Wie du, sehr verehrter Leser, am Titel erkennen kannst, geht es heute um ein ernsteres Thema, das ich trotz meines Sarkasmus nicht auflockern werde. Diese Sache begleitet mich schon eine ganze Weile, obwohl ich erst im vergangenen Jahr den korrekten Begriff dafür zuordnen konnte.
Du musst wissen, dass ich (wie schon berichtet) in den Faschingsferien in Rom war. Damals ist in Norditalien langsam die Panik ausgebrochen, da immer mehr Menschen am Coronavirus erkrankt waren. In Rom selbst gab es aber zu der Zeit keinen einzigen Infizierten und auch die Italiener selbst waren komplett entspannt was das Thema anging. Also kein Grund zur Sorge.
Da meine Mum ein Risikopatient ist und große Probleme bekommen würde, wenn sie infiziert wäre, da sie ein schwaches Immunsystem hat, habe ich mir jeden Tag Informationen zu den aktuellen Entwicklungen in Sachen Corona beschafft. Wie schon gesagt, der eigentliche Brandherd, wenn ich es so nennen darf, war in Norditalien und damit hunderte Kilometer entfernt.
Auch als wir wieder in Deutschland waren, gab es keinen Grund zur Beunruhigung. Am Flughafen lief alles wie immer, das Gesundheitsamt hatte nur gewisse Gebiete in Norditalien als Risikogebiet erklärt und bevor die Schule wieder losging, haben wir uns noch einmal explizit die Informationen für diejenigen, die in Italien Urlaub gemacht haben, durchgelesen.
Die erste Schulwoche war nicht besonders spektakulär. Nur wurde an dem Freitag dann Südtirol als Risikogebiet erklärt und alle, die sich in den Faschingsferien dort aufgehalten hatten, wurden augenblicklich für die nächste Woche (also bis die zwei Wochen Inkubationszeit um waren) nach Hause geschickt.
Die Woche darauf, also am letzten Dienstag wurde dann ganz Italien zum Risikogebiet erklärt. Ich möchte hierbei erwähnen, dass ich zu dem Zeitpunkt schon zwölf Tage wieder Zuhause war und kein Grund bestand, mich für die restlichen zwei Tage nach Hause zu schicken, da das Aufnehmen von ganz Italien quasi nur eine Vorsichtsmaßnahme war. Wie gesagt, als ich in Rom war, gab es keinen Hinweis auf Corona.
Der Mittwoch verlief normal, aber der eigentliche Hammer erfolgte am Donnerstag. Als ich in den Raum gekommen bin, in dem wir später Latein hatten, saßen drei von meinen Mitschülern mit ihren Köpfen zusammen und hörten in dem Augenblick, als ich an meinem Platz (der genau daneben war) ankam, auf zu tuscheln.
Ich hatte in dem Moment schon ein ganz mieses Gefühl, da ich dank meiner Anxiety grundsätzlich glaube, dass andere über mich lästern, wenn ich ihnen den Rücken zudrehe. Dass die drei dann natürlich sofort still waren, hat meine Vorahnung nicht gerade im Sand verlaufen lassen.
Die drei haben sich dann zu mir gedreht und meinten schnippisch zu mir: "Solltest du jetzt nicht eigentlich zu Hause sein? Du warst ja in Rom und das ist jetzt Risikogebiet." Ich war in dem Moment ziemlich verwirrt, weil diese Anschuldigung aus dem Nichts kam und habe ihnen dann erklärt, dass es keinen Grund gibt, weshalb ich zuhause sein sollte, da es in Rom damals keinen Infizierten gab und sich alles im Norden von Italien konzentriert hat.
Darauf kam die Antwort, dass Rom aber jetzt nunmal Risikogebiet wäre. So nach dem Motto: Uns egal, was vor zwei Wochen war. Wir behandeln dich einfach mal so, als wärst du gestern nach Hause gekommen. Ich habe ihnen dann möglichst ruhig versucht zu erklären, dass sie mein Argument überhaupt nicht verstanden hätten.
Ich habe mich in dem Moment in die Ecke gedrängt gefühlt, weil ich einfach nicht verstehen konnte, was das Problem der drei war. Wenn ich tatsächlich zuhause hätte bleiben sollen, dann hätte die Schulleitung eine WebUntis-Nachricht verschickt und wie damals, als Südtirol Risikogebiet wurde, eine Durchsage gemacht. Dem war aber nicht so und ich vermute, dass es daran lag, dass die zwei Wochen um waren.
Du musst wissen, dass ich ein unheimlich selbstloser Mensch bin, der niemals andere Leute einer Gefahr aussetzen würde, wenn es auch eine andere Möglichkeit gäbe. Dass ich mir dann noch anhören durfte, dass mir der Coronavirus egal wäre, hat mir symbolisch gesehen den Todesstoß versetzt. Die drei hatten die Dreistigkeit mich indirekt egoistisch zu nennen, obwohl sie mich eigentlich so gut kennen sollten, um zu wissen, dass das Gegenteil der Fall ist.
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Memoiren, die keinen interessieren
DiversosWie man dem Titel entnehmen kann, werde ich in diesem Buch veröffentlichen, was (vielleicht kurioses) in meinem Leben passiert. Könnte sein, dass ich dieses Buch zwischendurch als Boxsack missbrauche, um meinem Ärger über gewisse Personen Luft zu ma...