"Sag nun, habe ich eine Schwester oder nicht?", brüllte der junge Mann einen älteren an, der nur gefühlskalt so rumstand, und ihm die Leviten las. Selbst von dieser Entfernung aus konnte Rose erkennen, dass der ältere Herr einen maßgeschneiderten granitgrauen Anzug trug, der mehr wert war als ihre monatliche Miete. Seine strenge, kalte Miene sagte eindeutig, dass er mehr als nur angefressen war und er so aussah, als würde er mehr tun wollen, als den jüngeren zu ermahnen.
"Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Dean", sagte der alte Kerl mit seinen grauen, nach hinten gekämmten Haar, steckte die Hände in seine Hosentaschen und richtete sich zu voller Größe auf. "Egal, wer dieses Mädchen sein mag, dass du begegnet bist, diese wirst du sowieso nie wiedersehen, da sie ganz offensichtlich aus der Gosse kommt, wo sie auch hingehört."
Solch verletzende Worte aus dem Mund des Mannes zu hören tat weh, doch waren diese Schmerzen nur stumpf, da sie wusste, er würde niemals ein illegitimes Kind akzeptieren. Verdeutlicht hatte er das, als er sie einst aufsuchte und ihr mit dem dargebotenen Geld sogar das Versprechen abnahm, dass sie einander nie wiedersehen würden und dass niemals die Wahrheit herauskommen durfte. "Was macht er denn hier?", wisperte sie tonlos und sah sich weiterhin das stattfindende Schauspiel an.
"Wer ist das?", fragte C flüsternd und schaute neugierig, was sich da abspielte.
"Weißt du noch, was ich sagte, als ich zurückkam?", fragte sie ihn.
Er nickte, während er weiterhin zusah und zuhörte, was sich dort ereignete und er hörte ziemlich viel Übles. Sowohl Ärger als auch Verleugnung.
"Das ist Dean."
"Also gibst du es zu, dass ich eine Schwester habe, von deren Existenz du was weißt und es vor allen leugnest", rief Dean und machte seinen Vater eine Szene, doch der nahm keinen Notiz mehr von seinen Sohn und stieg einfach in die Luxuslimousine ein, die angefahren kam und sicher nur Multimilliardäre besaßen und die sich darin chauffieren lassen.
"Glaub meinetwegen, was du willst. Und selbst wenn es wahr wäre, was du da von dir gibst, Beweise gibt es keine", sagte Mr. Fletcher nur, ließ das Autofenster hochfahren und der Wagen fuhr fort. Ließ Dean allein unter der großen Uhr stehen und der war vollkommen außer sich, dass er nichts anderes tat als zu fluchen und seinen Vater hinterherzurufen, was für ein egoistisches Arschloch er doch war, der nur an sich selbst dachte und nicht an die anderen, die er mit seinem Leugnen und Schweifen strafte.
"Verdammt!", fluchte Dean und raufte sich wütend das Haar, ging auf der Stelle auf und ab und suchte sichtlich nach einer Lösung für sein vorhandenes Problem.
"Der flucht aber schlimmer als ich gedacht habe", meinte C und fand das irgendwie interessant. Er hatte Dean sicher, so fand Rose das, als sie seinen versteckten Kompliment aus ihn heraushörte, ganz cool gefunden und es schien ihr jetzt so, als würde das die einzige Lösung sein, die ihr momentan einfiel, um wieder nach Hause zu kommen.
"Komm mit." Rose ging voraus und C rief ihr leise zu, dass das nicht klug wäre, wenn sie jetzt zu ihm ginge, da er nicht wusste, ob man ihn trauen konnte. Sie hielt mitten im Gehen inne, drehte sich um und sagte: "Er ist der einzige Mensch, der sich für seine Familie interessiert und es scheint mir so, als würde er eine Schwester wollen, sonst hätte er nicht so reagiert eben."
"Und was, wenn er doch so ist wie dieser Mr. Fletcher?", fragte er, Zweifel hegte er und das sah man ihm an. Sie konnte seine Zweifel verstehen, aber wenn es doch die Möglichkeit gab, einen nahen Blutsverwandten als Familie zu haben, der sie trotz ihres Stands so akzeptierte wie sie war, dann war das die einzige Chance für Rose.
"Das ist er nicht, denn die erste Begegnung mit ihn hat mir das bewiesen und eben die Szene auch", klang Rose zuversichtlich und sich ihrer Sache sicher. Sie wartete, bis C sich einen Ruck gab, er ergeben aufseufzte und ihr über die Straße folgte, bis sie dann bei ihm ankamen und sein Fluchen ihre Ohren erreichten.
"Dean!", rief sie laut genug, sodass ihr Ruf seine Ohren erreichte, sich umdrehte und er erstaunt und mit völliger Überraschung sie sah.
"Rose!", rief er verblüfft und lachte dann leise. Seine Mundwinkeln nach oben gewandert sah er sie erfreut an. "Was führt dich hier? So ein Zufall!"
"Gewiss", stimmte sie ihn zu und blieb vor ihm stehen. C ebenfalls.
"Was willst du?", einen kurzen Blick auf C werfend, "Ich meine, wollt ihr hier?"
"Wir haben ein Problem und ich denke, du könntest uns helfen?"
"Was macht dich so sicher, dass ich euch helfen kann oder sollte?", fragte Dean sie und verschränkte skeptisch die Arme vor die zugegebenermaßen gut gebauten Brust.
"Wir haben gehört, wie du mit deinem Vater umgesprungen bist und das hat Rose das Gefühl von Familienakzeptanz gegeben. Etwas, was sie noch nie gefühlt hatte ihr ganzes Leben lang", erklärte C ihm das und Deans Neugier war geweckt, denn eine Braue hob sich neugierig und fragend und er wollte Genaueres wissen.
"Wollt ihr beide damit andeuten, Rose hat nie eine Familie gehabt?" Er sah so als, als gefiel ihm die Vorstellung nicht, dass seine Halbschwester so einsam gelitten haben musste.
"Ich hatte nicht einmal eine Mutter, die hat mich wegegeben, kaum dass ich einige Wochen alt war. Vielleicht sogar noch früher."
Für einen gewissen Augenblick starrte Dean die junge, hübsch angekleidete Frau an und er glaubte sie zu kennen und da kam ihn ihm ein Verdacht hoch. Man sah ihm an, dass ihn was einfiel. "Soweit ich mich erinnere gab es einst seit meiner Kindheit eine Putzkraft, die dir so ähnlich sieht."
Rose konnte kaum glauben, was sie da hörte. Ihre Mutter sollte einst einmal bei ihnen gearbeitet haben und sie einfach wegegeben haben, kaum dass sie geboren war? "Du meinst ..."
"Nicht hier!", flüsterte Dean und unterbrach Rose schnell, bevor die Worte ausgesprochen waren und die anderen hörten, was sie da besprachen. "Am besten, ihr kommt mit mir mit."
"Wohin?", fragte C und sah ihn mit hochgezogener Braue skeptisch und misstrauisch an.
"Ich habe ein Hotelzimmer in der Nähe", erwähnte Dean und nickte Links auf das große Gebäude, dass so alt aussah wie die Zeit der neuen Zivilisation im 19ten Jahrhundert.
"Glaubst du, da sind wir sicher und können über alles reden, was unbedingt besprochen werden muss?", wollte Rose wissen und sah sich um, darauf hoffend, Frank nirgendswo zu sehen.
"Ganz sicher, ich müsste nur ankündigen, dass ich Gäste habe und dass ihr zu mir gehört, dann könnt ihr rein. Ich lade euch sogar ein zu einem Essen, wenn ihr wollt", machte er ihnen beide den Vorschlag.
"Ich habe eher großen Durst", gestand Rose und sah C abwartend an.
"Und es wäre auch gut für Rose, wenn sie ein paar Wechselklamotten hätte", fügte C noch hinzu. "Und ein paar bequemere Schuhe wären auch gut."
"Für Rose?", fragte Dean. C erwiderte, dass es gut wäre, dass Rose warme Klamotten hätte, da es draußen ziemlich kühl war.
"Nun gut", sagte Dean und nickte. Er konnte sehen, dass Rose, auch wenn sie es nicht zugab, fror, da sie ihren Cardigan ziemlich eng um sich geschlungen hatte, obwohl er aussah, als würde er jeden warm halten. Und sie hielt noch immer ihre Schuhe mit beiden Händen. "Dann kommt mit." Er ging voraus, C und Rose ihn hinterher.
Was sie wohl beide erwarten würde, dachten beide unterschiedlich. C, dass möglicherweise eine Falle dahinter stecken würde. Und Rose, dass es vielleicht doch die Chance gab, endlich mehr über ihre Herkunft zu erfahren.
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The Beautiful Beast
RomanceWas passiert, wenn ein Unfall ein grausames Schicksal bestimmt, dem man niemals entkommen kann: außer, man finde die Liebe? So ist das Leben des gutaussehenden Männermodels Clifford Pride, der so kalt und herzlos war, dass das Schlimmste passierte u...