Acht

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Kapitel 8

 Bei Marco angekommen, sah ich noch mal in den Rückspiegel. Ich sah nicht mehr so verheult aus wie vorher, aber trotzdem könnte es auffallen. Ich atmete noch mal tief ein und aus und stieg dann aus meinem Auto. Ich schloss mein Auto ab und ging zur Tür von Marco und klingelte. Marco machte auf.

,,Hey, komm rein.’’ , bat er mich rein und sah mich skeptisch an. Er bemerkte bestimmt, dass es mir nicht wirklich gut ging. Nicht wirklich gut, klingt gut. Mir ging es wirklich scheiße.
Ich ging rein und Marco schloss hinter mir die Tür. Man kam direkt in seinen, total schön eingerichteten, Wohnzimmer an. Ich bleib stehen und Marco stand neben mir.
,,Willst du was trinken?’’ ,fragte er worauf ich nickte.
,,Ein Wasser bitte..’’ ,murmelte ich.
,,Setz dich auf die Couch, ich bin gleich wieder da.’’ ,bat er mich und ich setzte mich hin. Ich sah auf meine Hände und kämpfte mit den Tränen. Ich wollte nicht weinen. Nicht jetzt. Nicht hier. Doch warum war ich dann hier hin gekommen? Um still neben Marco zu sitzen? Nein. Ich musste mit jemanden über das Ereignis heute reden und Marco war eben derjenige, der Zeit hatte und mir, obwohl ich ihn erst seit fast 24 Stunden kannte, vertraut war.
Marco kam wieder und reichte mir das Wasser. Ich nahm es dankend an und zwang mich zu einem kleinen Lächeln. Ich trank einen Schluck und stellte das Wasser dann wieder auf den Wohnzimmertisch und seufzte. Ich fuhr mir durch die Haare und ließ mich auf die Lehne der Couch fallen. Marco zog die Augenbrauen zusammen, setzte sich seitlich hin und sah mich intensiv an. Ich sah nur auf meine Finger und spielte mit meinen Fingernägeln.
,,Was ist mit dir los, Ann?’’ ,fragte er nun und sofort kamen mir wieder die Tränen. Ich stützte mich nach vorne und legte meine Ellenbogen auf meine Oberschenkel und stützte meinen Kopf mit meinen Hände. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände und weinte einfach drauf los. Marco schien anfangs erstmal etwas geschockt, doch dann rückte er näher und zog mich zu sich. Er strich mir beruhigend über den Rücken und ich lehnte mich an seine Brust und schluchzte. Er sagte nichts und das tat gut. Denn jetzt konnte ich nichts erklären. Dafür waren meine Gefühle viel zu durcheinander. Marco gab mir einen Kuss auf meinen Scheitel und drückte mich sanft von sich weg.
,,Magst du irgendwas essen? Oder so? Weggehen? Irgendetwas?’’ ,fragte er und ich schüttelte den Kopf.
,,Nein, ich würde lieber einfach hierbleiben erstmal. Und ich habe keinen hunger.’’ ,schniefte ich und setzte mich wieder aufrecht hin. Marco stand auf und holte mir eine Packung Taschentücher. Er hielt sie mir hin und ich nahm mir ein Taschentuch aus der Packung. Ich wischte damit meine Tränen weg und atmete zittrig aus. Mein ganzer Körper zitterte und ich konnte meine Gliedmaßen, meine Gedanken und meine Gefühle einfach nicht kontrollieren. Ich verstand mich nicht. Ich war einfach am Ende meiner Kräfte und Marco sah mich an.
,,Magst du mir jetzt sagen was passiert ist?’’ ,fragte er einfühlsam und nahm meine Hand. Das beruhigte mich und ich nickte.
,,M-Meine Mutter. Ich war bei ihr und..’’ ,ich brach kurz ab um erstmal ein Schluck Wasser zu trinken, was mit Marco hinhielt. Ich spürte das kalte Wasser in meiner Brust und das beruhigte mich noch mehr. Nun konnte ich fortfahren.
,,Wir hatten ’Mensch ärgere dich nicht’ gespielt. Da war alles gut. So wie immer, in den letzten 1 ½ Jahren. Dann später haben wir Kuchen gegessen und ich hatte ihr dann ein Bild von meinem Vater und mir gezeigt. Ihr eine Geschichte dazu erzählt, die an diesen Tag passiert ist und wie halt das Bild entstanden ist. Dann irgendwann meinte sie, dass ich nicht ihre Tochter wäre, und dass sie auf ihren Mann, meinen Vater, warten muss, weil er sie abholt. Und das hat mir ein Stich in meinen Herzen verpasst.. Meine Mutter hat nie von meinem Vater geredet. Wirklich nie..’’ ,mir rollte wieder eine Träne die Wange runter und Marco hielt immer noch meine Hand. Er strich mit seinen Daumen beruhigend über meinen Handrücken und sah mich mitfühlend an.
