Kapitel 46

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Wind wehte durch die Stadt, es schien ein Sturm gleich zu kommen, der alles zum bewegen brachte, was mit ihn in Berührung kam. Sie und ihr Freund kamen an und landeten statt sanft und weich auf dem Asphalt diesmal hart und schmerzhaft. Vor Schmerzen stöhnend und jammernd fragte Rose laut, während sie ihren schmerzenden Arm rieb, wie es sein konnte, dass die Landung diesmal so schwer war und ihr alles weh tat. Genau dasselbe fragte sich C auch und wunderte sich, dass das diesmal anders war als üblich. Ob es an seinem Geburtstag lag? Verlor er die Kontrolle über sie?

Wenn ja, dann war Rose in noch schlimmere Gefahr als er geglaubt hatte, denn wenn sie so sehr über die Schmerzen klagte, dann musste das was bedeuten. Vielleicht sollte er sie doch in Sicherheit bringen, indem er von hier verschwand.

Unter großen Müh richtete er sich auf und reichte Rose die Hand, die sie annahm und sich von ihm aufhelfen ließ.

"Alles okay, Rose?", fragte er besorgt und schaute nach, ob sie irgendwelche Kratzer hatte, um die er sich schnell kümmern musste.

"Ja, mir geht's gut, danke. Aber was ist mit dir?"

"Mir geht es bestens", knurrte er leise und sah hinter ihr. Sie waren wieder da. Das Haus sah unverändert aus, bis auf die vereinzelten Einschusslöcher, die von Franks Pistole kamen, als er versucht hatte, auf ihn zu schießen. Die Haustür stand nicht offen und den Schlüssel hatten sie nicht, also mussten sie auf einem anderen Weg reinkommen. Und dabei gab es nur einen Weg. Von Dachgarten aus.

"Wir müssen nach Oben", sagte er und deutete mit einem Kopfnicken auf dem Dach, von wo sie gesprungen waren, um Frank zu entkommen.

"Aber wie?"

"Du kennst mich gut genug, um zu wissen, wie ich das hinkriege." 

Kaum gesagt, hob er sie auf seine Arme, trug sie auf Brautstil und ging in die Knie, bevor er zum Sprung ansetzte. Mitten in der Luft schrie Rose erschrocken auf und klammerte sich automatisch an ihn fest. Federleicht landete er auf die Füße, setzte die erstaunte Rose ab und sah sich um. Sein ehemaliges und nun wieder Zuhause war teils mit Einschusslöcher versehen, die eher wie leichte Dellen aussahen. Einige Wände wirkten wie angebrochen, dessen kleine Überreste überall im Garten verteilt herumlagen und es roch noch leicht nach zerbröckelten, staubigen Gestein.

"Himmel!", entfuhr es Rose und sah sich um. "Glaubst du, die Polizei wird gleich kommen und dieses Gebiet sperren?"

"Sie müssen sicher schon hier gewesen sein, ich kann sie teilweise noch riechen."

"Verstehe", murmelte Rose leise und rannte ins Haus rein.

"Rose!"

Er folgte ihr, machte große Schritte und kam wenig später ins Wohnzimmer an, wo er sie vorfand und sah, wie sie nach ihrem Handy guckte und das Ladekabel herauszog. "Es ist bereits voll", sagte sie zu sich selbst, obwohl sie seine Anwesenheit bereits spürte und wusste, dass er da war.

"Hm hm", sagte er nur und kam zu ihr.

"Hast du sonst was mitbekommen? Oder vernommen?"

Kopfschüttelnd verneinte er und sagte, dass er sonst nichts mitbekommen habe und sich auch nichts näherte. "Wir sind also fürs Erste sicher."

"Okay", sagte Rose und meinte, es wäre gut, wenn sie zumindest was essen würden. Der Hunger war trotz der kleinen Pralinen noch da, was mit Sicherheit von der ganzen Aufregung der vergangenen paar Stunden kam.

"Willst du auch was essen?", fragte sie ihn, als sie in der Küche ankam.

"Nein danke, kein Hunger." Und selbst wenn, er hätte nichts runterbekommen, dafür war er noch in Beschützermodus. Solange er auf sie aufpasste, machte sie sich eine Kleinigkeit und aß, während er all seine übernatürlichen Sinne nutzte, die ihm helfen konnten, einen Fremden oder Feind oder gar Frank aufzuspüren, wenn sich einer nähern sollte.

"Glaubst du, es wird jemand kommen?", fragte Rose ihn, als sie aufgegessen hatte und stellte den Teller in die Spüle. Sie hatte gesehen, wie er lange am Fenster gestanden und rausgeschaut hatte. Sein Blick konzentriert auf das, was Draußen vor sich ging.

"Ich weiß es nicht", gestand er ehrlich, "Aber ich würde mal vermuten, dass wir einen kurzen Moment hier sicher sind. Dean hat uns bestens Zeit verschafft, dass wir wieder zurückkehren konnten. Jetzt sollten wir darauf hoffen, dass es ihm gut geht."

"Glaubst du, ihm passiert was?", hörte er die leicht Sorge aus ihrer Stimme heraus und er wandte den Blick von Draußen ab, um in ihrer Richtung zu sehen. Sorge und Angst standen in ihren Augen und sie wickelte sich ihr Cardigan fest um sich. Sie trat näher zu ihn und blieb neben ihn stehen.

"Sicher nicht", meinte er. "Lügen wird er nicht, aber er wird auch nicht ganz die Wahrheit sagen. Also würde alles gut verlaufen. Doch ..."

"Doch was?", fragte sie, als er das Sprechen abbrach.

"Doch wir dürfen nicht vergessen, dass ich trotz allem auf die Fahndungsplakate bin und so ziemlich auffallend bin mit meinem Aussehen."

"Dann versteckst du dich eben", brachte sie leise und unsicher gekommen.

"Und für wie lange?", fragte er mit leichter Wut in seiner Stimme und sah sie mit funkelnde Augen an. "Für immer? Für einige Jahre? Monate?"

"C-"

"Nein, hör mir jetzt zu." Er drehte sich nun vollends zu ihr um. "Ich weiß nicht, was heute passieren wird und warum wir uns begegnet sind, aber dieser Tag, das Heute, das soll so sein. Ich weiß nicht das Ende, aber egal welches es auch sein mag, solange du in Sicherheit bist, bin ich glücklich." Seine Hand legte sich auf ihre Wange. Die Wärme war so angenehm und weich, es fühlte sich so gut an, diese zarte Unschuld berühren zu dürfen, die er mehr liebte als alles andere auf der Welt. "Ich wollte es dir schon längst sagen, aber ... ich liebe dich."

Schweigen brach an und die Luft um sie herum schien an Gewicht zuzunehmen. Unter seinen Fingerspitzen spürte er die aufkommende Hitze ihre Errötens und das schnelle Schlagen ihre Herzens. 

Rose sah ihn lange an und die Stille hier im Zimmer wurde mittlerweile unerträglicher. Sie öffnete ihren Mund, um was zu sagen. 

"Ich-" 

Doch ehe sie sprechen oder auf seine Worte was erwidern konnte, unterbrach sie ein lauter Knall, zerschnitt die Luft und die eben noch ruhige Atmosphäre, die mit einem stockenden Stöhnen seinerseits endete.

The Beautiful BeastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt