Hi zusammen, tut mir leid, dass ich es erst jetzt schaffe, weiterzuschreiben. Ich hoffe, es liest trotzdem noch jemand mit und das neue Kapitel gefällt euch :-)
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Valentin machte tatsächlich ernst. Bereits am nächsten Tag schickte er mir via Instagram einen Flyer mit Infos zu der Party, auf der Manu auflegen würde. Es war eine Techno-Party in einem Club, den ich nicht kannte - Überraschung, ich kannte hier ja auch fast nichts - der aber laut Valentin ziemlich angesagt war. Zum Glück fand die Party am Freitag statt, an dem ich nicht arbeiten musste. Ich sagte also zu und war den Rest der Woche bereits ziemlich hibbelig. Von Julian hörte ich auch in den nächsten Tagen nichts. Ich dachte oft darüber nach, mich bei ihm zu melden und ihn zu fragen, ob er am Freitag mitkam, aber dann erinnerte ich mich daran, dass er mir bei unserem letzten Treffen klargemacht hatte, dass er in den nächsten Wochen keine Zeit zum Feiern gehen haben würde, also verwarf ich den Gedanken wieder, obwohl Julian mir mehr und mehr fehlte.
Als es endlich Freitagabend war, stand ich ziemlich lange vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen sollte. Schließlich entschied ich mich für ein relativ schlichtes schwarzes Kleid, weil ich neben Valentin nicht wie eine Diskokugel aussehen wollte. Wir verabredeten uns an einer Haltestelle, von der aus man laut Valentins Aussage zu Fuß den Club erreichen konnte.
Ich machte mich also am späten Abend auf den Weg zur U-Bahnstation und stieg in die Bahn, die mich zu der Haltstelle bringen würde, die Valentin mir genannt hatte. Ich setzte mich auf einen freien Platz, die Fahrt würde ziemlich lange dauern. Zwei Haltstellen nach mir stieg eine Gruppe junger Männer ein, sie blieben nicht weit entfernt von mir stehen und starrten mich ziemlich offensichtlich an. Zum Glück sprachen sie mich nicht an, aber ihre Blicke reichten aus, um ein unwohles Gefühl in mir auszulösen. Ich zog meine Jacke enger um meinen Körper und fragte mich, ob mein Kleid vielleicht zu kurz war. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die gewünschte Haltstelle erreichte, stiegen sie zusammen mit mir aus. Ich schaute mich um und war froh, als ich Valentin erblickte, der bereits auf mich wartete. Vermutlich war ich nie zuvor so froh gewesen, ihn zu sehen. Erleichtert umarmte ich ihn und stellte dabei fest, dass er ziemlich gut roch. "Hey, hast du gut hergefunden?" Fragte er. "Ja, aber ich hab mich echt unwohl gefühlt, die Typen da vorne haben mich die ganze Zeit über angestarrt. Vielleicht hätte ich mir was anderes anziehen sollen." Val schaute an mir herunter, zog die Stirn kraus und schüttelte mit dem Kopf. "So ein Schwachsinn, du kannst doch nichts dafür, dass die Typen Idioten sind." Ich seufzte und war irgendwie froh über seine Reaktion. "Ja, du hast recht", murmelte ich. "Gehen wir und lassen uns den Abend nicht verderben", meinte Valentin, der schon wieder ungewohnt freundlich war. Er setzte sich in Bewegung und ich folgte ihm, was gar nicht so leicht war, weil er mit seinen langen Beinen ein ziemliches Tempo vorlegte. Immerhin bekam ich so die Gelegenheit, ihn unauffällig zu mustern. Eigentlich sah er aus wie immer: Röhrenjeans, Bandshirt, Chucks und Lederjacke.
Als wir uns dem Club näherten, erblickte ich schon von weitem die lange Schlange, die sich davor gebildet hatte. Sie war noch deutlich länger als ich es von meinem Arbeitsort gewohnt war. Genervt verdrehte ich die Augen. „Wir können direkt umdrehen, wenn der Club nicht riesig ist, kommen wir niemals rein", meinte ich resigniert. Die ersten Menschen wurden bereits abgewiesen und kamen uns enttäuscht entgegen. „Abwarten", meinte Valentin nur und lief unbeeindruckt weiter. Ich wusste nicht, was das sollte, aber ich hatte ja kaum eine andere Wahl, als ihm hinterherzulaufen. Nach meiner Erfahrung vorhin war nicht besonders scharf darauf, im Dunkeln allein zurück zur Haltestelle zu laufen und nach Hause zu fahren. Valentin lief wie selbstverständlich an der Schlange vorbei. „Ähm, das Ende ist dort", warf ich ein und deutete hinter mich. Valentin grinste. „Jetzt entspann dich mal und komm mit." Er blieb erst unmittelbar vor dem riesigen Türsteher stehen. „Val, Hi, stehst du auf der Liste?" Fragte der ihn, anscheinend kannten sie sich. „Müsste." Der Türsteher warf einen Blick auf das Tablet neben sich. „Ja, sieht gut aus!" „Alles klar, ich nehme sie mit rein, okay?" Valentin deutete auf mich. Der Türsteher musterte mich kurz. „Geht klar, viel Spaß", er trat zur Seite und ich beeilte mich, Valentin zu folgen. „War doch easy", meinte der nur. „Ja, ich hatte kurz vergessen, dass du kein normaler Mensch bist", zischte ich und wusste nicht recht, wie ich das finden sollte. Natürlich war es wahnsinnig cool, dass er einfach problemlos in jeden Club hereinkam, andererseits fand ich es unfair gegenüber den Leuten, die wahrscheinlich schon ewig in der Schlange standen und am Ende trotzdem abgewiesen wurden. Aber was nützte es, mir Gedanken darüber zu machen, ich würde es vermutlich nicht ändern, also versuchte ich, den Abend zu genießen, wenn ich schon mal die Gelegenheit bekam, in einem Club zu feiern, der anscheinend ziemlich beliebt war.
Drinnen war es wahnsinnig laut und stickig, der Bass war im ganzen Körper spürbar und die Lichteffekte sorgten dafür, dass die Bewegungen der Menschen auf der Tanzfläche unglaublich langsam erschienen. Ich fühlte mich betrunken, ohne auch nur einen einzigen Tropfen Alkohol angerührt zu haben. Das sollte sich allerdings bald ändern, denn Valentin marschierte als erstes zur Bar und besorgte uns Getränke. Ich hatte keine Ahnung, wie das hier ablief, aber mir fiel auf, dass er nichts bezahlen musste. Bekam er etwa aufgrund seines Promi-Status auch die Getränke umsonst? Kurz darauf drückte er mir jedenfalls ein Glas in die Hand. "Cheers", rief er und stieß sein Glas gegen meines. "Cheers", murmelte ich und trank einen Schluck. Ich glaubte zu erkennen, dass es sich um Wodka-Energy handelte. "Lass uns mal Manu begrüßen gehen", brüllte Valentin in mein Ohr. Ich nickte und folgte ihm durch die Menschenmenge. Valentin schien sich auszukennen und steuerte zielsicher auf das DJ-Pult zu. "Vally", Manu fiel ihm um den Hals, als er ihn bemerkte. "Hi", ich hob unsicher die Hand zur Begrüßung, aber Manu zog auch mich in eine kurze Umarmung. Soweit ich es in den flackernden Lichtern erkennen konnte, war er wieder ziemlich eigenwillig gekleidet. "Wie läufts?" Fragte Valentin. Manu hob den Daumen. "Die Stimmung ist ganz nice." Ich schaute auf die Tanzfläche, sie war bereits gut gefüllt, die Menschen schienen Spaß zu haben. Wir blieben einen Moment bei Manu, tranken unsere Drinks leer und mischten uns dann ebenfalls unter die Menge.
Manu machte seinen Job wirklich gut, jedenfalls soweit ich das beurteilen konnte. Flüssig ging ein Track in den nächsten über, die Menge rastete förmlich aus. Ich versuchte, möglichst viel von der Atmosphäre aufzusaugen. Valentin und ich befanden uns inmitten der tanzenden Menge, bewegten uns fast wie von selbst im Rhythmus der Musik. Zwischendurch versorgte Valentin uns beständig mit Drinks, ich war kaum in der Lage, zu erkennen, ob ich betrunkener wurde oder ob es nur an der Musik und der Atmosphäre lag, die Stimmung war jedenfalls ausgelassen und alles wirkte wie eine perfekte Symbiose. Im Licht schimmerten Valentins Haare rosa, was ihm aus irgendeinem Grund ziemlich gut stand und ich musste aufpassen, nicht in eine Schwärmerei zu verfallen. Irgendwann gesellten wir uns zurück zu Manu hinter das DJ-Pult. Valentin half ihm und bediente einige der Regler, ich hatte absolut keine Ahnung davon, aber die beiden schienen ein eingespieltes Team zu sein. „Ich wusste gar nicht, dass du das kannst", meinte ich zu Valentin. „Ist eher ein Hobby", erklärte er. Ich nickte und bewegte mich wieder im Rhythmus der Musik. Wahrscheinlich war ich doch ziemlich betrunken, ansonsten hätte ich mich sicher nicht getraut, am DJ-Pult zu tanzen. Ausgelassen feierten wir und beobachteten dabei die tanzende Menge, Manu und Valentin verstanden es perfekt, sie anzuheizen. Ich versuchte, mich eher im Hintergrund zu halten, während die beiden des Öfteren gefilmt, fotografiert und angesprochen wurden. Daran musste ich mich erst noch gewöhnen und ich hatte definitiv keinen Bedarf, auf irgendwelchen Fotos oder Videos aufzutauchen, aber dennoch genoss ich das Gefühl, hier oben stehen zu dürfen.
Es war sicher bereits mitten in der Nacht, als ich mich erschöpft auf den Boden setzte. Valentin ließ sich neben mir nieder. "Alles okay?" "Ja, ich bin nur platt", entgegnete ich. "Aber die Party ist wirklich gut." Valentin nickte und betrachtete mich schweigend. Irgendwann beugte er sich ein wenig vor, nahm mein Gesicht in seine Hand und küsste mich wie selbstverständlich. Ich erwiderte seinen Kuss, weil es in diesem Moment vollkommen logisch erschien. Wenig später löste Valentin sich allerdings bereits aus unserem Kuss. Verwirrt blinzelte ich ihn an. „Mich kennen hier zu viele Leute, ich nehme an, du willst nicht morgen auf der Titelseite vom Klatschblatt landen?" Ich schluckte und versuchte, möglichst cool zu wirken, während ich in Wirklichkeit zutiefst durcheinander war. „Nein", brachte ich nur hervor. Valentin brachte ein wenig Abstand zwischen uns. „Hab ich mir gedacht." Ich schluckte und empfand die Situation plötzlich als bedrückend. Bei all den Privilegien, die er genoss, musste es dennoch schrecklich sein, ständig um seine Privatsphäre fürchten zu müssen.
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Neonliebe
ChickLit"Du bist so langweilig", raunte Valentin mir zu. „Langweilig, ich?" Er lehnte sich zurück und stützte sich auf seinen Unterarmen ab, während er mich provokant ansah. „Du bist der Inbegriff von Langeweile." Wie mir dieser Typ und seine Überheblichkei...