Wie so oft in den letzten Wochen saß ich auf der Fensterbank in Valentins Wohnung und schaute aus dem Fenster. "Was machen wir am Wochenende?" Fragte ich. "Ich bin zu einer Party eingeladen", sagte Val. Warum fragte ich überhaupt? Er war immer auf irgendwelchen Partys unterwegs. "Zu welcher?" Wollte ich wissen. "Eine nervige Veranstaltung für Promis, von einem Magazin. Meine Agentur will unbedingt, dass ich hingehe", sagte er mit einem Augenrollen. "Oh", murmelte ich. Damit musste ich mein Wochenende wohl ohne ihn planen – und das, obwohl ich frei hatte. "Willst du mitkommen?" Fragte er dann überraschend. "Ich? Die lassen mich doch gar nicht rein!" Val grinste. "Klar, wenn ich dich als meine Begleitung mitnehme." Ich blickte nach draußen auf die verregnete Straße und dachte nach. "Ich weiß nicht. Mich kennt doch da niemand, das wäre sicher komisch." "Ach komm. Wir müssen nicht lange bleiben und können danach noch weiterziehen. Julian und Rebecca kommen auch." Ich zuckte mit den Schultern. "Wenn du meinst, dass es okay ist." Ich hatte meinem Umfeld mittlerweile von unserer Beziehung erzählt – es sollte also kein allzu großes Problem mehr darstellen, wenn ich an seiner Seite fotografiert wurde. Auch wenn ich ganz und gar nicht scharf darauf war.
Am Samstag verbrachte ich eine Ewigkeit damit, mich für die Party zu stylen. Ich hatte keine Ahnung, was man zu einem solchen Event anzog, es war ja erst das zweite Mal, dass ich Val zu einer öffentlichen Veranstaltung begleitete. Ich entschied mich schließlich für ein weiteres Kleid, dass ich bei meinem Shoppingausflug mit Manu gekauft hatte und High Heels. Vermutlich würde ich mich allerdings niemals daran gewöhnen, in diesen Folterinstrumenten zu laufen.
Val und ich fuhren diesmal gemeinsam mit den Taxi zu der Location und trafen Julian und Rebecca vor Ort. Obwohl wir wieder normal miteinander sprachen, hatte ich immer noch das Gefühl, dass mein Verhältnis zu Julian sich verändert hatte, seitdem ich mit seinem Bruder zusammen war. Und auch das Verhältnis der beiden war nach wie vor angespannt. Ich versuchte dennoch, das Beste aus der Situation zu machen und hoffte, dass unsere Freundschaft irgendwann wieder wurde wie früher.
Drinnen angekommen ließ ich den Blick durch den Raum wandern – er war voller Menschen, die ich nur aus dem Fernsehen kannte. Ich musste mich erst noch daran gewöhnen, dass mit Val an meiner Seite alles anders war und dass ich mich auf einer Promi-Party befand. Fast ununterbrochen wollte irgendjemand ein Foto von uns machen. Val legte den Arm um mich und posierte routiniert für die Fotografen. Er wusste genau, wie er sich positionieren und schauen musste, während ich mich unbeholfen an einem Lächeln versuchte und hoffte, dass ich nicht total bescheuert aussah. „Normal feiern ist wohl nicht drin", murmelte ich, als ich das Gefühl hatte, dass wir kurz unbeobachtet waren. Val zuckte mit den Schultern. „Irgendwann interessieren die sich auch nicht mehr für uns. Außerdem ziehen wir ja bald weiter." Ich seufzte und beobachtete Rebecca, die im Gegensatz zu mir von der Aufmerksamkeit gar nicht genug zu bekommen schien. Ohne dass ich ihn laut aussprach, schien Valentin meinen Gedanken zu verstehen. „Sie würde bestimmt gerne mit dir tauschen!" Ich grinste. „Dann müsste sie ja mit dir zusammen sein und das würde keine zwei Sekunden lang gut gehen!" Val verzog das Gesicht. „Nein, sie müsste nur frisch mit Julian zusammen sein." Ich seufzte. „Denkst du, sie ist nur aufgrund eurer Bekanntheit mit ihm zusammen?" Val schüttelte den Kopf. „Das will ich ihr nicht unterstellen, aber sie liebt auf jeden Fall die Aufmerksamkeit!" Ich nickte und ließ meinen Blick wieder zu Rebecca wandern, die immer noch geduldig für die Fotografen posierte. "Offensichtlich", bemerkte ich.
Gerade, als wir uns an der Bar niedergelassen hatten und die Aufregung um uns ein wenig abzunehmen schien, betrat Jade die Party. Verwundert starrte ich sie an. "Was macht sie hier?" Fragte ich. "Keine Ahnung, anscheinend wurde sie eingeladen. Ich wusste nicht, dass sie hier ist", entgegnete Val ziemlich gleichgültig und trank einen Schluck von seinem Gin Tonic. Ich seufzte. Konnte dieser Abend noch schlimmer werden? Mittlerweile wünschte ich mir ernsthaft, ich wäre einfach zuhause geblieben. Jade steuerte nun direkt auf uns zu – aus der Nähe betrachtet sah sie noch besser aus. Ihre Haut war perfekt, ihre Haare glänzten, ihr knappes Kleid saß wie maßgeschneidert. Am liebsten hätte ich mich auf der Toilette eingeschlossen. Jade begrüßte Val mit einem strahlenden Lächeln und einer Umarmung. "Hey", sagte sie. "Ich hatte keine Ahnung, dass du auch hier bist." "Ich reiße mich nicht darum", murmelte Val und erwiderte ihre Umarmung flüchtig. Jade lächelte immer noch und stieß ihn leicht in die Seite. "Das ist wieder typisch", bemerkte sie. Ich hielt die Luft an, während Jades Blick nun an mir hängenblieb. "Wer ist deine Begleitung?" Wollte sie wissen. "Julie, meine Freundin", sagte Val geradeheraus. Ich schluckte – Jade reagierte jedoch absolut cool. Falls sie eifersüchtig war, ließ sie sich absolut nichts davon anmerken. Stattdessen reichte sie mir die Hand. "Wie schön! Ich bin Jade, freut mich", sagte sie. "Julie", entgegnete ich schüchtern. "Wie habt ihr euch kennengelernt?" Fragte sie. "Im Club, Julie hat gearbeitet und wir waren feiern." "Oh, wirklich? Du bist also DJ? Oder Barkeeperin?" "Nein, ich arbeite an der Garderobe", sagte ich und fühlte mich noch etwas bedeutungsloser neben ihr. "Ah, cool." Sie lächelte. "Sie ist süß", sagte sie dann zu Val, als könnte ich sie nicht hören. "Ich ziehe mal weiter, einen schönen Abend euch", flötete sie dann und verschwand in der Menge. Ich blickte ihr verwirrt nach. "Ignorier sie einfach", meinte Val mit einem Kopfschütteln. "Sie scheint nett zu sein", murmelte ich. Allerdings war sie auch ziemlich besonders. Vermutlich war es das, was Val an ihr gefallen hatte. Ich musste kurz daran denken, wie langweilig er mich bei unserem Kennenlernen gefunden hatte. Ob er das insgeheim immer noch so sah?

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Neonliebe
ChickLit"Du bist so langweilig", raunte Valentin mir zu. „Langweilig, ich?" Er lehnte sich zurück und stützte sich auf seinen Unterarmen ab, während er mich provokant ansah. „Du bist der Inbegriff von Langeweile." Wie mir dieser Typ und seine Überheblichkei...