,,Hallo Schätzchen. Essenszeit!", höre ich mal wieder die kratzig klingende Stimme von dem Arschloch. Ich bin wieder angekettet in diesem kalten, muffigen Raum. Die Luft riecht feucht und obwohl meine Augen verbunden sind, kann ich ein Wimmern nicht unterdrücken. Auch das Schluchzen danach dringt unaufhaltsam über meine Lippen. ,,Och Schätzelein, was hast du denn?" Kräftige, raue Finger umfassen mein Kinn und drücken es nach oben, ohne dass ich mich auch nur im Ansatz dagegen wehren könnte. Der Gestank von Blut und Alkohol dringt unaufhörlich an meine Nase. Kurz muss ich einige Kräfte sammeln um eben diese rümpfen zu können. Dennoch verschwindert dieser widerliche Geruch nicht.
Und auch meine Gedanken schweifen immer wieder zu dem Vergangenen. Wie in einem Film in Dauerschleife laufen die Bilder durch meinen Kopf. Daryl liegt vor mir im Dreck und im nächsten Moment trifft sein Blut in mein Gesicht. ,,Du hast ihn getötet... getötet... du hast Daryl getötet...", murmle ich leise und schwach, fast nicht hörbar. ,,Wie war das?", ertönt es schneident vor mir. Meine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen, ein schwaches Flüstern. ,,Du hast Daryl getötet." ,,Ach Schätzchen, du musst schon lauter reden. Aber ja, ich habe viele Leute getötet, na und? Verrat uns einfach wo deine Leute sind, dann gehörst du nicht dazu."
Verwirrt versuche ich mit meinen Augen etwas mehr in der Dunkelheit um mich herum und so auch den Typen vor mir besser zu erkennen. Allerdings fällt mir dann auf, dass dies nichts bringen wird, da meine Augen noch immer verbunden sind. ˋAber, sie haben sie doch schon getötet... Was geht hier ab? Ich verstehe gar nichts mehr...ˋ ,,Hey Gareth! Da kommt ne Horde!", erklingt wieder die jüngere Stimme, welche ich in der Vergangenheit ebenfalls häufiger zu Ohr bekommen habe. ˋDer müsste doch tot sein?! War das ein Traum? Nur Einbildung? Oder hat der Typ sich nur geirrt oder mich angelogen?ˋ, denke ich mir verwirrt und halte mir den Kopf. Diese Deliriumähnlichen Zustände bringen mich noch um. Ich kann Realität und Einbildung nicht mehr voneinander unterscheiden. Alles verschwimmt und nimmt mir die Kontrolle über mein eigenes Leben, Denken und Handeln. Ich weiß einfach nicht, was ich noch glauben kann.
,,Der Schuss muss sie angelockt haben. Aber die würden uns einfach überrennen. Das sind zu viele." ,,Schöner Scheiß. Egal. Dann hauen wir ab.", entscheidet Gareth und lässt mich endlich los. ,,Was ist mit ihr?" ,,Ach, die stirbt eh bald, sieh dir das Weibsbild doch mal an. Vielleicht gehörte sie ja wirklich nicht zu der Truppe, aber das ist ja jetzt eh egal. Gehen wir." Fast schon unsicher erklingt plötzlich die Stimme des jungen Mannes, den ich auf etwa 20 Jahre schätzen würde, wieder. ,,Sollen wir sie einfach zurücklassen?" ,,Hast du etwa Mitleid?" ,,Nein, aber sollen wir ihr nicht wenigstens die Fesseln abmachen?" ,,Mach doch was du willst. Ich verschwinde. Wenn du mit willlst, dann beeile dich. Du kennst unser Motto."
Wieder höre ich eine Tür zuknallen, dann das Rascheln der Ketten. Kurz darauf gehe ich zu Boden und bleibe regungslos auf dem kalten und feuchten Beton liegen. ,,Tut mir leid." Wieder knallt eine Tür. Was kann ich eigentlich noch glauben? Mein eigener Verstand spielt mir Streiche und die Fragen in meinem Kopf scheinen sich ebenfalls wie die Bilder in diesem ständig zu wiederholen.
Zusammengekauert liege ich da und hin und wieder dringt ein Wimmern über meine Lippen nach draußen. Alles tut weh und innerlich bin ich nun wohl völlig zerstört. Meine Augen, verdeckt von dem Stoff, sind geschlossen. Wahrscheinlich geilen sich diese Arschlöcher daran auf, mir falsche Hoffnung zu machen und mir Schmerzen zuzufügen. Gleich ertönt vermutlich wieder die Tür und ihr hämisches Lachen wird in meinen Ohren wiederklingen.
,,Zahra! Hey Zahra!" Erschrocken schrecke ich hoch. Ich befinde mich in einem kleinen Zimmer mit Holzdielen als Boden und einem einfachen kleinen Bett. Der Raum ähnelt eher einer Kammer, vorallem durch den kleinen Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand und die farblosen Kinderbilder an der Wand. Die Bettwäsche ist leicht vergilbt und auch sonst wirkt das Zimmer eher alt und nicht sonderlich gemütlich. Als wäre ich nur ein Besucher. Ein kleiner Junge steht vor mir. Nicht älter als 10, maximal vielleicht 12. Braune, glatte Haare, die gleichen grünen Augen wie die meinen und ein spitzbübisches Grinsen auf den Lippen. ,,Bruder? Was ist los? Warum bist du hier?", frage ich verwirrt und setzte mich auf dem Bett auf dem ich mich befinde auf. Eigentlich wundert es mich nicht, dass ich meinen Bruder sehe, obwohl ich ihn ja seit einiger Zeit schon nicht mehr gesehen habe, sondern vielmehr, dass er gerade jetzt hier ist. Ich kann mich daran erinnern erst vor knapp einer Woche von der Polizei wieder ins Kinderheim gebracht worden zu sein und den Entschluss gefasst zu haben, von hier zu verschwinden. Aber wenn er jetzt wieder da ist, muss das ja nicht sein.
DU LIEST GERADE
Together or not at all - The Walking Dead (Daryl FF)
FanfictionZahra. Ihr wurde es im Leben nie leicht gemacht und gerade als sie dachte, alle Hürden überstanden zu haben, brach mit einem Mal die Apokalypse aus und hinterlies ihre Spuren, auch bei der 27-Jährigen. Die Toten erheben sich und fressen die Lebenden...