Kapitel 57
Otra vez tu.
(dt: Schon wieder du.)Welcome to my life
You see it is not easy
But I'm doing all right
(Welcome to my life - Sunrise Avenue)
„Was ist passiert Mum? Ganz ruhig, es wird sicher alles wieder gut. Ich komme sofort zu euch. Mach dir keine Sorgen.", versuchte ich sie und gleichzeitig auch mich zu beruhigen. Ich wusste immer noch nicht was passiert war, aber meine Mutter weinte immer noch und das war absolut kein gutes Zeichen. Verdammt was war nur passiert? Die Panik in mir stieg ins unermessliche und mir wurde heiß und kalt zur selben Zeit. Ich wusste nicht wirklich was ich tun sollte, aber ich konnte auch nicht stehen bleiben. Innerlich kämpfte ich mit mir selber, damit ich die Fassung nicht verlor und meiner Mutter sich so noch mehr Sorgen machte. „Mama, wo bist du?", versuchte ich es erneut und hatte die Ideen, dass wenn ich das Thema nicht direkt anspreche, vielleicht eine Antwort bekomme. Wieder schluchzte meine Mutter ehe sie kurz und leise meinte: „Im Krankenhaus." Sämtliches Blut wich mir aus dem Gesicht. „Oh, Gott, Mum! Geht es dir gut?", platzte es sofort aus mir heraus und um meine Fassung war es somit auch schon wieder geschehen. „Mir geht es gut...", meinte sie, ehe sie mitten im Satz wieder in Tränen ausbrach. Verdammte Scheiße was war nur passiert? Warum war sie im Krankenhaus? Und wo zur Hölle war Steven? Auf einmal viel es mir wie Schuppen von den Augen. Steven musste im Krankenhaus liegen! Ausgerechnet mein kleiner Bruder den ich vor all dem beschützen wollte. Jetzt brach auch ich endgültig in Tränen aus. Ich hätte bei ihnen sein sollen. Ich hätte sie beschützen sollen. Meine Mutter war viel zu schmächtig, um das alleine zu schaffen. Ich hätte das wissen müssen, dass er sie findet. Er hatte auch mich gefunden. Wer weiß schon wie lange er mir bereits gefolgt war. Er wusste schließlich auch wo ich wohnte. Oh Gott, Sophia! Was war mit ihr? Ob es ihr gut ging oder hatte es sie auch erwischt? Wie weit würde er nur gehen um die Informationen die er brauchte zu bekommen? Sophia wusste doch gar nicht worauf sie sich einließ, sie wusste von all dem doch nichts. „Ist Celina bei dir?", fragte ich, denn ich wollte einfach nicht, das meine Mutter jetzt alleine war. Ein leises, schluchzendes „Nein" war zu hören, ehe sie leise meinte, dass Celina nicht zu erreichen war. „Mum, mach dir bitte keine Sorgen. Ich mache mich sofort auf den Weg, Ich nehme den nächsten Flieger und komme zu dir.", versprach ich ihr weinend und das sie nicht protestierte zeigte mir wie schlecht es ihr ging. Sie stellte das Glück der Anderen immer über das Eigene. Ich hatte von ihr so was erwartet, wie das ich mir keine Sorgen machen brauch und meine Zeit mit Fernando in Barcelona genießen soll, aber sie sagte nichts. Sie schwieg. Und das war ein Zeichen wie schlecht es ihr wirklich ging. „Mach dir keine Sorgen. Ich komme heute noch zu dir.", flüsterte ich ihr leise und wir verabschieden uns. Ich legte gerade auf, als ich hinter mir jemanden meinen Namen sagen hörte. Es war Fernando, doch da ich ihn an der Stimme erkannte drehte ich mich nicht um. Er sollte mich nicht so verweint und völlig fertig sehen. Seine Stimme klang verschlafen, so als sei er gerade erst wach geworden, als er fragte ob alles in Ordnung wäre. Wieder begann ich aufs neue zu weinen, weshalb er sich dicht hinter mich stellte und mich in seine Arme nahm. Ich drehte mich etwas, vergrub mein Gesicht an seiner Brust und hinter meinen Haaren und konnte nicht anderes als zu weinen. Ich machte mir keine Gedanken darüber, was er nun von mir denken würde, weil es mir egal war. Meine Gedanken schwirrten um meine Mutter und Steve und nicht darüber ob er mich weinend schön fand. Ich brauchte ihn gerade einfach, seine Nähe und den Halt den er mir gab. Auch wenn es idiotisch war, so fühlte es sich mit ihm nur noch halb so schlimm an. Immer wieder streichelte er mir über den Hinterkopf oder hauchte mir küsse auf den Scheitel. Er hauchte die ganze Zeit beruhigende Wörter und sagte, dass alles wieder gut werden würde. Ich wollte seinen Worten glauben, ehrlich, aber wie sollte ich das? Das gerade zeigte doch nur wieder, dass die Vergangenheit einen immer einholte, egal was man tat. Egal wie oft man umzog und egal wie sehr man sich Mühe gab versteckt zu leben.
