19. Besuch

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Der Weg zu Valentins Wohnung kam mir unendlich lang vor und ich wurde mit jeder Sekunde aufgeregter, doch nach einer gefühlten Ewigkeit stand ich schließlich mit klopfendem Herzen vor seiner Tür und hoffte, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Valentin empfing mich natürlich in einem recht unkonventionellen Look aus halb geöffnetem Leopardenhemd, das den Blick auf einige seiner Tattoos ermöglichte, Röhrenjeans und wild abstehenden Haaren. Immerhin waren seine Augenringe heute weniger präsent. Mein Herz schlug noch schneller. „Hi", brachte ich hervor. Val lehnte lässig im Türrahmen. Wo nahm er nur immer diese Selbstsicherheit her und warum schaffte ich das nicht? „Hey", er musterte mich. „Straight from the cinema?" Ich sah an mir herunter, ich trug ein ziemlich normales Outfit bestehend aus Rock, Pullover, Stiefeln und meinem Lieblingsmantel. „Ja." „Hattest du ein Date?" Sein Blick ruhte noch immer auf mir. „Ich schätze schon." „Und wo ist er jetzt?" „Keine Ahnung, in seinem Hotelzimmer?" Val zog eine Augenbraue nach oben. „Warum?" Ich schluckte – jetzt oder nie. „Ich schätze, es lag daran, dass mein Interesse gerade doch einer anderen Person gilt." „Ist das so?" Vals Blick wanderte von meinen Augen zu meinen Lippen und wieder zurück, als wolle er sichergehen, dass er meine Aussage richtig verstanden hatte. In meinem Bauch breitete sich ein warmes Kribbeln aus. „Ja", sagte ich leise und die Spannung zwischen uns war jetzt kaum noch zu ertragen. Val machte einen Schritt auf mich zu, griff nach meinem Pullover und zog mich am Saum in seine Wohnung. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und schlang meine Arme um seinen Hals, während unsere Lippen zueinander fanden und wir ziemlich schnell in einem sehr leidenschaftlichen Kuss versanken. Valentin schob mich ins Schlafzimmer und bereits auf dem Weg dorthin fielen die ersten Kleidungsstücke zu Boden. Im Wohnzimmer lief ziemlich laut irgendwelche Rockmusik, aber er machte keine Anstalten, sie auszuschalten und irgendwie passte sie auch ziemlich gut zur Stimmung. Seine Nachbarn hassten ihn vermutlich. Kurz darauf landeten wir auf dem Bett, Val über mir und wir schienen beide das gleiche Ziel zu haben, wir hielten uns nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf. Gekonnt befreite er mich aus meiner restlichen Kleidung, ließ seine Hände über meinen Körper wandern und ich gab mich einfach hin. Er war genau das, was ich nun brauchte.

Wenig später lag ich völlig befriedigt neben ihm auf dem Kissen und betrachtete ihn, während er auf dem Bauch lag, rauchte und mich dabei ansah. Ich hatte definitiv die richtige Entscheidung getroffen. „Nette Sexszene übrigens", bemerkte ich. Valentin grinste. „Ist sie gut geworden? Ich habe die finale Version des Films noch gar nicht gesehen." „Ist schon ziemlich heiß." „Gut", meinte er und küsste meinen Hals, zwischen zwei Zügen an seiner Zigarette. Normalerweise hasste ich Raucher, aber ihn machte es irgendwie sexy. „Ich drehe nicht gerne Sexszenen", meinte er irgendwann. „Nicht? Hat man nicht gemerkt!" „Soll man ja auch nicht. Aber es ist ziemlich unangenehm, wenn zwanzig Leute dir zugucken und irgendwelche Anweisungen geben, während du mit einer Person herummachst, die du kaum kennst und noch nie geküsst hast." „Kann ich mir vorstellen." Irgendwie machte ihn das sympathisch, sonst war er ja nicht gerade schüchtern. 

