28. Wendung

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Hi, ich bin gerade ziemlich sprachlos, so viele haben in den letzten Tagen meine Geschichte gelesen, sie zu ihrer Leseliste hinzugefügt oder dafür abgestimmt - tausend Dank! Ihr seid die Besten :-) Zur Feier des Tages gibt es ein neues Kapitel - ich hoffe, ihr mögt es!

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Ich zuckte erschrocken zusammen, als irgendetwas neben mir auf dem Bett landete und brauchte einen Moment, bis ich überhaupt realisiert hatte, wo ich war.  Noch leicht benommen blinzelte ich und setzte mich auf. Val hatte meine Klamotten neben mich aufs Bett geworfen. „Du musst aufstehen, ich muss los", forderte er mich auf. „Was? Wohin?" Fragte ich verwirrt. Wir konnten noch nicht lange geschlafen haben. „Familienausflug!" „Oh, davon hast du gar nichts gesagt." „Doch, eben gerade." Wieso war er denn nun schon wieder so? Genervt griff ich nach meiner Kleidung und zog mich an. "Wo wollt ihr denn hin?" "Nach Ibiza." "Wirklich?" Val verdrehte genervt die Augen. "Ja, wirklich. Kannst du dich jetzt beeilen? Ich verpasse meinen Flieger!" "Ja, schon gut. Ich kann ja nichts dafür, wenn du deine Termine nicht im Griff hast", zischte ich, stand auf und ging in den Flur, wo meine Schuhe und meine Jacke lagen. Val lehnte wortlos im Türrahmen und beobachtete mich. "Also dann", sagte ich unsicher, nachdem ich mich fertig angezogen hatte und ging zur Tür. "Hau rein", war alles, was Val noch sagte, bevor ich seine Wohnung verließ. "Arschloch", zischte ich, als ich draußen war. Wieso fiel ich jedes verdammte Mal wieder auf diesen Typen rein? Eigentlich verbot es mir mein Stolz, aber ich konnte nicht verhindern, dass mir auf dem Weg zur Haltestelle eine Träne über die Wange lief. Ich bildete mir ein, dass die wenigen Passanten, die um diese Zeit hier unterwegs waren, mir mitleidige Blicke zuwarfen, aber es war mir egal, ich wollte nur noch nach Hause. 

Dort angekommen verzog ich mich in mein Zimmer. Elisa war nicht Zuhause, sie war übers Wochenende zu Freunden gefahren. Aufgewühlt ließ ich mich aufs Bett sinken, an Schlaf war natürlich nicht zu denken, also zog ich mein Handy aus der Tasche - es zeigte eine Nachricht von Jonas an: 

„Du hättest mir ruhig mal sagen können, dass du etwas mit diesem Typen hast!" Schrieb er. 

„Ich habe nichts mit ihm!" Tippte ich. 

„Ich habe euch gesehen, vor dem Club! 😉 Ich wusste nicht, dass du auf solche Typen stehst oder machst du das nur, weil er berühmt ist?" Antwortete er wenig später. 

Wieso war er schon wach? Hatte er also unseren Kuss beobachtet? Ich dachte darüber nach, ob ich Valentin Bescheid geben musste und ob so etwas in der Presse landen konnte, aber nachdem er mich zuvor so schroff behandelt hatte, hatte ich dazu keine Lust. 

„So ein Quatsch, ich mag ihn einfach!" Schrieb ich Jonas zurück und ließ die Sache dann auf sich beruhen. Schließlich konnte mir egal sein, was er dachte, ich war ihm keine Rechenschaft schuldig. 

Eine halbe Stunde lang versuchte ich, wieder einzuschlafen, dann gab ich es auf. Ich musste viel zu oft an Val denken. Ich wurde absolut nicht schlau aus seinem Verhalten. In der Nacht waren wir so glücklich gewesen - jedenfalls war ich davon ausgegangen - und heute morgen behandelte er mich wieder so abfällig. Irgendwann beschloss ich, duschen zu gehen, um wenigstens seinen Geruch auf meiner Haut loszuwerden. Natürlich war es Schwachsinn, zu denken, dass ich damit auch meine Gefühle für ihn wegwaschen konnte, aber die heiße Dusche tat trotzdem gut. 

