Komm nach Hause!

472 19 0
                                    

,,Jetzt leg dich halt hin. Vielleicht findest du dann etwas Ruhe und ich bekomm noch ne Mütze voll Schlaf.“, kommt es nur murrend von ihm. Ich bin zwar niemand der grundsätzlich mit Fremden ins Bett steigt oder auch nur neben ihnen schläft, besonders da mein Kontakt zur Außenwelt in den letzten Jahren verschwindend gering war und meine Menschenphobie mir das auch meistens schwer macht, aber nach dieser Nacht stört es mich dann auch nicht mehr. Schlimmer kann es eh nicht mehr werden und es ist ja nix dabei. Also zucke ich nur mit den Schultern, schnappe mir meine Decke vom Boden und lege mich auf die freie Seite des Bettes. Natürlich mit einigem Abstand zwischen uns. Und siehe da, nach wenigen Minuten, nachdem ich die Augen geschlossen habe sinke ich, auf der weichen Matratze mit dem beruhigenden Atem meines Mitbewohners im Hintergrund, in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Als ich am nächsten Morgen meine grünen Augen aufschlage, liege ich zugedeckt in dem warmen Bett und Daryl neben mir. Einen seiner Arme hat er unter seinen Kopf als Stütze gelegt, während der andere locker auf seinem Bauch ruht. Einen Gähnen entflieht mir und die Ereignisse der vergangenen Nacht verdrängend stehe ich auf. Möglichst leise, um den friedlich schlummernden Redneck nicht zu wecken, verlasse ich gemeinsam mit Rocky das Zimmer und kurz darauf auch das Haus. Meinen Rucksack geschultert beobachte ich den Vierbeiner, wie er aufgeregt über die Wiese hechtet und dann nahe beim Zaun sein morgendliches Geschäft erledigt. Hat ja auch sein Gutes, auf einer Farm zu leben. Dann muss man wenigstens nicht hinter dem eigenen Hund herräumen. Aber ich denke dennoch, dass ich heute wieder zurückfahren werde. Sophia ist wieder bei ihrer Mutter und Hershel geht es soweit auch ganz gut, also kein Grund zur Sorge. Mit den Leuten hier habe ich ja sonst eigentlich nichts am Hut, aber ich werde mich nachher dennoch erst von ihnen verabschieden. Ein wenig Anstand habe ich mir dann ja doch noch bewahrt.

Einige Zeit später sitze ich mit Hershel, Maggie, Beth, Patricia und dem anderen jungen Mann aus Hershels Obhut am Tisch und erläutere ihnen meinen Plan von der Abreise. ,,Nun gut, aber komm uns ruhig mal wieder besuchen. Und pass auf dich auf, meine Liebe.“ ,,Keine Sorge ich-“, ich werde von einem Rauschen des Funkgerätes unterbrochen. ,,ZAHRA!“, als die gehetzte Stimme von Jackson erklingt greife ich schnell nach dem Gerät und frage: ,,Hier. Was los?“ ,,Beweg deinen Hintern auf dein Bike und komm her. SHIT! Henry, gib ihm Deckung! Wir brauchen hier Unterstützung! Beeil dich und pass auf dich auf!“ ,,Verstanden, bin unterwegs.“, gebe ich schnell von mir, stehe dann schnell auf und flitze zur Tür. ,,Hershel, pass auf Rocky auf, ich komme wieder um ihn zu holen. Lass ihn nicht raus!“, rufe ich dem alten Mann noch zu, ehe ich aus der Tür husche und sie zuziehe sodass mir mein Hund nicht folgen kann. Sein Jaulen, als ich ihn ohne Erklärung hinter der geschlossenen Tür stehen lasse, zerbricht mir fast das Herz, aber es ist zu gefährlich, ihn mitzunehmen.

Ich weiß nicht was mich erwartet und ich werde sein Leben nicht riskieren. Angst kommt in mir auf, als ich, so schnell es mir möglich ist, über die Wiese zu meiner Harley hechte und mich drauf schwinge. ,,Wohin des Weges? Und dann auch noch so in Eile. Alles gut?“, erklingt die besorge Stimme von Dale, welche ich jedoch ignoriere. Versehentlich, eigentlich nehme ich sie gar nicht richtig war. Ohne mich nochmal umzusehen, starte ich meine Maschine und brettere vom Hof. Immer weiter beschleunige ich, nachdem ich das Farmtor und die Schotterstraße hinter mir gelassen habe. In Gedanken male ich mir schon das Schlimmste aus. Wurden sie von Untoten überrannt? Einer anderen Gruppe? Sind sie Verletzt? Hat es Isaac oder einen der anderen erwischt? Alle möglichen, nur möglichen Gedanken spucken durch meinen Kopf und befeuern die Unsicherheit in meinem Inneren immer mehr, sodass sie mir fast die Kehle zuschnürt.

Doch ich versuche sie weitestgehend zu verdrängen und mich darauf zu konzentrieren, mich nicht abzumaulen. Die Streuner welche alleine und teils in kleineren Gruppen auf der Straße stehen umfahre ich und rase dann weiter ohne an Geschwindigkeit einzubüßen, im Gegenteil, auf der von sonstigem Verkehr befreiten Straßen, brettere ich mit Höchstgeschwindigkeit über den Asphalt. Ihnen darf einfach nichts zugestoßen sein. Bitte… Wenn es noch einen Gott auf dieser Welt gibt, auch wenn ich bezweifle, dass es ihn überhaupt je gegeben hat, dann mach, dass ich nicht zu spät komme und dass ihnen nichts passiert ist. Gezwungenermaßen drossle ich meine Geschwindigkeit als ich die in einer Kurve gelegenen Abfahrt nehme und so auf die Straße gelange, in welcher sich auch unser Clubhaus befindet. Sofort bremse ich ab und komme so noch immer leicht schlitternd einige Meter weiter zum stehen… Der Anblick, der sich mir hier bietet ist… erschreckend? Schockierend? Unfassbar? Nein… Selbst so kann ich das Ausmaß an Gewalt nicht beschreiben.

Together or not at all - The Walking Dead (Daryl FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt