Niagara-Fälle

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Nein, sehr verehrter Leser, ich war nicht in Kanada, um diese Wasserfälle zu bestaunen, sondern betreibe weiterhin brav social distancing. Zugegeben, es wäre möglich, nach Kanada einzureisen. Wenn man sich für zwei Wochen in Quarantäne begibt (ich musste nur Qu tippen und schon wusste die Autokorrektur, auf was ich hinauswollte. Wow). Woher ich das weiß, fragst du dich?

Ich sollte in den Sommerferien eigentlich für eine Sprachreise nach Kanada fliegen, jedoch steht diese Reise dank Corona in den Sternen. Ich bin relativ pessimistisch, dass ich tatsächlich dieses Jahr die Niagara-Fälle besuchen kann. Und mein Geld kriege ich so nebenbei auch nicht zurück.

Verdammt. Ich hatte mich so darauf gefreut.

Aber darum soll es in diesem Kapitel gar nicht gehen. Ich werde im Moment nämlich von Bloody Mary heimgesucht. Mit anderen Worten: Ich habe meine Tage.

Wir Frauen kennen ja das Problem des Aufstehwasserfalls... An sich schon verdammt unangenehm, aber ich hatte dieses Phänomen heute in einer ganz anderen Dimension. Du, sehr verehrter Leser, ahnst sicherlich schon, was ich dir berichten werde...

Normalerweise überlebe ich ohne Probleme vier bis fünf Stunden mit einer Binde. Normalerweise. Anfangs war ja auch alles ganz gewöhnlich, abgesehen davon, dass meine Übersetzungskünste im heutigen Lateinunterricht zu Wünschen übrig gelassen haben. Dabei habe ich konstant 13 Punkte in Klausuren und das, was wir heute übersetzt haben, kann ich unter normalen Umständen im Schlaf.

Im Englischunterricht sah alles ein bisschen besser aus. Nach einer für mich katastrophalen Klausur Anfang März habe ich ein wenig an meiner mündlichen Note gearbeitet (die hätte es eigentlich nicht nötig). Leider wird mir das nicht ausreichen, um meine Note wieder auf Vordermann zu bringen.

Aber wie blöd war ich bitte, um beim Schreiben nur drei von zehn Punkten auf den Inhalt zu bekommen?! Da bringt es auch absolut gar nichts, wenn man bei der Sprache fünfzehn von fünfzehn hat...

Ich drücke mir die Daumen, dass wir die zweite Klausur doch noch schreiben.

Nach Englisch laufe ich also um dreiviertel eins die Treppe runter und da passiert's. Ich weiß nicht, wie ich es am besten ausdrücken soll, aber der Wasserfall hat ziemlich lange angehalten, dafür, dass er sonst nach maximal zehn Sekunden durch ist. Weitere Details überspringen wir einfach mal.

Lange Rede, kurzer Sinn. Mir war sofort klar, dass da ganz eventuell ein bisschen was daneben gegangen sein muss. Ich habe mich erstmal blöd umgeschaut und festgestellt, dass da keiner war, der Zeuge dieser Peinlichkeit hätte gewesen sein könnte. Glück gehabt.

Ich fühle also prophylaktisch an meiner Hose und spüre nichts außergewöhnliches. Das muss aber nichts heißen, wie ich später feststellen durfte. Ich bin also halb zu meinem Auto gesprintet und war ziemlich froh, eine Sitzauflage zu haben, ohne die ich nicht ordentlich über das Lenkrad sehen könnte.

Kleiner Spoiler: Die Auflage hat was abbekommen. Das habe ich natürlich erst gemerkt, als ich fünf Minuten später zuhause war. Du kannst dir vorstellen, dass ich es eilig hatte, eine Toilette aufzusuchen und eine halbe Krise hatte, weil keiner mir schnell die Tür öffnen konnte.

Die blutigen Details erspare ich dir, sehr verehrter Leser. Aber ja, meine Hose hat ziemlich was abbekommen. Das ist mir in den über fünf Jahren, in denen ich mit diesem monatlichen Problem zu tun habe, kein einziges Mal passiert. Eigentlich kann ich nämlich gut einschätzen und genau timen, wann ich irgendwas wechseln muss. Mit den Niagara-Fällen habe ich aber noch nie rechnen müssen...

Meine Stimmung war verständlicherweise am Tiefpunkt und dann gab es zum Mittagessen Kartoffeln mit Quark. Das ist definitiv nicht mein Lieblingsessen.

Nein, es wurde nicht besser. Ich starte meinen PC, öffne Moodle und will mir meine Erdkundeaufgaben ansehen. Die ersten beiden waren akzeptabel, wenn man davon ansieht, dass die zweite etwas irreführend formuliert war.

Die dritte hatte es in sich. Wir sollten einen Exzerpt zu einer schriftliche ausgearbeiteten GFS einer anderen Schülerin unseres Kurses schreiben. Hört sich nicht so schlimm an. Aber dann fasse mal vierzehn (!) Seiten auf einer zusammen.

Ich hatte einen ziemlichen Nervenzusammenbruch und musste gefühlt jede Seite doppelt und dreifach lesen, um sie zu verstehen, obwohl das Thema alles andere als schwer war. Wie ich eigentlich hätte erwarten können, habe ich die Aufgabe trotzdem hinter mich gebracht, nur saß ich insgesamt ungefähr zweieinhalb Stunden insgesamt an Erdkunde. Eigentlich habe ich das Fach nur für anderhalb Stunden in der Woche, falls du dich das fragst.

Und dann habe ich noch realisiert, dass ich mich gestern bei der Vorbereitung auf die Matheklausur verdammt dämlich angestellt habe und wegen einer einfachen Kleinigkeit eine Mail an meine Lehrerin geschrieben habe... Das ist irgendwie typisch ich. Manchmal bin ich total hohl und im Nachhinein ärgere ich mich darüber.

Aber das alles interessiert dich, sehr verehrten Leser, sowieso nicht. Ich meine, es gibt definitiv bessere Bücher auf Wattpad.

Memoiren, die keinen interessierenWhere stories live. Discover now