Bauer sucht Frau

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Es ist bei mir zuhause nun schon länger Tradition, zusammen mit meiner Mum die Folgen von Bauer sucht Frau im Fernsehen zu verfolgen. Eigentlich bin ich quasi mit Bauer sucht Frau aufgewachsen und kenne damit alle Kultbauern (beispielsweise Joseph und Narumol (ich kann mich noch daran erinnern, als wäre es gestern gewesen, dass die beiden in der Gondel sitzen  und ihr schlecht wird)).

Es ist immer wieder neu spannend, die Geschehnisse zu analysieren und bewerten. Was wir beide am liebsten machen ist, die Chancen der jeweiligen Kandidatinnen einzuschätzen. Meist wird dabei schon beim ersten Eindruck festgestellt, ob sie passend oder absolut fehl am Platz ist. Und glaube mir, sehr verehrter Leser, manchmal kann man das tatsächlich mit hundertprozentiger Genauigkeit vorhersagen. Ich meine, wenn du einen bodenständigen, vielleicht etwas rundlichen, aber sehr authentischen Bauern auf der einen und eine (à la Wattpad) dezent geschminkte olle Tussi auf der anderen Seite hast, dann kann man sich meist denken, dass daraus nichts wird...

Dass sich RTL seit neustem nicht scheut, Umkosten in Kauf zu nehmen, um eine Parallelstaffel über die internationalen Bauern  zu starten, freut mich ehrlich gesagt. Schließlich haben wir dann zwei Staffeln pro Jahr, die es zu analysieren gilt.

Der erste Bauer wird also vorgestellt: Es ist der zweiundzwanzigjährige Daniel aus Neuseeland. Und der hat einfach 800 (!) Bienenvölker. Meine Mum guckt ihn sich an, dreht sich dann zu mir und meint ernsthaft: "Du könntest dich ja auch mal da bewerben. Zum Beispiel bei so einem, der ist ja zweiundzwanzig."

Will sie mir damit indirekt das okay geben, mit einem Zweiundzwanzigjährigen durchzubrennen? Interessant. Ich habe bei den Gedanken erstmal geschluckt, bis mir dann eingefallen ist, dass ich ja jetzt volljährig bin und da nur ein Unterschied von vier Jahren wäre... Ich werde alt und fange jetzt schon an, das zu leugnen. Wie soll das denn werden wenn ich auf die dreißig zugehe? Ist das in meinem Alter eigentlich schon normal?

Gut, was ist überhaupt  heutzutage normal? Darüber könnte ich ein ganzes Kapitel philosophieren.

Jedenfalls fing meine Mum dann an, bei seiner Vorstellung zu bewerten, ob dieser Daniel etwas für mich wäre. "Das passt doch zu dir." - "So bist du ja auch." - "Oh, draußen in der Natur ist doch nicht so ganz was für dich." (Damit hat sie angedeutet, dass ich, da ich nunmal introvertiert bin, die meiste Zeit drinnen sitze und lese. Das heißt aber nicht, dass ich nicht gerne in der Natur bin, Mama!)

Mittlerweile frage ich mich, ob sie glaubt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Ich hatte nämlich noch nie eine Beziehung, noch nicht mal einen Crush. Ist das jetzt besorgniserregend? Mein Bruder (der vier Jahre jünger ist) hatte nämlich schon seine erste Beziehung. Die hat zwar nur ungefähr drei Monate gehalten, aber das war, wenn man sich ihn und sie genauer angesehen hat, absehbar. Ich hoffe einfach, dass sie nicht auf die Idee kommt, mich zu verkuppeln...

Was dann wieder interessant wurde, war das erst Aufeinandertreffen mit den fünf ausgewählten Damen in Deutschland. Ich möchte bei der Gelegenheit anmerken, dass Daniel einfach nur einen Rucksack mitgenommen hat! Er hatte keinen Koffer! Wie er da alles nötige untergebracht hat, ist mir ein Rätsel... Da passt nur der letzte Rat, den ihm seine Schwester gegeben hat, bevor er nach Deutschland aufgebrochen ist: "Dusch dich." Soviel dazu.

Bei den "Einzeldates" unterhält er sich erst mit einer, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Ich gucke meine Mum an und sie guckt mich an und wir beiden sind sofort der Meinung, dass das nichts werden kann. Er hat sich nämlich sichtbar von ihr weggelehnt und ein richtiges Gespräch kam auch nicht zustande. Sie haben sich praktisch minutenlang angeschwiegen. Das hat sogar mein Dad gemerkt, der nach einer dreiviertel Stunde auch mal aufgekreuzt ist und nur mit halbem Ohr zugehört hat, weil er die ganze Zeit mit seinem Handy und Autoanzeigen beschäftigt war.

Irgendwann hat Daniel sich auch mit unserer Favoritin Mandy (die absolut nicht aussieht wie eine Mandy) getroffen. Man hat direkt erkannt, dass es zwischen beiden etwas werden könnte. Aber jetzt der Hammer: Daniel entscheidet sich für Mandy und die blonde unter den fünf. Die Entscheidung an sich war sogar total genial. Normalerweise machen es die Bauern immer spannend, aber er hat sich einfach hingesetzt und ohne Umschweife gesagt, dass er gerne die und die bei sich auf dem Hof hätte. Mal was originelles. Leider war die gute Mandy damit nicht begeistert, da sie eigentlich lieber alleine mit dem Typen die Hofwoche verbringen möchte. Die hat einfach darauf verzichtet, ihn näher kennenzulernen! Ich hab das absolut nicht verstanden, sie war doch meine Favoritin. Schade. Und sie war nicht einmal traurig oder so.

Nachtrag zu der Blondine. Er meinte anfangs, dass er lieber eine Dunkelhaarige hätte, aber Blonde könnten, Zitat, "auch ganz hübsch sein". Aha. Wir sind uns jedenfalls sicher, dass er nicht die Blonde, sondern die Nachrückerin nehmen wird.

Der nächste Bauer war dann der aus Namibia (ich habe leider seinen Namen vergessen... Halt, Sigi müsste sein Name sein). Er ist jedenfalls Anfang siebzig, soweit ich mich erinnere, und hat zwei Frauen eingeladen. Und die könnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine sah so aus, als wäre sie gerade von einer Dschungelexpedition zurückgekommen (mit Hut und Gürtel und einer komischen Halskette (ihr Augenmake-up war übrigens total hässlich)) und die andere war im Gegensatz dazu eher unauffällig und würde optisch und vom Charakter her perfekt zu ihm passen (da war ich mir mit meiner Mum schnell einig).

Die mit dem grässlichen Make-up war nebenbei bemerkt auch ziemlich draufgängerisch und grob (so hat es sogar der Bauer genannt). Er wollte es zwar so (er würde nämlich erst dann wirklich altern wollen, wenn er hundert ist), aber ich bin mir sicher, dass die doch ein wenig zu krass für ihn ist. Sie würde wahrscheinlich sein ganzes Leben umkrempeln. Ich habe mich mit meiner Mum beraten und wir sind uns verdammt sicher, dass es eben nicht die komische Tussi sondern die andere werden wird, die nebenbei bemerkt über zehn Jahre jünger ist als er, aber egal.

Dann war da noch der Obstbauer Christoph aus Italien. Der ist absolut witzig, nicht. Er hat den dämlichsten Flachwitz aller Zeiten gebracht. Und das sage ich (ich finde normalerweise alles witzig, sogar die dümmsten Witze). Er war mir aber, muss ich zugeben, sehr sympathisch und schien bodenständig. Da er vier Frauen für das erste Kennenlernen eingeladen hat, gingen zwei am Ende leer aus. Leider auch eine unserer Favoritinnen. Als er die Entscheidung verkündet hat, war sie noch ruhig und schien das verkraftet zu haben, aber als er dann mit den zwei anderen weg war, hat sie angefangen zu weinen. Ich kann sie verstehen. Die beiden hatten nämlich ein gutes Gespräch und hätten verdammt gut zusammen gepasst. Sie tut mir immer noch leid.

Meine Mum hat, da sie die Sendung nun schon ziemlich lange verfolgt, einen guten Riecher, was die Entscheidungen der Bauern betrifft, aber dass er diese nette Frau links liegen lässt, hat selbst sie nicht vorhersehen können.

Immerhin ist unsere andere Favoritin noch im Rennen.

Auch amüsant war die Bäuerin (!) aus Australien. Vivien. Unglaublich selbstständig, bodenständig und humorvoll. Die Männer, die sie eingeladen hat, würden alle gut zu ihr passen. Man konnte aber Unterschiede erkennen. Da war nämlich zum Beispiel der Draufgänger (ich glaube, es war Rüdiger (erinnert mich an "Rüdiger nicht so tief, pass auf das Schild auf, nicht so tief fliegen, hast du gesehen wie knapp das über dem Boden war?")). Er hat sich nach dem Duschen oben ohne an den Tisch gesetzt, da es seiner Meinung nach unnötig wäre, sich bei den Temperaturen etwas überzuziehen. Aha.

Damit der besagte Rüdiger nicht alleine Zeit mit Vivien verbringen könnte, hat sich Sebastian dazugesellt, um aufzupassen und sicherzugehen, dass sich Rüdiger keinen Vorteil verschaffen kann (er war vom Wesen eher ruhiger). Fragt sich nur, wo der dritte im Bund abgeblieben ist... Er ist erst aufgetaucht, als es Essen gab (er ist quasi ich in männlich). Omlette. Mit einundzwanzig Eiern. Sie hat halt einfach eine Geflügelzucht mit etwa dreihundert (oder waren es fünfhundert) Tieren. Wie sie das alleine stemmen konnte, ist mir ein Rätsel, aber Respekt an sie.

Die Pfanne war riesig und Sebastian (wollte er Eindruck schinden?) nimmt sich tatsächlich zwei verdammt große Stücke. Das hätte ich vom Bauchumfang eher Rüdiger zugetraut, aber Überraschungen erlebt man ja immer wieder. Guten Appetit. Wir haben dann erfahren, dass Jörn (der, der einfach weg war und so getan hat, als wäre er gar nicht interessiert) auf dem Gelände spazieren und nicht (wie wir einstimmig vermutet hatten) duschen war.

Im Moment sind wir uns noch nicht sicher, wer von den dreien die größte Chance hat, aber mit der Zeit wird da schon noch eine Tendenz entstehen.

Genug mit dem unnötigen Gelaber, es interessiert dich, sehr verehrten Leser, nämlich sowieso nicht.

Memoiren, die keinen interessierenWhere stories live. Discover now