neunundzwanzig

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Kapitel 29:

Fabio saß im Büro des Anwalts. Marco und ich warteten draußen, weil der Anwalt es mit Fabio alleine besprechen wollte. Ich war ziemlich nervös und spielte mit meinen Fingernägeln. Nach ca. 1 Stunde und ein paar Minuten mehr öffnete sich die Tür vom Büro. Ich sprang sofort auf. 
,,Wir schaffen das schon Herr Robinson. Bis nächste Woche, schönen Tag noch.'' ,er schüttelte ihm nochmal freundlich die Hand, winkte Marco und mir nochmal zu und verschwand dann wieder im Büro und schloss die Tür. 
,,Und? Was hat  er gesagt?'' ,wollte ich aufgeregt wissen und Fabio lächelt nur leicht. 
,,Ich habe gute Chancen dass sich die Strafe etwas mildert. Also wahrscheinlich kein Gefängnis oder sowas.'' ,erklärte er und ich atmete erleichtert aus. 
Ich fiel ihm um den Hals und drückte ihn ganz feste. Als wir uns dann wieder lösten gab er Marco einen Handschlag und zusammen fuhren wir wieder zu mir nachhause. Wir ließen uns alle gleichzeitig auf die Couch fallen und atmeten synchron aus, was uns zum lachen brachte. 
Wir unterhielten uns eine Weile bis mein Handy klingelte. Das Altenheim. Mein Puls beschleunigte sich und ich sah erstarrt auf mein Handy. Ich hatte Angst. Große Angst. 
,,Willst du da nicht dran gehen?'' ,fragte Marco mich stirnrunzelnd und ich sah zu ihm auf. 
,,Ja.. Ehm.. Doch doch. Ich geh kurz.. ins Zimmer.'' ,stotterte ich vor mich hin und ging auf den Weg in mein Zimmer ans Handy. 
,,Kowalski.'' ,meldete ich mich. 
,,Guten Tag Frau Kowalski! Frau Schneider hier. Sie können ihre Mutter wieder besuchen, ihre aggressionen haben sich gelegt.'' ,erklärte sie und ich fuhr mir durch die Haare. 
,,Und wie geht es ihr sonst? Ist sonst auch alles in Ordnung?'' ,wollte ich nervös wissen und biss mir leicht auf die Unterlippe. Frau Schneider seufzte. 
,,Nein.. Also sie ist noch sehr schwach. Ihr Zustand ist immernoch schlecht, jedoch haben die Aggressionen aufgehört, also können sie die restliche Zeit die sie mit ihrer Mutter noch haben können genießen.'' 
,,Ich bin in einer halben Stunde da. Ich nehme meinen  Freund mit, ist das ok?'' ,ich stand schonmal auf und zog mir mit einer Hand meine Sneakers an die sich neben meinen Kleiderschrank befanden. 
,,Natürlich ist das ok. Solange er keinen Stress macht.'' 
,,Macht er nicht. Bis später dann, Tschüss.'' ,verabschiedete ich mich und Frau Schneider verabschiedete sich auch noch und legte dann auf. 
Ich ging ins Wohnzimmer wo mich Fabio und Marco beide ansahen. Ob besorgt oder erwartungsvoll war nicht definierbar. 
,,Fabio, tut mir leid, aber ich muss dich jetzt leider nachhause fahren. Und Marco, du kommst mit, ich erkläre dir alles weitere später.'' ,ohne Widerworte standen beide auf und folgen mir zu meinem Auto. Wir stiegen ein und fuhren schweigend zu Fabio und ließen ihn da raus. Er verabschiedete sich mit einem Luftkuss und ich startete wieder den Motor. 
,,Wo geht es denn hin?'' ,fragte Marco mich neugierig und ich seufzte. 
,,Ins Altenheim. Du kommst diesmal mit.. ich brauche ein bisschen.. Halt.'' ,erklärte ich ihn und er sah mich verdutzt an. 
,,Darf ich überhaupt mit? Und ich dachte man dürfte deine Mutter im moment nicht besuchen?'' ,wollte er noch wissen. 