Gerade, als ich mich wieder angezogen hatte, klingelte es. Wer war das denn nun? Genervt schleppte ich mich zur Tür. Vielleicht hatte Elisa ein Paket bestellt oder die Nachbarn brauchten etwas. Ich öffnete die Tür und plötzlich erschien Val im Treppenhaus. Ich merkte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte - wieso musste ich immer so auf ihn reagieren? „Hi", brachte ich verwundert hervor. „Hey", er blieb in einigem Abstand stehen und kaute auf seiner Lippe herum, bevor er mich wieder ansah. „Solltest du nicht auf dem Weg nach Ibiza sein?" Fragte ich. Er nickte. „Sollte ich." „Was machst du dann hier?" Er schaute auf den Boden, bevor er mich wieder ansah und ich musste fast grinsen, weil er in diesem Moment so unsicher wirkte, was ziemlich ungewöhnlich für ihn war. „Ich habe was vergessen!" Ich sah ihn fragend an. „Was denn? Deinen Reisepass?" Val verdrehte die Augen und lachte leise. „Nein. Dich." „Mich?" Mein Herz schlug mittlerweile so schnell, dass ich dachte, er müsste es hören können. Val betrachtete mich nervös, dann trat er schließlich näher zu mir, beugte sich langsam herunter und legte seine Lippen auf meine. In meinem Kopf legte sich augenblicklich ein Schalter um. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn mit mir nach drinnen. 

Natürlich landeten wir sehr schnell auf meinem Bett, aber der Sex war heute anders - irgendwie zärtlicher und wir ließen uns viel Zeit. Danach zog Val mich in seine Arme. "Können wir einfach hierbleiben?" Fragte ich müde. "Klar", sagte er und gab mir einen Kuss aufs Haar. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Brust und schlief wenig später glücklich ein. Ich wurde erst wieder wach, als Val mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Verschlafen blinzelte ich. "Hey", murmelte ich. "Hey", entgegnete er. "Ich weiß, ich habe gesagt, wir bleiben im Bett, aber ich habe langsam ein bisschen Hunger", erklärte er grinsend. Ich lächelte. "Na dann sollten wir uns vielleicht etwas zu essen besorgen?" Er nickte. "Gute Idee." Ich war froh, dass er diesmal scheinbar nicht direkt wieder abhauen wollte. Irgendetwas zwischen uns schien sich verändert zu haben. "Wollen wir etwas kochen oder rausgehen?" Fragte ich. Val zuckte mit den Schultern. "Wir können Essen gehen, ich lade dich ein." Ich setzte mich auf. "Na da sage ich nicht Nein." Er grinste. "Dann los." 

Ich stand auf und zog mir eine Jeans und eine Bluse über, Val stieg ebenfalls wieder in seine Kleidung. "Wo gehen wir denn hin?" Fragte ich draußen. "Ich kenne einen ganz guten Italiener, zwei Straßen weiter", erklärte er und nahm meine Hand. Es fühlte sich ziemlich gut an. "Okay! Und was wird jetzt aus Ibiza?" Wollte ich wissen. Val zog die Schultern hoch. "Keine Ahnung, vielleicht fliege ich ein paar Tage später." "Bist du jetzt wirklich meinetwegen hiergeblieben?" Fragte ich ungläubig. Vielleicht hatte er nur seinen Flieger verpasst. "Habe ich doch gesagt." "Wow." Er grinste. "Ist deine Familie nicht sauer?" Er winkte ab. „Ach, die sind froh, wenn ich überhaupt vorbeikomme. Normalerweise versuche ich, solchen Familienurlauben aus dem Weg zu gehen." Ich grinste. „Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen", meinte ich ironisch. Kurz darauf erreichten wir das Lokal, es war ziemlich klein, aber gemütlich und nicht zu überfüllt, wahrscheinlich ein Geheimtipp. Wir bekamen einen ruhigen Platz in der Ecke, Val setzte sich neben mich auf die Bank, seine Hand ruhte wie selbstverständlich auf meinem Oberschenkel. Ich fühlte mich so glücklich wie lange nicht mehr. 

NeonliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt