29. Familienurlaub

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Hallo zusammen, vielen Dank an alle, die meine Geschichte in den letzten Tagen gelesen, zu ihrer Leseliste hinzugefügt oder dafür abgestimmt haben! Ich freue mich sehr und hoffe, ihr mögt die Story :-) Heute gibt's ein neues Kapitel. 

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Valentin war auch am nächsten Tag noch da und er hatte zu meiner Verwunderung offenbar auch nicht vor, etwas daran zu ändern. Wir saßen zusammen am Frühstückstisch, seine linke Hand lag locker auf meinem Oberschenkel, als wäre das eine Selbstverständlichkeit, mit der anderen tippte er auf seinem Handy herum. "Was schaust du da?" Wollte ich wissen. "Ich checke die Flüge nach Ibiza." Meine Laune verschlechterte sich augenblicklich, ich ließ mir jedoch nichts davon anmerken. "Ach, willst du doch noch hinfliegen?" Fragte ich möglichst beiläufig und trank einen Schluck Kaffee. "Ja, ich dachte, ich nehme dich einfach mit", entgegnete er. "Was?" Ich verschluckte mich prompt an meinem Kaffee und bekam einen Hustenanfall. Val klopfte mir auf den Rücken. "Das ist doch nicht dein Ernst", murmelte ich, als ich wieder Luft bekam. "Wieso nicht?" "Ich kenne deine Familie doch gar nicht, du kannst mich nicht einfach mitnehmen!" Er grinste. "Ach, die sind ganz entspannt und meine Mutter hat sowieso ein Faible dafür, das größte Haus zu mieten, das sie finden kann, das wird schon passen!" Ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren. Natürlich war es verlockend, mit Valentin wegzufliegen, zumal ich noch nie geflogen war, und außerdem schien er es mittlerweile Ernst mit mir zu meinen, das wollte ich keineswegs aufs Spiel setzen. Andererseits war diese Aktion vermutlich ganz schön überstürzt und ich konnte mir einen Urlaub mit dieser Familie wahrscheinlich finanziell nicht annähernd leisten. "Ich muss arbeiten, die sind sicher nicht begeistert, wenn ich so kurzfristig nach Urlaub frage", warf ich deshalb ein. Val verdrehte die Augen. "Na und? Du wolltest dir doch sowieso einen anderen Job suchen." "Als wenn das so einfach wäre." "Ich kenne einen Haufen Leute, ich besorge dir was anderes, wenn sie dich rauswerfen. Ruf da an, ich buche uns in der Zeit einen Flug." "Val, ich weiß wirklich nicht...". Er grinste. "Kannst du bitte einmal etwas machen, ohne dabei Bedenken zu haben?" Ich seufzte, ich wollte jetzt wirklich nicht mit ihm streiten. "Na schön." 

Anschließend wählte ich Carlottas Nummer und fragte sie, ob sie mit mir tauschte und am nächsten Wochenende für mich arbeitete. Überraschenderweise war sie der Meinung, dass ich mir einen Urlaub verdient hatte und stimmte zu. "Und?" Fragte Val, als ich das Telefonat beendet hatte. "Meine Kollegin übernimmt meine Schichten am Wochenende, dafür muss ich nächstes Wochenende für sie arbeiten." Er nickte. "Alles klar, wir fliegen morgen früh." Ich war schrecklich aufgeregt, versuchte aber, gelassen zu bleiben. 

Am nächsten Morgen befanden wir uns tatsächlich am Flughafen. „Ein Familienausflug... Ich weiß wirklich nicht, ob das die beste Idee ist", wiederholte ich noch, während wir in den Flieger stiegen. Val lachte. „Willst du jetzt hierbleiben? Julian hat Rebecca auch mitgenommen." „Die sind ja auch seit zwei Jahren zusammen und wir seit zwei Tagen", erinnerte ich ihn. Er winkte ab. „Ach komm schon, meine Mutter ist völlig aus dem Häuschen, weil ich überhaupt vorbeikomme." Ich seufzte und ließ mich auf meinem Platz neben ihm nieder. Ich fand es aufregend, zu fliegen, es gefiel mir. Mit meinen Eltern war ich immer nur in die Berge oder an die See gefahren. 

Vor Ort hatte mich der Mut allerdings schon wieder verlassen. Ein Fahrer holte uns ab und brachte uns direkt zu der Finca, die Valentins Mutter gemietet hatte. Ich kam mir vor, wie in einer anderen Welt. Ich war mit Familie Löwenstein auf Ibiza, wie verrückt war das bitte? Wir erreichten die Finca nach etwa einer halben Stunde Fahrt. Valentin hatte nicht zu viel versprochen - die Finca wirkte schon von außen riesig und ziemlich luxuriös. Kurz hatte ich das Gefühl, alles nur zu träumen. Valentins Mutter wartete vor der Tür auf uns, um ihren Sohn in Empfang zu nehmen. Sie war eine Erscheinung - groß, hübsch und sie sah ziemlich jung aus, niemals hätte ich gedacht, dass sie Söhne im Alter von Julian und Valentin hatte. „Wie schön, dass du doch noch gekommen bist", sagte sie lächelnd und umarmte Valentin. „Wie lief die Kino-Tour?" „Gut", sagte er. „Ich habe noch jemanden mitgebracht", er drehte sich um und deutete auf mich. „Julie, meine Freundin." Ich lächelte schüchtern und trat einen Schritt auf seine Mutter zu, um ihr die Hand zu reichen. „Hallo, freut mich, Sie kennenzulernen." Sie musterte mich von oben bis unten. „Ebenfalls. Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin hast", sagte sie dann zu Val. Er lächelte. „Noch nicht so lange." 

In diesem Moment stieß auch Julian zu uns, dicht gefolgt von Rebecca. „Bruderherz, du hast es ja doch geschafft", rief er und umarmte Val freudig. Erst dann bemerkte er mich und musterte mich verwundert. „Julie? Was machst du denn hier?" Er drückte mich kurz an sich. „Ich bin mit deinem Bruder hier", sagte ich. Julian schaute verwirrt von einem zum anderen. „Okay... Warum?" „Wir sind zusammen", erklärte Val knapp und nahm meine Hand. Musste er immer so direkt sein? „Ja, guter Witz", entgegnete Julian grinsend. „Es ist kein Witz", erklärte ich leise. Julian entglitten förmlich die Gesichtszüge. „Ernsthaft? Ihr beiden? Ihr hasst euch doch!" Frau Löwenstein schaute irritiert ihre Söhne an. „Kann mich mal jemand aufklären?" „Sagen wir, die ersten Aufeinandertreffen der beiden verliefen eher turbulent", meinte Julian, immer noch sichtlich verwundert. Ich hoffte inständig, dass er Valentin nichts von unserem Kuss erzählte. Frau Löwenstein sah immer noch verwirrt aus. „Wir haben Julie im Club kennengelernt und Val war wie immer sehr liebenswert", erklärte Julian. Ich lehnte meinen Kopf gegen Vals Schulter. „Naja, wir haben quasi noch mal von vorn angefangen." Julian nickte mechanisch, wirkte aber alles andere als begeistert. Ob er doch mehr von mir wollte? Das war absurd, schließlich war er mit seiner Freundin hier. „Na dann, willkommen in der Familie", meinte er und bedachte mich mit einem Blick, den ich nicht ganz einordnen konnte. „Danke", antwortete ich nur und hoffte, bald unter vier Augen mit ihm sprechen zu können. Schließlich kam auch Rebecca zu uns, umarmte Val flüchtig, die beiden hatten ja nicht das beste Verhältnis, und gab dann mir die Hand. „Hi, kennen wir uns nicht?", fragte sie. Sie konnte sich wohl nicht einmal mehr richtig an mich erinnern. „Doch, wir haben uns kurz in einer Bar gesehen, ich bin Julie", erklärte ich. Eigentlich wirkte sie freundlich, ich wusste nicht, warum Val sie nicht leiden konnte, aber das war ja auch irgendwie typisch für ihn. Mir tat der Kuss mit Julian nun jedenfalls noch mehr leid.

"Na dann lasst uns mal reingehen, bevor wir hier Wurzeln schlagen", entschied Frau Löwenstein. Val nahm unsere Koffer und bedeutete mir, dass ich vorgehen sollte und so folgte ich den anderen mutlos nach drinnen. Drinnen war es kühl, der Wohnbereich war groß, modern und offen, man schaute direkt auf eine Terrasse und einen riesigen Pool. Ich wäre sicher absolut begeistert gewesen, hätte Julians Reaktion mich nicht so sehr aus der Bahn geworfen, dass ich am liebsten direkt wieder nach Hause geflogen wäre. "Die Schlafzimmer sind oben, ihr könnt das links neben der Treppe nehmen", erklärte Rebecca. "Danke", murmelte ich und so brachten wir erst einmal unser Gepäck nach oben. Auch unser Zimmer war riesig und hatte sogar einen eigenen Balkon. Ich ließ mich auf das große Bett sinken. "Julian schien ja nicht gerade begeistert zu sein", murmelte ich. "Ach, der kriegt sich schon wieder ein." "Vielleicht sollte ich wieder nach Hause fliegen." "Bist du irre? Zieh deinen Bikini an und komm mit runter!" Val nahm meine Hand und zog mich auf die Füße, ich landete in seinen Armen. "Hey, wenn du dich in dieser Familie behaupten willst, brauchst du ein bisschen mehr Selbstbewusstsein", meinte er grinsend. Ich seufzte. "Du weißt doch, dass ich das nicht habe." Val gab mir einen Kuss aufs Haar. "Nicht immer." Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. Wie froh ich war, dass wir jetzt ein Paar waren, ich konnte das niemals aufs Spiel setzen wegen Julians blöder Reaktion. Ich beschloss also, das Ganze tatsächlich mit etwas mehr Selbstsicherheit anzugehen. 

"Wo ist eigentlich dein Vater?" Fragte ich dann. "Drehen", meine Val grinsend. "Oh und kommt er noch nach?" "Ich glaube nicht, der findet solche Urlaube genauso anstrengend wie ich." Ich lachte. "Schade, jetzt bin ich noch neugieriger auf ihn." Offenbar kam Val nach ihm. "Du wirst ihn bestimmt noch kennenlernen, aber jetzt checken wir erstmal den Pool, würde ich sagen." Ich lächelte. "Na gut."

NeonliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt