Schlaf.
Das war es, was Rose wollte, doch kaum war sie allein im Schlafzimmer, so kam erneut der vorherige Kummer von vor Minuten, der sie wieder traurig werden ließ und sie wiederholt Tränen vergoss. Sie landeten weich auf das Kissen, das unter ihrem Kopf lag, wo sich das lockige, etwas zerzauste Haar ausbreitete und wie ein Fächer so um sie lag. Ihre Augen brannten, sie konnte nur noch schemenhaft alles sehen, obwohl es schon längst nach Mitternacht und bereits dunkel war. Aber sie konnte die Umrisse der Lampe über sich erkennen, die Decke, auf die sie starrte, die Kommode, wo das Glas Wasser dort stand und die Tür, die nur angelehnt war und nicht ganz zugezogen. Scheinbar, um schneller bei ihr sein zu können, wenn was sein sollte.
Nur sehr leise und kaum vernehmbar hörte sie eine Unterhaltung. Dean redete mit jemanden, konnte aber nicht sagen, mit wem. Man hörte heraus, dass sonst niemand anwesend war, also musste er telefonieren. Doch weshalb klang er so komisch? Fragend. Verwirrt. Und vor allem besorgt?
Rose konnte es nicht ignorieren, wurde wacher und setzte sich auf. Einen kurzen Moment sah sie zur Tür, schlug dann die Decke beiseite und stand auf. Auf leise Fußsohlen - ihre Schuhen wurden ihr ausgezogen - näherte sie sich der Tür, blieb vor diese stehen und legte die Hand da drauf, um sie langsam weiter und weiter zu öffnen. Sie verließ das Schlafzimmer, ging lautlos den Flur entlang. Lauschte die Unterhaltung zwischen Dean und noch jemanden, dessen Stimme sie nicht hören konnte.
"Was soll das heißen, es ist kein Mensch auf dieser Beschreibung angezeigt worden, das kann nicht stimmen!", hörte sie ihn rufen. Dean klang völlig außer sich und man hörte seine schnelles Auf- und Abgehen. Auch wenn sie das nicht sah und sich noch im oberen Stockwerk befand, so wusste sie, dass er sich eben mit der Hand durchs Haar fuhr. Lautlos ging sie die Treppe runter und sah ihren Bruder, der wild gestikulierte und laut redete.
"Ms. Fletcher hat doch eine korrekte Beschreibung von ihn gemacht, wie kommt es also, dass er nicht in ihrer Akte oder auf der Fahndung ist?"
Verwirrt runzelte Rose die Stirn. Was ging hier vor?
"Dean?", fragte sie leise und drehte er sich zu ihr um.
"Rose?", reagierte er überrascht. "Was machst du hier unten?"
"Ich konnte nicht schlafen und was ist hier ..." beim Reden blickte sie sich um und erstarrte entsetzt. "Wo ist C?" Dann sah sie weiter. "Und wo ist Frank?"
"Das weiß ich auch nicht, deshalb rede ich ja im Moment mit der Polizei. Moment kurz ... Was?", wieder am Hörer lauschte er die Worte des Beamten und entfernte sich ein Stück vom Wohnzimmer, solange sah Rose sich mit einer ungläubigen Miene um. Der Schrecken saß tief, als sie auf den Fußboden sah. C war weg. Verschwunden. Nichts mehr war dort zu sehen. Kein toter C, kein bewusstloser Frank, kein Blut oder die zerbrochene Vase. Da war nichts mehr. Als wäre das alles niemals passiert.
"Was?", fragte sich Rose das leise, schüttelte den Kopf und sah weiter auf die Stelle, wo C in ihren Armen gelegen hatte und gestorben war und sie sagte, dass sie ihn liebte. Ihre Augen brannten von unvergossener Tränen, Kälte drang in sie ein und ein schmerzvoller Stich in ihrem Herzen brachte sie zum aufkeuchen. Erschütterung und Verwirrung, wie es sein konnte, dass alles wieder so aussah wie vor den Angriff, erfasste sie und sie dachte nach.
Frank!
Er wäre der einzige, der infrage käme.
"Gut, haben Sie vielen Dank", hörte Rose Dean sagen, der sogleich danach auflegte. Besorgt und verärgert sah er sie an, als er wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte. "Ich kann mir nicht erklären, wie das sein kann, aber Frank war auf einmal weg, C ebenso und alles, was mit Blut und zersprungenes Porzellan in Berührung kam, ist einfach wie nichts sauber geworden. Wie als hätte nie ein Attentat stattgefunden."
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The Beautiful Beast
RomanceWas passiert, wenn ein Unfall ein grausames Schicksal bestimmt, dem man niemals entkommen kann: außer, man finde die Liebe? So ist das Leben des gutaussehenden Männermodels Clifford Pride, der so kalt und herzlos war, dass das Schlimmste passierte u...