Ich hatte hatte mich endlich wieder etwas beruhigt, als Fernando mir einen weiteren Kuss auf den Scheitel gab. „Geht es wieder ein Bisschen?", fragte er leise und wischte mir sanft mit den Daumen die letzten Tränen weg. Ich nickte etwas und sah ihn mit traurigen und jetzt vor allem roten Augen an. „Fernando? Ich muss zurück nach Madrid. Jetzt.", schluchzte ich leise, aber es wollten keine Tränen mehr kommen. Ich hatte mein Pensum für heute wohl schon erreicht. Nando streichelte meine Wange und sah mich einfühlsam an, während er leise hauchte: „Okay. Ich kümmere mich um einen Flug."- „Danke.", sagte ich leise und lehnte mich wieder gegen ihn. Hoffentlich konnte ich bereits in ein paar Stunden bei meiner Mutter sein. „Willst du es mir erzählen?", fragte er leise und spielte etwas mit meinen Haaren, während sein freier Arm um mir lag. „Ich weiß noch nicht so viel.", gab ich leise von mir und mir kullerten bei dem bloßen Gedanken daran schon wieder Tränen über die Wange, „Mein Bruder ist im Krankenhaus und meine Mutter völlig aufgelöst. Ich mach mir solche Sorgen. Das ist alles meine Schuld, wäre ich doch bloß dagewesen. Ich hätte sie beschützen können." Fernando versuchte mich sofort wieder zu beruhigen und streichelte meinen Hinterkopf. „Hey Katedarling, das ist nicht deine Schuld. Du hättest doch gar nichts machen können.", versuchte er mich auf zu muntern. Auch wenn ich seinen Versuch wertschätzte, konnte ich es mir nicht wirklich zu Herzen nehmen. „Du weißt doch gar nicht was passiert ist.", gab ich von mir und versteckte mich wieder hinter meinen Haaren. Fernando legte seine Hände auf meine Wangen und hob mein Gesicht etwas an, so das ich ihn ansah. „Dann erkläre es mir.", bat er mich sanft und ich wusste nicht warum, aber ich hielt es für die richtige Entscheidung. Ich musste ihm ja nicht alles erzählen, sondern nur das Wichtigste. Wieder versuchte ich mich zu beruhigen und wischte mir ein paar Tränen weg. „Erinnerst du dich noch an den Mann damals in meinem Hausflur?", fragte ich leise und senkte den Kopf, weil es mir leichter viel darüber zu reden, wenn er mir nicht in die Augen sah. „Ja, ich erinnere mich.", bestätigte er mir und blieb immer noch ruhig und drängte mich nicht. „Er drangsaliert uns schon seit ich ein Kleinkind bin. Er ist Alkoholiker und... er schätzt Frauen nicht. Ich musste immer zusehen wie er meine Mutter geschlagen hat. Irgendwann... irgendwann hat er auch angefangen mich zu schlagen. Wenn er zu viel getrunken hatte oder wir ihn verärgert haben. Wenn ich zu laut war oder wenn ich geweint hab. Wenn ich im Wohnzimmer gespielt hab, wenn er heimkam oder ich ihn aus Versehen geweckt habe. Und dann kam mein Bruder. Er war noch so jung, gerade mal zwei. Ich hab ihn immer in unser Zimmer gebracht wenn er wieder zu viel getrunken hatte oder auf meine Mutter losging, damit er es nicht auch sehen musste. Ich habe ihn immer beschützt, so wie es meine Mutter mit mir getan hat. Sie wollte nur das Beste für uns, aber sie war so schwach. Egal wie sehr sie sich anstrengte, sie war schwächer als er.", schluchzte ich und brach beim Reden erneut in Tränen aus. Fernando zog mich wieder enger an sich und schwieg. Er wusste wahrscheinlich nicht mal was er sagen sollte, das wusste niemand der unsere Geschichte je gehört hatte. Mir war es so peinlich gewesen, dass ich es nie jemanden erzählt hatte. Nur meine Familie wusste es und in Teilen Celina. Ihr Vater war der Bruder meiner Mutter. Er hatte uns nach der Zeit im Frauenhaus geholfen. Ich hatte einer ehemaligen Freundin mal davon erzählt, aber ich bekam nur als Antwort, das wir doch selber Schuld gewesen sein. Wir hätten ja schließlich gehen können. Das hatte mich damals ziemlich getroffen und ich hatte mir geschworen, es niemanden mehr zu erzählen und damit alleine klar zu kommen. Sicher war es manchmal schwer und wenn ich gar nicht mehr konnte, war ich zu meiner Mutter gegangen, aber es machte mich auch stärker. Irgendwann erzählte ich es nicht mal mehr ihr, weil ich jedes mal den Schmerz in ihren Augen gesehen haben, wenn ich ihr davon erzählte. Ich sah in ihren Augen, wie sie sich dafür selber die Schuld gab und wie ihr Herz brach, wann immer sie mich leiden sah. Ich lernte zu schweigen und nachts in meinem Bett zu weinen. Es war das erste Mal das ich laut aussprach was passiert war, weshalb all die jahrelang aufgestauten Gefühle in mir hochkamen.
Ich brauchte eine Weile ehe ich weitersprechen konnte. Ich wischte mir wieder die Tränen weg, jedoch wurden sie gleich wieder durch neue ersetzt. „Eines Abends, als mein Bruder drei war, hatte er wieder zu viel getrunken.", fuhr ich fort und konnte ihm wieder nicht in die Augen sehen, „Mein Bruder und ich haben gespielt und er hat sich dabei weh getan. Ich hatte versucht ihn zu beruhigen, aber er weinte. Er kam wütend in das Zimmer gerannt und ich sah wie er sich meinen Bruder schnappen wollte. Aber ich musste ihn doch beschützen. Ich hab mich ihm in den Weg gestellt und ihn angeschrien, er solle Steven in Ruhe lassen." Ich schwieg eine Weile, ehe ich die Kraft hatte weiter zu sprechen. Diese eine Nacht hatte sich in meinen Kopf eingebrannt wie ein Brandzeichen in die Haut. „Ich bin ihm Krankenhaus aufgewacht und konnte mich an nichts mehr erinnern. Meine Mutter saß am Bett und weinte, aber meinem Bruder ging es gut. Ich hatte ihn beschützt. Ich hatte meine Mutter angefleht, dass wir dort nicht mehr zurückgehen müssen. Wir sind dann in ein Frauenhaus geflüchtet. Seit dem sucht er uns und verfolgt uns.", beendete ich meine Geschichte. Ich hatte Angst das Fernando das Alles vielleicht erschrecken würde, dass er damit nicht klar kommen würde, aber es tat gerade so gut es aus zu sprechen. Ich fühlte mich so wohl und sicher bei ihm das die Worte einfach aus meinem Mund kamen, ohne darüber nach zu denken. Ich klammerte mich wieder an ihn und wollte ihm jetzt nicht in die Augen sehen. Er sollte mich als starke Frau sehen und nicht als hilfloses Mädchen. Wir hatten es doch schließlich geschafft von ihm weg zu kommen. „Und jetzt hat er ihn doch erwischt.", flüsterte ich leise mit brüchiger Stimme und die Schuldgefühle stiegen ins Endlose. Er hauchte mir einen Kuss auf den Scheitel, aber im Gegensatz zu zuvor flüsterte er jetzt keine beruhigenden Worte mehr. Ihm mussten 10.000 Gedanken durch den Kopf gehen. So viele Fragen, aber er sagte kein Ton. Ob er mich nun verlassen würde? Vielleicht war ihm das zu viel und er wollte sich mit so was nicht beschäftigen. Wer wollte schon so ein Freundin? Erst recht wenn wir uns so oft gestritten haben. Er hatte doch genug eigenen Probleme, warum sollte er sich dann auch noch meine aufhalsen? Aber ich wollte ihn auch nicht verlieren, nicht jetzt. Ich brauchte ihn gerade mehr als den je. Und wir hatten uns doch gerade erst gesagt, dass wir uns liebten, da konnte doch nicht schon wieder alles vor bei sein. „Ich kann verstehen, wenn dir das zu viel ist, Fernando. Wirklich.", schluchzte ich leise und sah zu ihm auf. Er sah mich ganz ruhig an und ich konnte nichts in seinem Gesicht lesen. Ich wusste nicht ob es gut oder schlecht war, aber die Zeit, bis er etwas sagte, brachte mich um.
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Te quiero - Träumen erlaub
FanfictionDie Liebe zwingt dich dazu Dinge zu tun, welche du vorher nicht für möglich gehalten hast. Kate versucht nicht aufzufallen, zum Schutze ihrer Familie, doch dann tritt jemand in ihr Leben, der genau das tut und plötzlich steht Sie vor der Entscheidun...