Eine wahre Kraftakt war es, die Kopfschmerzen auszuhalten. Rose wusste zwar nicht, wie Migräne sich anfühlte, aber wenn das eine sein sollte, dann war sie scheiße momentan. Nun saß Rose seit einer Minute auf einer Bank im Hyde Park, rieb sich die Schläfen, die leicht pochten und wartete auf Frank, der sich bei ihr zuvor noch gemeldet hatte - als sie und C sich noch im Paris befanden -, um mit ihr was Wichtiges zu besprechen und sie zum wiederholten mal zu befragen. Diese Befragungen werden wohl mein Alltag, dachte sie mies gelaunt und wünschte sich jetzt in diesem Moment C bei sich, der sie hielt und ihr Mut zusprach. Doch traurigerweise durfte er nicht in ihrer Nähe bleiben, da Frank jeden Moment auftauchen und sie abholen würde. Und da er ein ziemlich kluger und junger Polizist war, würde es höchstwahrscheinlich sein, dass er ihn entdecken und sicher festnehmen würde. Schon allein, weil Rose Anzeige gegen C - bevor es zwischen den beiden erstaunlicherweise zu einer Freundschaft kam - erstattet hatte, war er in Gefahr und durfte nur in ihrer Nähe sein, wenn sie entweder unter sich waren oder im Haus.
Mit zusammengekniffenen Augen rieb sie sich weiterhin die Schläfen und versuchte, ruhig zu bleiben und nicht wegzulaufen. Der Drang, sich vor Frank zu verstecken war überwältigend, doch sie musste sich zusammenreißen und durfte ihm keinen Grund geben, misstrauisch ihr gegenüber zu werden. Nur ein kleiner Fehler und er würde drauf kommen, dass sie ihn des Häufigeren angelogen hatte. Und dann würde nicht nur sie, sondern auch C in ernsthafte Schwierigkeiten stecken.
Die Kopfschmerzen ließen irgendwann nach und sie öffnete die Augen, um sich die Umgebung anzusehen. Es umgab sie eine wunderschöne, grüne Landschaft, voller Wiese, Bäume, sie sah vereinzelte Blumen hier wild wachsen und ein großer See konnte sie trotz Dunkelheit von hier aus erkennen. Das Serpentine war ein schöner Ort, wo sie gerne mal sich sonnen würde. Oder da schwimmen. Es hieße, das Wasser dort wäre angenehm kühl, wenn mal warmes Wetter herrschte. Ob Rose C jemals dazu überreden könnte, mit ihr dorthin zugehen?
Zweifel kamen in ihr hoch. Nein, ganz sicher würde er nicht mit ihr dorthin gehen wollen. Zu einem, weil er sich weiterhin oder scheinbar immer noch teils wegen seines Aussehens schämte oder wegen weil die Anzeige gegen ihn noch lief. Es sei denn, sie würde sie zurückziehen. Das könnte sie eigentlich machen, wenn es nicht zu auffallend für Frank wäre, der jetzt in diesem Moment auftauchte und auf sie zu gerannt kam.
"Da seid Ihr ja", rief er, hielt inne und keuchte angestrengt. Frank trug seine Polizeikleidung und hatte leicht zerzaustes Haar vom Rennen bekommen. Er wartete, bis er wieder normal atmen konnte, bevor er weitersprach. "Ich wusste nicht, wo Ihr wart, also habe ich überall nach Ihnen abgesucht."
"Nun habt Ihr mich gefunden", sagte Rose und stand von der Bank auf. "Aber jetzt mal ehrlich, wie kamen Sie zu meiner Nummer?"
"Das war nicht ganz schwer. Wissen Sie noch, der Anruf, den Sie gegeben haben, als sie was vernommen haben?" Rose nickte. Daran erinnerte sie sich. Das war, als C ihr zu nahe kam und ihr sogar gedroht hatte, wenn sie nicht augenblicklich das Haus verließe. "Sie haben das Festnetz auf der Polizeiwache angerufen und als ich bei Ihnen eben ins Haus eingedrungen war, weil Sie mir nicht geöffnet haben, da habe ich auf dem Festnetztelefon nachgeschaut, ob ihre Privatnummer ebenfalls da steht und von meinem Handy aus habe ich Sie dann angerufen. Das war reine Vorsichtsmaßnahme nebenbei bemerkt."
Rose nickte langsam. Es ergab Sinn. Sicher war es eine Aufgabe der Polizei, dass sie jede Nummer, die bei ihnen anrief, zurückverfolgen, wenn was los war. Oder hatte Frank das absichtlich so gemacht, weil er auch privates Interesse an sie zeigte?
Sie schüttelte den Kopf, als sie sich diesen zerbrach. "Ist jetzt egal, wie Sie zu meiner Privatnummer kamen, aber bitte, tun Sie das nicht nochmal", bat sie ihm drum und er nickte. Frank sah nicht glücklich darüber aus, dass er sie nicht mehr anrufen konnte.
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The Beautiful Beast
RomanceWas passiert, wenn ein Unfall ein grausames Schicksal bestimmt, dem man niemals entkommen kann: außer, man finde die Liebe? So ist das Leben des gutaussehenden Männermodels Clifford Pride, der so kalt und herzlos war, dass das Schlimmste passierte u...