Sie schrie auf. Durch den Sprung wirbelten ihre Haare auf und sie sah mit geweiteten Augen zu, wie sie weiter fielen und fielen, bis sie verschluckt worden und Rose glaubte, sie würde in eine ungeahnte Galaxie fallen, aus der sie sicher niemals wieder herauskommen würde. Rose konnte nicht die Augen davon lassen, das Farbenspiel aus mehreren hundert Farben, die sie zu zählen nicht wagen konnte, umgaben ihre neugierigen Augen und sie konnte nur staunen. Doch dann wurde der Druck um ihren Kopf stärker und alles tat weh. Ihre Ohren, ihre Augen, Ihr Kopf, einfach alles. Sie wollte sich lieber die Ohren zuhalten, aber C sagte, sie dürfe ihn nicht loslassen, also tat sie es nicht, auch wenn es unerträglich war und laut für sie. Und auch die Farben taten ihr mittlerweile in die Augen weh, deswegen schloss sie die und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und hoffte so sehr, es würde gleich aufhören.
Es schein wie eine Ewigkeit vorzukommen, denn nach der endlos quälenden - waren es jetzt Minuten oder Stunden? - Reise kamen sie endlich an. Sie spürte die federleichte Landung, als C landete und sie besorgt fragte, ob es ihr gut ginge. Ihr Kopf tat noch ein wenig weh und in ihren Ohren dröhnte es, aber es klang ab und das war gut so für Rose.
Ein zaghaftes Nicken brachte sie zustande, zu sprechen wagte sie noch nicht.
"Sicher?", fragte er nochmal, sich nicht sicher, ob sie die Wahrheit sagte.
"Ja", brachte sie dann leise hervor und C setzte sie vorsichtig ab. Rose war von der Reise durch den Strudel noch etwas wackelig auf die Beine und verlor fast das Gleichgewicht, C stützte sie und half ihr sich hinzusetzen.
"Sieht mir aber nicht so aus", meinte er und klang besorgt.
"Tut mir leid", murmelte sie entschuldigend.
"Du brauchst dich nicht entschuldigen, Rose, du kannst ja nichts für." Sanft strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und ging vor ihr auf die Knie. "Bei meiner ersten Reise erging es mir nicht anders. Habe mich sogar übergeben müssen."
Der kleine Trost brachte sie amüsiert zum kichern. Man, dann habe ich das besser vertragen als er bei seiner ersten Reise!
"Schön, dass du dich amüsierst", brummte er und sie kicherte weiter.
"Tschuldige, aber ich hatte nun wirklich nicht erwartet, das zu erleben", gestand sie ehrlich und blickte auf, um was zu sagen, aber sie stockte, als sie sah, wo sie sich befand. Mit geweiteten Augen und offenen Mund stand sie auf und trat langsam nach vorne.
Was sie erblickte war das erstaunlichste, was ihr je im Leben passiert war. Vor sich und aus großer Höhe sah sie ganz London in ihrer volle Pracht. Die Stadt wirkte nun so groß, wie er auch wirklich war und die untergehende Sonne, die die Stadt mit ihren orange-violetten Strahlen schmückte und alles Weiße Schwarz aussehen ließ, war einfach ein Anblick, der so magisch war und einfach atemberaubend.
"Wow!", brachte sie ehrfürchtig hervor.
Sie merkte, wie C neben ihr trat und stehenblieb, um selbst die Stadt zu betrachten.
Rose konnte die Augen nicht von der Stadt lassen, so gefesselt war sie. Der laute Straßenverkehr kam ihr leise vor, die Lichter wie Glühwürmchen und die fahrenden Autos unten waren so winzig, dass sie glaubte, es wären nur Ameisen.
Der Anblick brachte ihre Augen zu Tränen und erneute kam ein "Wow!" aus ihr heraus.
"Rose!", nahm sie neben sich C wahr und sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. "Was hast du?"
Die Sorge in seiner Stimme war deutlich rauszuhören und sie sah zu ihn auf. Seine Augen sahen besorgt zu ihr runter und er fragte nochmal, was sie hatte.
"Nichts", ihre Stimme zitterte, "es ist nur ..."
"Nur was, Rose?", fragte er sanft und sah sie fürsorglich an.
"Es ist nur ... atemberaubend. Einfach ein traumhaft schöner Anblick."
Ein Lächeln zierte seinen Lippen. "Ja, das ist es und das erlebe ich, seit ich so geworden bin."
Rose sah wieder auf die Stadt und dachte nur; Einfach unglaublich!
***
Der Abend trat ein und verdunkelte ganz London mit einer dunkelblauen Decke. Beide saßen sie nun auf den Dach und genossen die Aufsicht auf die königliche Stadt, die ihre Zeitlosigkeit noch nicht verloren hatte. Sie war vorhanden, eins der Eigenschaften, das Rose an London liebte. Das edle, einst lebende Wesen war hier noch in der großen Stadt vorhanden und die altmodische Welt hatte ihren Glanz gar nicht verloren. Wie gerne würde sie jetzt die Tower Bridge aus nächster Nähe betrachten. Oder das Westminster Abbey. Oder noch besser, das Buckingham Palace.
"Bist du fähig, überall hin zu reisen, wo du willst?", fragte Rose neugierig und sah ihn von der Seite an.
"Schon, ja, aber ich habe hauptsächlich nur Big Ben besucht, was anderes wollte ich nicht besuchen."
"Nicht mal das Westminster Abbey oder den Buckingham Palace?"
"Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber ich wollte es nicht besuchen", gestand er ehrlich und sah weiter auf die Stadt.
"Wieso?"
"Ehrlich gesagt wollte ich es einfach nicht, weil ich keine Gründe hatte, es zu tun."
"Echt nicht?", klang sie erstaunt.
C schüttelte den Kopf. "Nein."
"Und nun?", fragte sie neugierig.
C sah zu ihr rüber. "Vielleicht überlege ich es mir noch." Sein Blick wurde warm, als er sie ansah. "Seit ich dich nun kenne und wir scheinbar Freunde oder sowas sind, möchte ich dir meine Welt zeigen."
Dieses Geständnis brachte ihr Herz zum flattern und ihr wurde warm. "Wie lieb."
Ein schiefes Lächeln erschien auf seinem entstellten Gesicht und er stand auf. "Wollen wir wieder gehen? Ich denke, es ist schon spät und wir sollten noch was essen."
"Da hast du recht." Sie stand auf. Was Essen sollten sie nun wirklich, denn sie merkte, wie groß ihr Hunger war. "Ich hab richtig Hunger auf typisch Englisch."
"Fish und Chips! Klar, hört sich gut an."
Rose freute sich schon darauf, wieder zurückzukehren, aber wie die Rückkehr aussah, darauf freute sie sich keineswegs. Wieder der Strudel, der jetzt erschien und von deren Anblick ihr wieder ein wenig übel wurde.
"Keine Angst, ich hab dich", tröstete C sie, hob sie auf seine Arme und trug sie diesmal in Brautstil. Die Muskeln unter seinem grauen T-Shirt waren deutlich ausgeprägt und fühlten sich gut an. Auch wenn die Haut darauf ebenfalls voller Brandnarben und so war, so war sie dennoch angenehm unter ihre Finger und sie schlang die Arme fest um seine starken Schultern.
"Am besten du schließt wieder die Augen", riet er ihr und trat näher zum funkelnden Strudel, der einfach nach ein 3D Bild aussah. Schnell, nachdem sie den Strudel aus nächster Nähe sah, vergrub Rose das Gesicht in seiner Schulter und spürte den leichten Windzug, der entstand, als C sprang und sie erneut an diesem Tag verschluckt wurden.
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The Beautiful Beast
RomanceWas passiert, wenn ein Unfall ein grausames Schicksal bestimmt, dem man niemals entkommen kann: außer, man finde die Liebe? So ist das Leben des gutaussehenden Männermodels Clifford Pride, der so kalt und herzlos war, dass das Schlimmste passierte u...