"Verschwinde, du wertloses Stück, du warst nur zum Vergnügen geeignet, nichts weiter", machte Clifford dem Mädchen klar, mit das er eben erst kürzlich noch Spaß hatte.
Das junge Mädchen, das von der Liebe geträumt hatte und von der sie dachte, sie bei ihm gefunden zu haben, sah vollkommen erschüttert und abgrundtief traurig aus. Ihre blonden Haare waren komplett zerzaust und sie lag nur in Unterwäsche auf der Matratze, ihre Klamotten überall verteilt auf dem Bett und auf dem von einem Teppich bedeckten Boden.
"Was?", brachte sie mit zittriger Stimme hervor und ihre grünen Augen fingen an zu tränen. "Aber ich dachte, du liebst mich?"
Er lachte sie aus, amüsiert sich köstlich von der Vorstellung, er würde sie lieben. "Lieben? Ha ha, das ist echt lustig. Du warst doch nur eine Wette, die meine Jungs und ich gemacht haben, ich wollte sehen, wie weit ich komme und ich habe gewonnen." Ihm schmeckte der Sieg genauso gut wie ein gutes Essen. Einfach deliziös.
Nun rannten ihr die Tränen über die Wangen. "Du hast mich also einfach nur benutzt, du Arschloch!", schrie sie ihn an und gab ihn eine saftige Ohrfeige, die ihn völlig überraschend kam und sah zu, wie sie ihre Sachen schnappte und verschwand. "Mögest du und deine ekligen Kumpanen in der Hölle schmoren!", schrie sie.
"Hey, Schlampe", schrie er ihr hinterher, "Wenn du schon gehst, dann kannst du ja gleich die anderen Jungs besuchen, die wollen sicher auch noch." Dann lachte er wieder und nahm sich die Flasche Champagner, aus die er direkt trank.
Himmlisch, eine naive, süße, neue Eroberung innerhalb von nur wenigen Tagen. Neue Rekord, schätzte er mal und gönnte sich noch einen Schluck vom dem teuren Zeug.
"Du bist erneut zu weit gegangen", hörte Clifford und schaute überrascht geradeaus. "Du hast diesmal die seidene Unschuld einer liebenden jungen Frau missbraucht, die vielleicht wer weiß was Schreckliches machen wird, wenn du dich nicht augenblicklich bei ihr entschuldigst."
Clifford glaubte durch den Champagner zu halluzinieren, aber er erkannte, dass demnach nicht so war. Diese alte Schabracke von der Gala, die stand direkt vor ihm und sah ihm mit einem Blick an, der geradezu vor Wut schrie und die so aussah wie eine richtige Hexe in ihrer schwarzen Kleidung. Ihr Haar noch immer strohig, zerzaust und so grau wie ein Herbstgewitter.
Belustigt sah Clifford die Frau vor sich an, die mehr Unglück und Augenschmerzen bereitete als die Krätze. "Für was muss ich mich bitte entschuldigen, dieses naive, dumme Ding wollte es auch. Sie hat nur bekommen, was sie gewollt hatte."
"Aber nicht das verdient, das du ihr dann danach angetan hast." Ihr Ton klang tief und voller Abscheu. "Du bist zuweit gegangen, da du nun ein junges Mädchen weh getan hast, das offenbar Gefühle für dich gehegt hatte und du hast sie einfach benutzt, als wäre es Billigware, mit das man seinen kurzen Spaß hat und kaum kaputt, wegwirft."
"Und?", fragte er teilnahmslos und sah nicht schuldbewusst aus. "Ich hatte meinen Spaß."
Die glasigen Augen der Frau verdüsterten sich und es war, als würde alles um Clifford herum kälter werden. Die Lichter flackerten, surrten und das Fenster öffnete sich. Sicher nur das Wetter, dachte er und versuchte sein unruhig schlagendes Herz zu beruhigen, indem er diese alte Kuh wütend anstarrte.
"Du hast viele Herzen zerstückelt, Menschen weh getan und hast dich in ihrer Gegenwart mehr als nur kaltherzig, egozentrisch und einfach nur krank verhalten, deshalb wirst du bestraft. Noch vor Mitternacht wirst dich dein eigenes Schicksal treffen."
Erneut lachte Clifford, obwohl die Situation mehr als nur Ernst zunehmend war. "Ich glaube an deinen Scheiß Hokus Pokus nicht, du kannst das gerne bei leichtgläubige versuchen, aber bei mir nicht."
Die alte Frau verzog das Gesicht nicht, sondern sah ihn nur emotionslos an.
"Um Mitternacht." Das waren ihre letzten Worte, bevor sie zum Balkon ging und hinter diese verschwand.
"Hey, verschwinde sofort aus meinem-", schrie er ihr hinterher und folgte ihr, aber sie war nicht mehr da. Nanu?, dachte er verwirrt, wo war diese alte Schabracke? Er schaute über das Gelände runter, aber sie fiel nicht und dann zur Seite, von einer Seite zur anderen, aber sie kletterte nirgendswo. Er runzelte die Stirn. Wo war sie nur?
Aber nur kurz machte er sich Gedanke um diese alte Frau, die wohl nicht mehr bei Verstand war, meinte er, schüttelte in sich hineinkichernd den Kopf und trank weiter seinen Champagner.
Mitternacht!
"He?", klang er überrascht und sah sich um. Na toll, fluchte er im Stillen, nun halluzinierte er und glaubte schon ihre Stimme in seinem Kopf zu hören.
Er stellte die halb ausgetrunkene Flasche auf dem Nachttisch neben seinem Hotelbett, das luxuriös und elegant aussah sowie das komplette Hotelzimmer, schnappte sich seine Jacke und sein Autoschlüssel und verließ das Hotelzimmer. Kaum das Hotel verlassen, ging er zur seinem Audi, stieg ein und fuhr davon.
Die Stadt bewegte sich schnell, Clifford sah viel und doch war es nicht genug. Während des Fahrens durchkämmt er ganz London und entdeckte neue Orte und Gebäuden, die ihren altmodischen Stil noch besaßen und aus denen wertvolle Immobilien wurde. Vielleicht sollte er eines Tages mal ein eigenes Imperium erschaffen, wo nur er und schöne, reiche Menschen dort arbeiteten oder wohnten. Ein Luxus, der nur solchen Leuten vorbestimmt war und wo nur solche Einlass gewährt wurde.
Trotz des leicht alkoholisierten Einflusses des zweihundert Pfund teuren Champagners konnte er noch gezielt geradeaus fahren, wie als wäre er nicht schon leicht hacke. Beim Fahren konnte er sich beruhigen und auf die Straße konzentrieren: Meistens jedenfalls, aber heute schien er ganz besonders schlechter Laune und angespannt zu sein. Sogar einen Fahrer, der ihm die Vorfahrt genommen hatte, schrie er aus dem Fenster hinterher: "Hey, du Arschloch, pass doch gefälligst auf!"
Mitternacht!
Scheiße!, fluchte er und haute sich auf dem Kopf, um dieses eine verfluchte Wort aus seinem Kopf zu verbannen.
Er fuhr an die Elm Street und sah auf die Uhr. 23:59 zeigte sie ihm an.
Clifford überlegte bereits, anzuhalten oder zurück ins Hotel zu fahren. Aber dann hätte man ihn sicher erwischt und er bekäme sicher ein Strafzettel, weil er betrunken Auto gefahren war. Aber was machte er sich da Sorgen, er war Clifford Pride, angesehenes Männermodel und Frauenheld, deshalb würde es keine Schwierigkeiten geben. Bis auf das laute Hupen eines Truckfahrers, was er erst jetzt wahrnahm und er schnell das Lenkrad drehte, um nicht gegen dieses Fahrzeug zu fahren, doch dadurch bekam er sein Auto nicht mehr unter Kontrolle und er raste direkt auf die Tankstelle zu. Voller Panik versuchte Clifford, das Auto zum Stehen zu bringen, aber er trat versehentlich auf das Gaspedal statt die Bremse und er bretterte direkt auf die Zapfsäule zu. Das letzte was er spürte war der Aufprall danach, alles explodierte um ihn herum, er spürte, wie seine Haut brannte und seine Augen fielen auf die Uhr, während er qualvoll vor endlos quälenden Schmerzen markerschütternd schrie.
00:00
Mitternacht.
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The Beautiful Beast
RomanceWas passiert, wenn ein Unfall ein grausames Schicksal bestimmt, dem man niemals entkommen kann: außer, man finde die Liebe? So ist das Leben des gutaussehenden Männermodels Clifford Pride, der so kalt und herzlos war, dass das Schlimmste passierte u...