auf sich zukommen sah und bot mir seinen Arm an. Ich versuchte ein offenherziges Lächeln aufzubringen, harkte mich kurzerhand bei ihm unter und so gingen wir die letzten Schritte zum Restaurant. Steve schien reserviert zu haben und uns wurde ein Tisch direkt am Fenster zugewiesen. Uns wurden unsere Jacken abgenommen und wie ein Gentleman schob er meinen Stuhl zurück, sodass ich darauf Platz nehmen konnte. Dann nahm er gegenüber von mir Platz und reichte mir die Karte für Getränke. Ich entschied mich für einen ein Glas Weißwein und weil der Hunger mich plagte, entschied ich mich zusätzlich noch für eine Mozarella Pizza. Steve entschied sich für ein Bier und dazu eine Thunfisch Pizza. Als der Kellner kam und unsere Bestellung abnahm, richtete Steve sein Wort an mich. ,,Was ist passiert, dass du wieder hier in New York bist?", fragte er mich neugierig und lehnte sich interessiert nach vorne. Ich stutzte. Ich hatte mich auf jegliche Fragen, die er stellen könnte, vorbereitet, doch es überraschte mich doch, dass er so schnell mit der Tür ins Haus fiel. Ich lächelte gequält. ,,Um ehrlich zu sein, ist viel passiert...", begann ich ausweichend und Steve unterbrach mich dann. ,,Du brauchst mir davon nichts zu erzählen, wenn du dich nicht damit wohl fühlst. ich wollte dich jetzt auch nicht verunsichern", antwortete er schnell und hob schuldbewusst die Schultern. Normalerweise würde ich es auch dabei belassen, doch ich musste ihm etwas verfüttern, dass er mir glaubte. ,,Und du wirst von unserem Treffen und von dem, was ich dir erzähle, ganz sicher nichts Tony oder den andern erzählen?", fragte ich so vorsichtig wie möglich, um Zeit zu schinden und er nickte zustimmend. ,,Ganz sicher nicht", versprach er und ich nickte bedächtig. ,,Ich habe viele Fehler gemacht... Fehler, die ich mir und vor allem du und die anderen mir nicht verzeihen könnten", erklärte und ich brachte sogar einen gequälten Seufzer hervor. Loki wäre stolz auf mich, wenn er mich gerade so sehen würde, doch er saß mit dem Narbengesicht zusammen in meiner Wohnung und ich betete, dass sie sich alleine nicht gegenseitig umbringen würden, aber auch meine Wohnung nicht in Stücke zerteilten. Loki war nach der Begegnung mit seinem Vater sehr durch den Wind gewesen, was ich völlig verstehen konnte. Allerdings hatten wir dadurch jetzt eine Aufgabe von der Liste erledigt und wir mussten uns jetzt nur noch darum kümmern, dass wir den Tesserakt bekommen würden, damit wir unsere Geschwister retten könnten.
Steve legte beruhigend eine Hand auf meine und versuchte mich aufbauend anzulächeln. ,,Hey, wir machen alle Fehler. Wir sind schließlich nur Menschen, oder?" Ich lachte auf. Ja, wir beide waren tatsächlich nur Menschen. Trotzdem saß gerade ein Gott auf meiner Couch. Ein Gott, mit dem ich gestern abend noch geschlafen hatte, den ich liebte und jetzt musste ich dem Mann gegenüber von mir weiß machen, dass dieser Gott mich nur benutzt und manipuliert hatte. So vieles daran, widerstrebte mir, doch ich durfte mich davon nicht ablenken lassen. Es stand so viel auf dem Spiel und vor allem das Leben meiner Schwester und ihres Freundes.... ,,Ja, da hast du wohl recht", antwortete ich. ,,Trotzdem werde ich mir das nicht verzeihen können, dass ich euch so in den Rücken gefallen bin...", antwortete ich und er nickte. Diesmal war ich sogar wirklich ehrlich. Es tat mir wirklich Leid, doch daran konnte ich jetzt nichts mehr ändern bzw. ich würde es noch schlimmer machen...
,,Ja, das kann ich vestehen." Nein, nichts kannst du verstehen, schrie meine innere Stimme, doch ich ignorierte sie gekonnt. ,,Er hat mich die ganze Zeit nur manipuliert und mir mein Leben zur Hölle gemacht, doch ich war zu blind, um es zu verstehen. Er hatte geschnipst und ich bin gefolgt", erklärte ich und ich spürte, wie Tränen in mir aufkeimten. Ok, Lucy, du musst nicht übertreiben. Steve hielt immer noch meine Hand fest, was mir langsam unangenehm wurde, doch ich zog meine Hand nicht zurück. ,,Und weißt du, es hat mir so viel gekostet. Vielleicht fange ich woanders nochmal ganz von vorne an...", murmelte ich und schaute dann verträumt aus dem Fenster. Suchte nach einer Zukunft auf der Erde, die es für mich nicht gab. Ich hoffte auf eine Zukunft mit einem Gott an meiner Seite und das für den Rest meines Lebens, doch wollte er das auch?

Ich war verdorben. Ich betrog Menschen und es tat weh zu wissen, dass Steve, der gerade noch gegenüber von mir saß, mich in nächsten Tagen und oder Wochen hassen würde. Ich ballte die Hand, die auf meinem Schoß lag, zu einer Faust. Ich konnte allerdings auf meine Performance stolz sein, denn ein Blick in Steve Augen und ich erkannte, dass er mir jedes Wort abkaufte. Ich hasste mich für meinen Verrat. Konnte mir Steve irgendwann verzeihen, wenn er herausgefunden hatte, dass ich ihm das alles nur vorgespielt hatte und ich ihn nur benutzte? Ich schluckte diesen Gedanken herunter. Daran durfte ich jetzt einfach nicht denken. Steve schaute mich lange einfach nur schweigend an und ich dachte schon, dass ich doch zu dick aufgetragen hatte und er mich vielleicht doch entarnt hatte, doch dann lächelte er mich aufmunternd an. Als der Kellner kam und unsere Getränke und unser Essen brachte, ließ er meine Hand los, die er die ganze Zeit über dem Tsich gehalten hatte. Ich prostete ihm zu und trank dann einen Schluck von meinem Wein. Sofort merkte ich die wohlige Wärme des Alkohols, die durch mich hindurch strömte und erst jetzt fiel mir auf, dass es dumm gewesen war, etwas alkoholisches zu bestellen. Ich hatte lange nichts mehr alkoholisches getrunken und was passiert, wenn ich mich dadurch verplapperte? Ich beschloss, dass ich es an dem Abend nur bei diesem Glas Wein belassen würde. Ich stellte das Glas ab und begann meine Pizza anzuschneiden, als Steve erstmals sein Wort wieder an mich richtete. ,,Ich fände es sehr schade, wenn du New York verlassen würdest", stellte er beschämt fest und ich schaute verblüfft auf. Ich spürte wie meine Wangen sich langsam rot färbten.

Wir aßen und lachten noch viel. Natürlich belief es sich nicht nur bei einem Glas Wein, denn Steve bestellte Nachschub, wann immer mein Glas drohte, leer zu werden. Daraufhin teilte ich mir meinen Wein noch besser ein. Ich fragte ihn über seine Arbeit bei den Avengers aus. Irgendwann traute ich mich, ihn nach den Tesserakt zu fragen und er sah mich verblüfft an. ,,Den hat Bruce Banner in seinem Labor und führt allerlei Test daran durch. Warum fragst du?", fragte er mich und hob nun doch skeptisch die Augenbraue. Ich schüttelte schnell den Kopf. ,,Ich habe mich nur gefragt, ob ihr ihn zerstört habt. Er sah wirklich beeindruckend aus. Ich fand sein Leuchten wirklich magisch", versuchte ich mich herauszureden. Er nickte zustimmend. ,,Wenn du magst, kann ich dir den Tesserakt und das Labor morgen in Ruhe zeigen. Es ist morgen Abend keiner außer mir im Gebäude und wer weiß, vielleicht entdecken wir zusammen sein Geheimnis. Bruce beißt sich daran wirklich die Zähne aus" BINGOOOOO, schrie alles in mir. Bei seinen letzten Worten brach er in Lachen aus und schloss mich seinem Lachen an. Ich bemühte mich, einen schmachtenen Blick aufzusetzen und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass das, was er mir angeboten hatte, mir genau in die Hände spielte. ,,Das wäre großartig", antwortete ich lächelnd. ,,Ich bringe einen Wein mit und dann machen wir uns einen schönen Abend", fügte ich noch schnell hinzu, was Steve sichtlich zu gefallen schien. Daraufhin verloren sich meine Gespräche in Nichtigkeiten. Irgendwann bezahlte er unsere Rechnung. Ich hatte gar keine Chance, überhaupt anzubieten, zu zahlen. Draußen vor dem Restaurant wollte ich mich von ihm verabschieden, doch Steve schüttelte vehement den Kopf. ,,Ich lasse doch keine Lady alleine durch New York stiefeln", antwortete er mir und ich nickte dankbar. Er fuhr mich also nach Hause. Steve stieg mit aus und begleitete mich die letzten paar Schritte zur Tür. ,,Es war ein wirklich schöner Abend", sagte ich verlegend. ,,Und danke nochmal für die Einladung", fügte ich noch schnell hinzu. Steve nickte glücklich. ,,Keine Ursache", antwortete er. ,,Soll ich vielleicht noch auf einen Kaffee mit hochkommen?", fragte er mich und ich wusste genau, was er damit bezweckte. ,,Nein", erwiderte ich etwas zu schnell oder zu vehement. Mein einziger Gedanke war, was er sehen würde, würde er mich nach oben begleiten. Er würde Loki und auch das Narbengesicht auf meiner Couch sitzen sehen. Das würde einen ganz schönen Erklärungsbedarf gebrauchen. ,,Ich meine, wir hatten ja heute unser erstes richtiges Treffen und ich bin auch ziemlich müde. Du musst wissen, dass die letzten Tage und vor allem Wochen nicht die einfachsten für mich waren", versuchte ich mich zu erklären, aber Steve nickte nur verständnisvoll. ,,Alles gut, ich verstehe schon", antwortete er. ,,Ich freue mich aber schon auf morgen", warf ich noch schnell hinter her, da jetzt ein schlechtes Gewissen an mir nagte. ,,Ok", antwortete Steve und gab mir eine Umarmung. Er wartete noch, bis im Haus verschwunden war. Dann stieg er in sein Auto und fuhr davon.

I will always hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt