Albtraum

466 18 0
                                    

Die Zahlen scheinen nicht in das Gesamtbild zu passen. Sie wirken so rein, sauber und stechen aus dem Dreck und Moder heraus. Ich weiß nicht, wie lange ich bereits durch den Korridor gelaufen bin, da entscheidet sich mein Körper dazu stehen zu bleiben. Ich vernehme Schritte, ganz deutlich, als würde neben mir jemand langgehen, aber als ich mich umschaue, ist da niemand. Nur Dunkelheit, Schimmel und rote Türen. Als ich an mir herunter blicke stelle ich fest, dass ich ohne Schuhe und auch ohne Socken auf den dunklen, schäbigen, rustikalen, teils kaputten Bodenplanken stehe. Ich habe ein Kleid an. Es ist mir zu groß, ist auf der einen Seite über meine Schulter gerutscht und es ist dreckig. Aber das stört mich nicht. Ich trage es gerne. Schließlich habe ich nicht wirklich etwas anderes… Eigentlich ist der graue Fetzen gar kein Kleid. Es ist das T-Shirt eines Mannes, aber ich trage es als Kleid. Das ist schon ok. Ich mag es.

Als ich wieder hoch schaue, stehe ich direkt vor einer der Türen und nicht mehr mitten im Gang. Meine Hand liegt auf dem Griff und drückt ihn langsam runter. Plötzlich ein Knacken. Erst leise, dann ein zweites lauter. Ich lasse den Griff los, drehe mich um und kralle mich ängstlich mit meinen dünnen kleinen Fingern in das Oberteil, während ich mich zusammenkauere. Auf einmal fällt hinter mir etwas klimpernd zu Boden. Als ich mich vorsichtig umdrehe erkenne ich auch was. Die hintere Zahl von der Tür ist runtergefallen und liegt jetzt zwischen dieser und mir auf dem Boden. Ich bücke mich herunter und umfasse das kalte Metall mit meinen Händen. Ich drehe die Zahl um, doch statt einer sieben halte ich nun eine sechs in der Hand. Habe ich mich verguckt? Verwirrt stehe ich auf und schaue hoch um die Zahl an der Tür zu überprüfen. Doch die Tür ist offen. Und in ihr steht eine Person. Lange Schwarze Haare. Ein hübsches Gesicht mit einem freundliche Lächeln. Die Frau trägt ein langes, edelwirkendes Kleid. ,,Na süße? Willst du mir wohnen?“, höre ich ihre sanfte, helle Stimme und denke dann, ja mit ihr möchte ich mit und bei ihr möchte ich leben.

Plötzlich verzehrt sich die Umgebung. Wieder stehe ich in dem dunklen Raum von vorhin. Wieder verlasse ich ihn, ohne mich zu stoßen und wieder knallt die Tür hinter mir zu und lässt mich erschrocken zusammenfahren. Wieder laufe ich den schwarzen Gang mit den roten Türen entlang und begrüße Klecks, den großen, grünen Schimmelfleck. Ich vernehme Schritte. Mehrere schnelle Schritte, ganz nah, aber niemand ist zu sehen. Die Türen… irgendwas ist anders. Dann bleibe ich svor einer roten, geschlossenen Tür stehen. Ich kenne diesen Ort... Eine große, weiß glänzende 55 aus Metall prangert an der Tür. Sie passt hier irgendwie nicht rein, auch wenn ich nicht genau weiß wieso. Ich hebe meine Hand um die Tür zu öffnen doch da ertönt ein leises Knacken, dann ein zweites und noch während ich den Schritt zurück mache, fällt die hintere Zahl klirrend zu Boden. Ich bücke mich, greife nach dem glänzenden Stück und drehe es um. Statt einer 5 halte ich eine 4 in meinen kleinen Händen. ˋIch will das nicht…ˋ Ich schaue hoch und aus meinen kleinen Augen sehe ich eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren und einem hübschen Gesicht. Doch diesmal lächelt sie nicht. Sie hält ein Seil in ihrer Hand und fragt: ,,Na süße? Willst du bei mir wohnen?“, höre ich ihre Stimme und denke dann, ja ich gehe mit.

Schneller als zuvor verzehrt ich die Umgebung. Im Laufschritt verlasse ich wieder den Raum, ignoriere die zuknallende Tür und laufe wieder den Gang entlang. An Klecks, dem großen Schimmelfleck vorbei und auch die vielen roten Türen mit ihren glänzenden, Nummer 33 Zahlen lasse ich hinter mir. Ich will hier weg. Der Gang ist schier endlos und dann bleibe ich stehen. Schritte. Viele Schritte, von allen Seiten dringen sie an meine Ohren und doch kann ich niemanden sehen. ˋWarum ist hier niemand? Warum hilft mir keiner?ˋ Ein Knacken ertönt. Ein zweites sogleich hinter her, dann Klirren und Stille. Ich blinzle und finde mich über dem Metallstück am Boden hockend wieder. Ich drehe es um. Eine 2. Die Frau steht in der Tür. Ihr trauriges Gesicht mit dem verrückten Blick, die schwarzen, filzigen und spröden Haare hängen verknotet von ihrem Kopf. ,,Na Süße? Willst du bei mir wohnen?“, höre ich ihre rauchig, kratzende Stimme und denke dann nein, dass will ich nicht, aber ich muss.

Together or not at all - The Walking Dead (Daryl FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt