Schwarzbrot statt Waffeln

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Nach etwas mehr als zwei Wochen kehrten wir Schweden mit einer ordentlichen Portion Wehmut den Rücken zu. Einerseits, weil der September immer näher rückte und Vivian ab da vorübergehend zu ihren Großeltern in die Nähe von Frankfurt ziehen würde, und andererseits, weil wir einen kurzen Abstecher nach Kopenhagen machen wollten, da das sowieso auf dem Weg nach Hause lag.

Offenbar wollte uns das schwedische Wetter nicht so ganz ohne Verabschiedung ziehen lassen, weshalb wir bei strömendem Regen an unserem Campingplatz eintrafen und erst einmal damit beschäftigt waren, unser Zelt an einem einigermaßen trockenen Ort aufzustellen (und das war unter einem Baum).

Auch am nächsten Morgen sah es nicht besser aus. Zu allem Überfluss hat dieser Campingplatz keine Brötchen verkauft und wir mussten erstmal zum nächsten Aldi marschieren, um überhaupt ein passables Frühstück zu organisieren. Wenigstens mussten wir uns zum Essen nicht ins Zelt zwängen. Der Campingplatz war nämlich schon echt groß, sodass wir den Luxus eines richtigen Aufenthaltsraumes in Anspruch nehmen konnten.

Da es keine wirklichen Aussichten auf Wetterbesserung gab (und dafür musste man nicht Google befragen, sondern konnte einfach einen Blick auf die Suppe an grauschwarzen Wolken werfen), ging es fürs erste in das Dänische Nationalmuseum.

Auf dem Weg dorthin, sind wir erstmal direkt schwarz gefahren, weil wir nicht wussten, dass man sich die Tickets nur in einer App und eben nicht beim Busfahrer selbst kaufen musste. Besagter Busfahrer hat uns aber trotzdem mitgenommen und auch freundlicherweise erklärt, wie wir zu den Zügen kämen, die uns dann direkt nach Kopenhagen bringen würden.

Und ja, natürlich haben wir uns für die Zugfahrt ein Ticket gelöst. Du, sehr verehrter Leser, sollst da nicht falsch von uns denken.

Das Museum hatten wir schnell gefunden. Um nichts doppelt abzulaufen, vereinbarten wir, im obersten Stockwerk anzufangen und uns von dort langsam nach unten vorzuarbeiten. Zuerst betrachteten wir so ziemlich als einzige die antike Statuen und Keramiken. Aber je weiter wir nach unten kamen, desto voller wurden die Gänge.

Ich weiß noch genau, dass langsam die Zeit bis zur Schließung knapp wurde und wir schnell durch diese eine Ausstellung laufen wollten, von der wir eigentlich ausgingen, dass sie langweilig sein würde. Mit dieser Ansicht lagen wir verdammt daneben.

Wir verbrachten definitiv mehr Zeit, als wir zur Verfügung hatten, damit, die traditionellen Gewänder und Alltagsgegenstände aller möglichen Völker, angefangen mit Inuit über Samurai bis hin zu Maori, zu bestaunen, weshalb wir quasi in die Wikingerausstellung gerannt sind.

Dort fanden wir auch heraus, warum selbst bei den Ausstellungsstücken, die von der lang andauernden Erzfeindschaft zwischen Dänemark und Schweden zeugten, nicht auf die Masse an Menschen trafen, die man eigentlich aufgrund des vollen Eingangsbereiches des Museums vermuten würde.

Scheinbar war rund die Hälfte der Besucher nur für die Wikingerausstellung da, entsprechend gefüllt war die Halle dann auch. Und das obwohl sie mit Abstand den meisten Platz bot. Und entsprechend schnell hatten wir genug gesehen.

Wir schafften es ganz knapp vor Schließung des Museums tatsächlich noch, virtuell die Flotte des Wikingers Björn auf der Suche nach Rom zu begleiten. Mit der Plünderung dieser Stadt wollte er sich einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern. Angeblich stieß er bei seinem Beutezug sogar bis nach Ägypten vor, weiter als jeder andere Wikinger vor und nach ihm.

Ein kleiner Trost, Rom sollte er nämlich nicht betreten.

Wir verließen das Nationalmuseum und machten uns auf unseren ganz persönlichen Beutezug, sprich, wir hatten so langsam echt Hunger.

Unterwegs einigten wir uns schließlich auf Waffeln und machten davor aber noch einen kurzen Stopp am Nyhavn, also dort, wo es die bunten Häuser zu bestaunen gibt. Weil das Wetter aber weiterhin eher mau war, hielten wir uns nicht länger als nötig dort auf.

Warum wir es uns schlussendlich doch anders überlegt haben und eben nicht den Waffelladen angesteuert haben, kann ich dir, sehr verehrter Leser, beim besten Willen nicht mehr erklären. Wie auch immer, bald saßen wir jedenfalls in einem Pub, auf dessen Speisekarte wir Smørrebrød entdeckten (das durchgestrichene o spricht man übrigens wie das deutsche ö aus).

Und wir wussten noch so viel, dass es sich dabei um etwas typisch Dänisches handelte. Und da keiner von uns wusste, wann und ob es uns überhaupt in naher Zukunft noch einmal nach Dänemark verschlagen würde, bestellten wir kurzerhand die Version mit Käse und Honig.

Wir dachten nämlich, dass es sich dabei um geschmolzenen Käse handeln würde. Wie falsch wir damit nur lagen.

Wenige Minuten später hatten wir jeweils eine Scheibe Schwarzbrot mit halben Zentimeter dicken Hartkäsescheiben vor uns stehen.

Du kannst dir bestimmt denken, wie dumm wir geschaut haben, aber das kommt halt davon, wenn man sich nicht vernünftig informiert, bevor man etwas bestellt.

Jetzt darfst du, sehr verehrter Leser, raten, wie viel wir für das Smørrebrød, eine Portion Zwiebelringe und unsere Getränke bezahlt haben.

*Trommelwirbel*

Umgerechnet 44€!

Ich lasse das jetzt einfach so stehen und mache weiter im Text.

Nachdem wir also unseren Hunger, nicht aber unsere Erwartungen gestillt hatten, ging es weiter zur Kleinen Meerjungfrau. Da die ziemlich abseits von allem lag, blieb uns nichts anderes übrig, als den Fußmarsch dorthin auf uns zu nehmen.

Ich will nicht sagen, dass ich enttäuscht war, weil ich ehrlich gesagt nicht mehr genau weiß, was ich eigentlich erwartet hatte, immerhin war mir von Anfang an klar, dass es einfach nur eine kleine Statue sein würde. Irgendwie fand ich trotzdem, dass sich der Weg nicht unbedingt gelohnt hat.

Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat es mich da auch noch sowas von hingelegt. Du musst wissen, dass es da einen kleinen Abhang nach unten geht und ich eben genau dort ausgerutscht und mehr oder weniger auf ein paar andere Touristen gefallen bin, die sich dort hingesetzt hatten.

Peinlich.

Logisch, dass ich mich dann nicht allzu lange dort aufhalten wollte. Da war es nur passend, dass Vivian aufs Klo musste und wir uns deshalb auf unseren persönlichen zweiten Beutezug aufmachten.

Auf der Suche nach der nächsten Toilette kamen wir an einem Park vorbei, mussten jedoch leider feststellen, dass die Toiletten schon geschlossen waren. Wenigstens kamen wir so über Umwege an dem Schlösschen vorbei, in dem die Kronjuwelen der Königsfamilie aufbewahrt werden (natürlich streng bewacht von Soldaten, die da auf und ab marschiert sind).

So schnell wollten wir uns aber nicht geschlagen geben und weiter ging es. Zugegeben, wir sind mindestens so planlos durch die dänische Hauptstadt marschiert wie Björn durch das Mittelmeer gesegelt ist.

Fündig wurden wir erst im Hauptbahnhof, nachdem wir uns in einem Supermarkt mit Proviant für die Fahrt am nächsten Tag eingedeckt hatten. Praktischerweise hatten wir es deshalb auch nicht weit zu dem Gleis, an dem unser Zug abfahren würde.

Somit war wenigstens unser zweiter persönlicher Beutezug ein voller Erfolg, aber das interessiert dich, sehr verehrten Leser, doch sowieso nicht.

Memoiren, die keinen interessierenWhere stories live. Discover now