,,Das Altenheim hat angerufen und ich darf sie besuchen und du darfst mitkommen. Ich habe extra gefragt, weil ich glaube, alleine packe ich das nicht mehr.'' ,den letzten Satz murmelte ich und Marco legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, was mich ein bisschen beruhigte. 
,,Ich bin gerne für dich da.'' ,hauchte er und ich lächelte ihn an. 
Am Altenheim angekommen, stiegen wir aus und Marco humpelte mir mit seinen Krücken hinterher. Wir gingen rein und alle Altenpfleger sahen mich und Marco mit großen Augen an. Anscheinend hatten sie nicht damit gerechnet dass Marco Reus mein Freund ist. 
Wir begrüßten alle herzlich und gingen dann ins Zimmer meiner Mutter. Sie lag da und starrte auf einen leeren Stuhl, wo ich mich niederließ. Dann sah sie mich an und dann Marco, der sich auf den Stuhl neben mir setzte. 
,,Hallo Mama.'' ,grüßte ich leise und sie lächelte leicht. 
,,Hallo Anne.'' ,sagte sie dann was mich total aus der Fassung brachte. 
Sie erkannte mich. Sie erkannte mich gerade wirklich. Kann denn das möglich sein? Ich sah Marco geschockt an und er lächelte nur etwas. Dann widmete ich mich wieder meiner Mutter und setzte mich an ihre Bettkante. 
,,Wie geht es dir?'' ,fragte ich vorsichtig und sie seufzte stark. 
,,Nicht so gut. Und dir?'' ,sie sah mir genau in die Augen und lächelte mich an.
,,Gut. Das ist Marco, mein Freund.'' ,ich zeigte auf Marco und sie folgte meinen Finger. 
Sie runzelte die Stirn und musterte ihn von oben bis unten. 
,,Ja. Den kenn ich doch aus dem Fernsehen. Spielt er nicht Handball?'' ,sie sah mich fragend an und ich kicherte leicht. 
,,Nein, er spielt Fußball.'' ,sie nickte und sah auf Marcos Fuß und zeigte drauf. 
,,Was hast du da gemacht?'' ,fragte sie nun und Marco sah sie an. 
,,Ich wurde beim Fußballspielen gefoult und habe mir Bänder gerissen. Wird aber wieder.'' ,erklärte er ruhig und sie sah mich an. 
,,Und du kümmerst dich um ihn? Wie um mich?'' ,fragte sie weiter worauf ich nickte. 
,,Ja, Mama, das tu ich.'' ,antwortete ich und sie lächelte. 
,,Du bist genauso wie ich. Meine Tochter, was hab ich dich gut erzogen.'' ,sie nahm meine Hand und küsste sie. 
Mir  standen die Tränen in den Augen und ich musste diese Zeit nutzen, solange sie mich noch erkannte. Woran es jedoch lag, wusste ich nicht. Ihr Gedächnis war doch sonst vollkommen in der Vergangenheit und nicht in der Gegenwart. Ich lächelte sie an. 
,,Hast du heute schon was gegessen?'' ,fragte ich sie, doch sie schüttelte den Kopf. 
,,ich habe keinen Hunger.'' ,murmelte sie und entzog sich dann meiner Hand. 
,,Ok.. Zwingen kann man dich ja nicht.'' ,sie lächelte mich sofort wieder an und es tat so gut ihr wunderschönes Lächeln zu sehen. 
,,Behandelt er dich gut?'' ,sie sah mich fragend an und nickte in Marcos Richtung.
,,Ja das tut er.'' 
,,Wie lange seid ihr zusammen?'' ,sie richtete sich nun etwas auf und machte ein Schmerzvolles Gesicht dabei, was  aber schnell wieder nachließ. 
,,Wir sind erst Samstag zusammengekommen. Also nicht so lang. Ist noch sehr frisch. Aber ich bin glücklich mit ihm.'' ,erklärte ich ihr grinsend und sie lächelte Marco an. 
Sie winkte ihn zu sich und er humpelte zu meiner Mutter und hockte sich hin. 
,,Wenn ich nicht mehr bin, pass auf sie auf. Sei ein guter Freund, bald Ehemann und vielleicht Vater ihrer Kinder. Sie soll glücklich sein und nicht lange trauern wie ich bei ihrem Vater. Sie soll ein schönes Leben haben und du achtest darauf, das dies passiert.'' ,sagte sie leise zu Marco, doch ich bekam alles mit. 
Es bildeten sich Tränen in meinen Augen und Marco lächelte mich an und dann sah er wieder zu meiner Mutter. 
,,Versprochen. Ich werde alles dafür tun, dass ihre Tochter glücklich ist.'' ,versprach er und sie grinste ihn an. 
Marco stand auf und beugte sich zu mir. Er küsste mich und danach setzte er sich wieder auf den Stuhl. Ich sah zu meiner Mutter die nur noch auf einen Fleck achtete und die Welt außenrum abschaltete. 
,,Mama?'' ,sagte ich zu ihr und sie sah mich verwirrt an.
,,Wer  sind Sie?'' ,fragte sie und das verpasste mir wieder einen Stich in mein Herz. 
Marco sah mich mitleidend an, doch ich ignorierte es und widmete mich dem Blick meiner Mutter. 
,,Ich bin es. Anne. Deine Tochter.'' ,erklärte ich leise und sie runzelte die Stirn. 
,,Nein sind Sie nicht. Ich bitte Sie zu gehen, ich möchte schlafen.'' ,sie sah wieder weg und ich nickte niedergeschlagen. Marco und ich standen auf und gingen raus. 
,,Lass mich kurz mit Frau Schneider reden, ich komm gleich wieder, setzt dich dahin.'' ,ich zeigte auf eine kleine Bank im Gang und er setzte sich brav dahin während ich mich auf den Weg zu Frau Schneider machte. 
,,Frau Schneider?'' ,sie drehte sich um und lächelte mich an. 
,,Hallo Frau Kowalski.'' ,grüßte sie und wir gaben uns die Hand. ,,Wie kann ich helfen?'' ,fragte sie nun und ich atmete einmal tief ein und aus. 
,,Meine Mutter hat sich vorhin an mich erinnert. Für 10 Minuten oder so, aber sie wusste wer ich bin und alles.. Wie.. Wie kann das sein?'' ,wollte ich verwirrt wissen und sie legte eine Hand auf meine Schulter. 
,,Ab und zu kommt ein bisschen Erinnerung für kurze Zeit zurück. Das ist zwar selten, aber es passiert manchmal..'' ,erklärte sie vorsichtig und ich nickte langsam. 
,,Ok. Danke. Tschüss schönen Tag noch.'' ,ich winkte nochmal und verschwand dann mit Marco in mein Auto. 
,,Also.. Das heute.. war wirklich mal eine kleine Befreiung mit meiner Mutter richtig reden zu können.. Jedoch ist es selten.. Und.. Man Marco, ich weiß nicht wie ich das alles aushalten soll.'' ,jammerte ich und legte meine Stirn ans Lenkrad. 
,,Ann.. Heute war das eine Außnahmesituation und das hat dir sicher mal gutgetan wieder ein Mutter-Tochter-Gespräch zu haben.. Doch deine Mutter hat Demenz und das wird nicht mehr so oft oder es wird garnichtmehr vorkommen.. Ich bin für dich da, das weißt du und immer wenn was ist, bewegst du deinen süßen Hintern zu mir und redest mit mir, ok?'' ,befahl er schon fast. 
,,Ja ok.. Danke.'' ,ich beugte mich zu ihm und küsste ihn. 
,,Dann jetzt mal ab nachhause.'' ,sagte er und ich startete den Motor und wir fuhren nachhause. 
Zuhause angekommen stiegen wir aus und ich traute meinen Augen nicht. 
,,Jonas?'' ,fragte ich laut und verwirrt und der Typ der vor meinem Haus stand drehte sich abrupt um und ich sah in die schönen blauen Augen in die ich mich vor 2 Jahren verliebt hatte. In die Augen meines Ex freundes. 

I'll never leave you ..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt