Ich fühle mich mittlerweile, als würde ich retrospektiv einen (zugegebenermaßen ziemlich albernen) Blog über meinen Roadtrip schreiben, aber in gewisser Weise mache ich ja genau das. Und weil ich nicht einfach in der Mitte aufhören kann (obwohl man eigentlich klassisch eben dann aufhören soll, wenn es am schönsten ist), werde ich dir, sehr verehrter Leser, in einem weiteren Kapitel über Schweden berichten.
An unserem letzten Tag im Stockholmer Umland wollten wir der Stadt Uppsala noch einen Besuch abstatten, bevor es uns vom Osten Schwedens so ziemlich an den westlichen Zipfel des Landes ziehen sollte. Warum es uns ausgerechnet nach Uppsala verschlagen hat?
Ganz simpel: Wir fanden es einfach witzig. Ich weiß nicht, wie ich es besser formulieren kann, aber wir wollten einfach später behaupten können, in Uppsala gewesen zu sein.
Abgesehen davon waren wir sowieso in der Gegend. Was es dort genau zu sehen gab, war uns so ziemlich egal, weshalb wir auch nicht viel recherchiert haben, sondern einfach hingefahren sind.
Die Stadt an sich ist nicht wirklich besonders schön oder hässlich und wenn man nicht zufällig ein Faible für Kirchen hat, ist Uppsala nicht unbedingt einen Besuch wert. Du musst nämlich wissen, dass der Kirchturm dort der höchste in ganz Skandinavien ist.
Ich werde Uppsala wahrscheinlich am meisten mit Lesen verbinden, weil wir uns jeweils ein Buch gekauft und den Nachmittag schmökernd im Park am Fluss verbracht haben (haufenweise Kekse gefuttert haben wir übrigens auch).
Im Nachhinein war es clever, einen Faulenzertag einzulegen, weil wir den nächsten Tag hauptsächlich auf der Straße verbringen würden. Ich glaube, wir hatten nur ungefähr 400 Kilometer zu fahren, aber da man in Schweden im Gegensatz zu Deutschland nicht so lasch mit Geschwindigkeitsbegrenzungen umgeht, waren wir eine ganze Weile unterwegs.
Hier ist jetzt auch der perfekte Zeitpunkt, um dir, sehr verehrter Leser, etwas mehr über das Autofahren in Schweden zu erzählen. Du musst wissen, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen eine feine Sache sind. Natürlich dauert es länger, um von A nach B zu kommen, aber die Fahrt an sich ist viel entspannter.
Nicht ständig die Bremse oder das Gaspedal zu penetrieren müssen, wie man es zur Genüge besonders auf deutschen Autobahnen tun muss, ist vor allem auf Dauer sehr angenehm. Und man hat mehr Zeit, aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft zu genießen (und die ist dort eigentlich überall sehenswert).
Außerdem gibt es in Schweden praktisch keinen Stau. Das einzige, was vielleicht entfernt an Stau grenzen würde, haben wir bei Stockholm zur Feierabendzeit erlebt, aber treffender würde ich es als leicht stockenden Verkehr beschreiben.
Und noch einen Vorteil hat dieses gleichmäßige Fahren: Der Durchschnittsspritverbrauch sackt in etwa so ab, wie die New Yorker Börse am Schwarzen Freitag.
Okay, ich gebe zu, das ist etwas übertrieben, aber ich musste spürbar seltener tanken, als ich es in Deutschland bei einer vergleichbaren Strecke hätte tun müssen.
Kommen wir zu einer weiteren Sache, die mir auf schwedischen Straßen aufgefallen ist. Und zwar ist es so, dass relativ viele Blitzer installiert sind, die aber alle total niedlich angekündigt werden. Jedes Mal.
Erstens wird nämlich mit einem eigenen Schild darauf hingewiesen, dass man in den nächsten Metern an einem Blitzer vorbeifährt. Und zweitens ist in den meisten Fällen über oder unter jenem Schild ein Weiteres angebracht, das einen noch einmal freundlich auf die momentane Geschwindigkeitsbegrenzung aufmerksam macht.
Man kann also sagen, dass es praktisch unmöglich ist, in Schweden geblitzt zu werden. Wirklich, ein so idiotensicheres System habe ich selten anderswo erlebt.
YOU ARE READING
Memoiren, die keinen interessieren
AléatoireWie man dem Titel entnehmen kann, werde ich in diesem Buch veröffentlichen, was (vielleicht kurioses) in meinem Leben passiert. Könnte sein, dass ich dieses Buch zwischendurch als Boxsack missbrauche, um meinem Ärger über gewisse Personen Luft zu ma...