„Also, was packen wir in deinen Koffer?" Wechselte ich dann das Thema, bevor ich Gefahr lief, mich in ihn zu verlieben. Das war nun wirklich das Letzte, was ich gebrauchen konnte. Er machte eine einladende Geste in Richtung seines Kleiderschrankes, der die komplette Wand einnahm. „Schau nach." Ich zog meinen Slip und mein Top an und ging zu seinem Kleiderschrank – der natürlich ein absolutes Chaos war. „Schwarze Röhrenjeans?" Fragte ich grinsend, weil sein ganzer Schrank voll davon war. „Immer eine gute Wahl", entgegnete Val, drückte seine Zigarette aus und trat hinter mich. Er strich mir die Haare aus dem Nacken und küsste meinen Hals. Ich drehte mich zu ihm herum. „So kommst du aber nie weg", stellte ich grinsend fest. „Whatever", er strich mir mit dem Daumen über die Wange und küsste mich dann erneut. Bereitwillig ließ ich mich wieder in seine Arme ziehen. Valentin zog mir das Top aus, dann ließ er seine Lippen von meinem Hals über meine Brüste und meinen Bauch wandern, bis er schließlich vor mir kniete und am Saum meines Slips angekommen war. Mit einer geübten Bewegung zog er ihn mir aus und ließ seine Lippen dann weiter nach unten wandern. Ich stöhnte auf und lehnte mich ein wenig nach hinten gegen den kühlen Schrank. Irgendwann kam Val wieder auf die Füße, er küsste mich kurz und gierig, bevor er mich herumdrehte und von hinten mit seinem Arm durch meine Arme griff. Kurz darauf spürte ich ihn wieder in mir. Ich stöhnte abermals auf und beobachtete das Geschehen in den verspiegelten Schranktüren, was mir einen zusätzlichen Kick verschaffte.

Einige Zeit später lag ich wieder in Valentins Bett und zum ersten Mal betrachtete ich seine Tattoos genauer. „Haben die eigentlich alle eine Bedeutung?" Fragte ich. „Manche. Aber den Großteil fand ich einfach aus ästhetischen Gründen gut", murmelte er. Ich hatte das Gefühl, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte, also wechselte ich das Thema, um die Stimmung nicht kaputt zu machen. „Ich wusste nicht, dass du singen kannst." Valentin betrachtete mich, unsere Köpfe lagen genau nebeneinander, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. „Ist ein Hobby von mir." „Oh, wirklich?" „Ich hatte früher sogar mal eine Band." „Dann siehst du ja nicht nur aus wie ein Rockstar, sondern bist wirklich einer", stellte ich fest. „Naja, so weit würde ich nicht gehen." „Aber du könntest einer werden." „Dafür habe ich momentan gar keine Zeit." Ich wünschte mir insgeheim, ich hätte nur eines seiner vielen Talente. „Wann musst du denn los zu eurer Promo-Tour?" Fragte ich. „Morgen früh." „Oh, dann solltest du womöglich wirklich mit dem Packen anfangen." „Ja, vielleicht." Er richtete sich auf, zog seine Boxershorts und ein T-Shirt über und ging zu seinem Kleiderschrank, der noch halb geöffnet war. Unschlüssig, ob ich noch bleiben sollte, drehte ich mich auf den Bauch und sah ihm zu. Irgendwie schien Valentin sich in diesem Chaos zurecht zu finden, jedenfalls entschied er sich ziemlich schnell für einige Kleidungsstücke, packte sie in einen Koffer und schien dabei, obwohl er immer ein wenig chaotisch wirkte, tatsächlich ein System zu haben. Er war ja vermutlich auch häufiger unterwegs. Ich setzte mich auf und zog zum zweiten Mal an diesem Abend meinen Slip wieder an. 

„Tja, ich werde mich dann wohl mal wieder auf den Heimweg machen", meinte ich. Val warf einen Blick auf die Uhr. „Bleib doch bis morgen früh, dann musst du nicht um diese Uhrzeit nach Hause fahren", schlug er vor. Überrascht von seinem Angebot versuchte ich, meine Gedanken zu sortieren. „Okay, wenn es dir nichts ausmacht." „Mein Bett ist groß genug. Brauchst du etwas zum Anziehen?" Fragte er, wartete meine Antwort aber gar nicht ab, bevor er eines seiner T-Shirts aus dem Schrank zog und es mir zuwarf. Er tat das mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass ich mich fragte, ob er das öfter machte. Aber im Grunde genommen konnte mir das egal sein. Ich zog also das Shirt über, das nach ihm roch und lang genug war, um meinen Po zu bedecken und versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken. Valentin packte seinen Koffer fertig, schaltete die Musik aus und kam anschließend wieder zu mir ins Bett. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und er zog mich in seine Arme. 

NeonliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt