Kapitel 36 - Der letzte Glockenschlag

20 1 0
                                    

Nun war es so weit. Alvina trat durch das Tor von Hogwarts, während ihr die Kälte der letzten Frühlingsnacht ins Gesicht wehte. Die Schule war in völlige Finsternis gehüllt, denn nicht ein Licht brannte darin. Alle Fackeln, Kamine und Lampen waren gelöscht, so dass man nicht einmal erahnen konnte, dass ein prächtiges Schloss auf dem hohen Berg neben dem See thronte. Nur das Licht des Mondes stand über ihnen.

„Vollmond.", hauchte sie und es war, als würde dieses Wort sie vollkommen erzittern ließen. Sie wusste, dass Werwölfe auf der Seite von Lucius standen, die sich in dieser Nacht zu gefährlichen, blutrünstigen Wesen verwandelten. Niemand außer ihr hatte einen roten Umhang, um die Werwölfe abzuwehren. Es musste funktionieren. Und es musste schnell gehen, damit sie überhaupt eine Chance hatten.

Es war so still, dass man den Wind durch die Äste des verbotenen Waldes rauschen hören konnte, in den das Himmelslicht nicht hinein dringen konnte und er sich in tiefer Schwärze vor ihnen erstreckte. Alvina meinte sogar ihr Herz klopfen zu hören, das spürbar durch jeden Teil ihres Körpers pulsierte.

Nach einer Weile konnte sie das hämmernde Geräusch von schnellen Schritten hinter ihr vernehmen, doch sie wandte sich nicht um, so konzentriert war sie. Neben ihr tauchten Tristaria, Neal und Carter aus der Finsternis des Portals am Eingang der Schule. Sie blieben neben ihr stehen und starrten ebenfalls wortlos in die dunkle, ungewisse Ferne. Es gab nichts mehr zu sagen, denn alles war genauestens geplant. Und nur, wenn sie sich daran halten würden, konnten sie es schaffen, was schon erschreckend genug war.

„Wir besiegen ihn!", flüsterte Carter so entschlossen, dass Alvina ihm beinahe Glauben schenkte.

Sie trugen ihre Pinniger, in der Hoffnung, sie wären den Besen der Gebrandmarkten überlegen.

Draco war mit Neville und Luna bereits vor einiger Zeit zu Fuß in den finsteren, gefährlichen Wald aufgebrochen.

Ohne, dass man seine Schritte hatte hören können, tauchte nun auch Severus neben ihnen auf und stellte sich zu Alvina. Sie sprachen kein einziges Wort über den Brief und was darin stand. Nicht über Lily oder der Bedeutung dessen, was er gelesen hatte.

Alles was sie tat, war ihren Blick vom klaren Sternenhimmel abzuwenden und ihn eine Weile anzusehen, bis sie sogar ein klein wenig lächeln musste. Sie war so froh, dass er bei ihr war, denn mit ihm fühlte sie sich so sicher, dass sie das Gefühl hatte, selbst hinter ihr stünde eine große Armee. Über viele Jahre hatte er es geschafft, die Gebrandmarkten abzuhalten in die Schule oder das Büro zu dringen. Da er sich nun gegen sie stellte, konnte er beweisen, wie stark er war und auf wessen Seite er wirklich stand.

Als der erste Glockenschlag ertönte, der die letzte Stunde vor Mitternacht einläutete, drehten sie alle ein kleines Stundenglas um, dass sie an einer Kette bei sich trugen. Da die Auroren nichts von ihrem Vorhaben wussten, mussten sie darauf hoffen, dass sie ihnen schnell zur Hilfe eilen würden. Sobald der Schutz verschwunden war, würden Minerva und Hermine ihren Patronus schicken, um die Nachricht zu überbringen. Auch die anderen Professoren waren darauf vorbereitet, ihren Patronus mit einem Hilferuf auf die Reise zu schicken, sobald sie die Grenze verlassen würden.

Bis dahin waren sie auf sich allein gestellt.

„Komm, Alvina. Wir gehen rein.", hörte sie mit einem Mal eine Stimme. Es war Fred, der sie ungewohnt ernst ansah. Ihm wurde aufgetragen, sich um sie zu kümmern und sie war froh, in seiner Gesellschaft sein zu können.

Während alle in ihre Position vor die Schule gingen, machte sie sich auf den Weg hinein in das Schloss, um vom Astronomieturm mit anzusehen, was geschehen würde.

Als sie vor der Schule standen, brach der Schutz, den Severus heraufbeschworen hatte, denn er verließ die magische Grenze. Albus, der neben ihm stand, erhob den Zauberstab. Ihr war klar, dass er eine Lawine auslösen würde, sobald er den ersten Zauberspruch preis geben würde.

Alvina McGonagall - vor dem letzten KapitelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt