Ich wurde verraten, sehr verehrter Leser. Du kannst dir nur ansatzweise vorstellen, was für ein scheiß Gefühl das ist. Es ist mittlerweile schon einige Tage her und ich fühle mich immer noch verdammt erniedrigt.
Und ich kann nicht einmal jemand anderen als mich selbst dafür verantwortlich machen.
Aber zurück auf Anfang und damit den 15. Februar diesen Jahres (ja, ich hole hier sehr weit aus, wenn man bedenkt, dass das über zwei Monate her ist, aber ich will nunmal nichts auslassen):
Mein Tag begann sehr früh, ich glaube es war ungefähr vier Uhr morgens (vielleicht sogar früher, so genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern). Wofür ich um alles in der Welt meinen Schlaf verkürze, fragst du, sehr verehrter Leser, dich?
Ganz einfach. Ich hatte einen Flug zu erwischen. Den Flug in mein bisher größtes Abenteuer genauer gesagt.
Es sollte in die schönste Provinz Kanadas gehen, Alberta. Dort, quasi mitten im Nirgendwo, würde ich die nächsten acht Wochen damit verbringen, mich um die Schlittenhunde meiner Gasteltern zu kümmern.
Ich hatte mich nämlich im November letzten Jahres (nachdem sich die Idee ziemlich genau zwei Jahre zuvor in meinen Kopf verpflanzt hatte) für ein Programm angemeldet, bei dem ich als Freiwillige auf einer Huskyfarm arbeiten sollte.
Gut, Huskys hatten die zwar dort nicht, aber das ist nicht die Schuld meiner Gasteltern, sondern die der Organisation. Immerhin wusste ich das früh genug und musste keine böse Überraschung erleben, wie eine andere Freiwillige vor mir. Sie hatte Huskys erwartet und war dementsprechend ziemlich enttäuscht, nur kurzhaarige Mischlinge mit braunen Augen anzutreffen.
Meine Gastmutter erzählt diese Geschichte jedem, der auf die Farm kommt. Besagte Freiwillige, besser bekannt mit ihrem Namen, Christina, war nämlich bald so begeistert von der Arbeit mit den Hunden, dass sie seitdem jedes Jahr wieder vorbeigekommen ist.
Und das muss was heißen, oder?
Wenn ich nach meiner Zeit dort ein Fazit ziehen kann, dann, dass ich das voll nachvollziehen kann. Ich hatte zwar nicht oft Gelegenheit, selbst auf dem Schlitten zu stehen und mich von den Hunden durch die verschneiten Felder ziehen zu lassen (das Wetter war nicht optimal), aber allein die Hunde um sich zu haben ist die Reise allemal wert.
Und jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, fange ich an, die knapp fünfzig energiegeladenen Vierbeiner, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind, zu vermissen. Ich konnte das die letzten Tage gut ausblenden, weil ich in Vancouver unterwegs war und es in dieser wirklich schönen Stadt so viel zu sehen und erleben gibt, aber je mehr ich an die Hunde denke, desto mehr packt mich die Wehmut.
In den acht Wochen hatte ich genug Zeit jeden einzelnen mit seinen Macken und Eigenarten kennenzulernen. Und manche Hunde unterscheiden sich wirklich wie Tag und Nacht. Wenn man obendrein noch eine Siebentagearbeitswoche hat (das liest sich schlimmer, als es ist), aus der man dann unvermittelt herausgerissen wird, ist Gefühlschaos vorprogrammiert.
Ich könnte dich, sehr verehrten Leser, jetzt mit tausenden Bildern zuspamen und hätte fast endlos viele Anekdoten zu meiner Arbeit auf der Farm, aber ich möchte nicht mehr lange um den heißen Brei schreiben und endlich zur Sache kommen.
Vielleicht (sehr wahrscheinlich) wirst du noch einiges über die Hunde erfahren, aber zu einem späteren Zeitpunkt.
Ich bin also letzten Dienstag schweren Herzens ins Flugzeug gestiegen, um zu meiner letzten Etappe meiner Kanadareise zu gelangen: Vancouver.
Weil ich nicht mehr Geld als nötig ausgeben wollte, habe ich via CouchSurfing nach Gastgebern gesucht, um bei denen die fünf Nächte zu verbringen, ohne eines der (zugegeben teuren) Hostels in Anspruch nehmen zu müssen.
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Memoiren, die keinen interessieren
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