,,Weißt du.. Mein Vater ist vor mehr als 2 ½ Jahren gestorben.. An Krebs. Und der Kampf mit ihm war schwer. Sehr schwer. Für meine Mutter und mich. Und natürlich für ihn. Ich habe meinen Vater mehr als alles andere geliebt und als meine Mutter meinte, sie würde auf ihn warten, da er sie abholt, da wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Wenn er sie abholt dann ist sie.. sie ist dann..’’ ,ich fing erneut bitterlich an zu weinen. Marco ließ meine Hand los und nahm meinen Kopf in seine Hände. Er strich mit seinen Daumen meine Tränen weg und sah mir tief in die Augen.
,,Ann.. Denk so was nicht. Deine Mutter hat eine Krankheit. Da kann sie nicht klar denken und sagt dinge, die total sinnlos sind. Ich kenne diese Krankheit, weil ein Freund meiner Familie so was auch mal hatte. Ich weiß, dass die Lebenserwartung dann auch nicht so hoch ist, aber genieße die Zeit mit deiner Mutter, egal was sie sagt. Okay?’’ ,redete er auf mich ein und ich nickte.
,,Und jetzt komm, lass uns gucken was ich zu essen habe und dann essen wir was.’’ ,er stand auf und hielt mir seine Hand hin.
,,Ich habe keinen Hunger.’’ ,murmelte ich und er griff nach meiner Hand.
,,Du hast Hunger, also komm.’’ ,er zog mich sanft mit zur Küche und wir guckten in den Kühlschrank.
,,Okay.. Ich müsste mal wieder einkaufen gehen. Ich kann Pizza, Pommes, Burger oder halt Brot anbieten.’’ ,er sah mich fragend an und ich kicherte.
,,Wenn du schon fragst, was für eine Pizza?’’ ,ich stellte mich neben ihn und guckte in den Kühlschrank. ,,Ich nehme die Salami.’’ ,entschied ich mich und Marco nickte. Er hatte noch eine Pizza Hawaii und er schob die beiden Pizzen in den Ofen und schaltete ihn an.
,,So und was machen wir jetzt?’’ ,fragte er und ich spitzte überlegt die Lippen.
,,Also, du bist ein Fußballer, ein Typ, hast eine Playstation und sicher auch Fifa oder?’’ ,er sah mich schockiert an was mich zum lachen brachte.
,,Du. Du als Mädchen fragst ob ich Fifa habe? Du willst es spielen?’’ ,fragte er ungläubig und ich nickte lächelnd.
,,Na wenn das so ist. Kannst du es denn?’’
,,Lola’s Bruder hat es. Und Fabio mein bester Freund auch. Ich bin zwar nicht Weltklasse aber ich kann nicht leugnen das ich gut bin.’’ ,antwortete ich lächelnd und setzte mich auf seine Couch. Er schaltete die Playstation an und legte das Spiel rein. Dann stellte er seinen Fernseher auf Playstation um und reichte mir einen Kontroller.
,,Also ich spiele natürlich Dortmund. Und du?’’ ,er sah mich fragend an und ich lächelte frech.
,,Schalke.’’ ,sagte ich fest entschlossen und er riss die Augen auf.
,,Das machst du doch jetzt nur um mich zu ärgern oder?’’ ,fragte er und ich lachte.
,,Naja, eigentlich finde ich Neustädter ganz süß, also spiel ich Schalke.’’ ,neckte ich ihn weiter.
,,Die Mutter aller Derbys also. Okay, wie du willst. Doch Dortmund wird gewinnen.’’ ,er sah zu mir und zwinkerte mir zu.
,,Das werden wir ja sehen.’’ ,knurrte ich und das Spiel fing an.
Ich war froh, dass ich zu Marco gefahren bin. Denn er lenkte mich einfach gut ab. Er wusste was er tut und bringt mich zum lachen. Er war ein guter Freund. Und da er in meiner Nähe wohnte, könnte ich auch einfach mal spontan zu ihm gehen, wenn sich die Zeit findet. Ich war froh, dass ich ihn gestern Abend angerempelt habe, denn sonst hätte ich ihn nicht kennengelernt, sondern nur im Fernsehen gesehen. Er war ein sehr netter Mensch und dazu noch total Humorvoll, was man im Fernsehen nicht so wirklich bemerkte. Denn da kam er arrogant rüber, was er keinesfalls war. Aber er hatte ja schon gesagt, die Presse nervt ihn. Doch bei manchen Interviews, die ich mir natürlich noch neben den 1Live interview angesehen hatte, ließ er auch seinen Humor freien Lauf, was ihn wieder total Sympathisch machte. Er war ein super Mensch und ein total toller Freund.
,,Oh mein Gott die Pizza!’’ ,schrie Marco, machte das Spiel auf Pause und ging mit schnellen Schritten in die Küche. Ich fing an zu lachen und legte meinen Kontroller auf den Tisch, trank ein schluck Wasser und machte es mir auf der Couch gemütlich. 

I'll never leave you ..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt