Kapitel 45
Un día lleno de altos y bajos.
(dt: Ein Tag voller Höhen und Tiefen.)
And before you
I had nowhere to run to
Nothing to hold on to
I came so close to giving it up
And I wonder if you know
How it feels to let you go?
(Hurts - Stay)
Mit einem lauten Aufschrei saß ich innerhalb von Sekunden wach im Bett. Schweißperlen waren auf meiner Stirn verteilt und ich schnappte hektisch nach Luft. Mich begrüßte schwarze Dunkelheit und es dauerte einige Zeit, bis ich erkannt wo ich mich befand. In der Wirklichkeit. „Kate?", fragte eine verschlafene Stimme, weshalb es mir sofort besser ging. Eine Hand streifte zärtlich meinen Arm, kam bei meiner Hand zum ruhen und begann diese mit dem Finger sanft zu streicheln. „Ist alles in Ordnung?" Er klang genau so verschlafen wie zuvor, jedoch konnte man die Sorge in seiner Stimme deutlich hören. „Ja, ich...habe nur schlecht geträumt." Mir schlich ein kleines Lächeln über die Lippen und ich legte mich wieder hin, während sich mein Atem beruhigte. Ehe ich mich versah, schlangen sich zwei starke Arme um mich und warmer Atem traf auf meinen Hals, was meine Nackenhaare zum stehen brachte. Wie froh ich war ihn zu haben. Ich kuschelte mich an ihn und schloss die Augen. „Ich bin da, schlaf wieder.", flüsterte er und zog mich enger an sich. Sein nackter Oberkörper an meinem Rücken löste ein Kribbeln am ganzen Körper aus.
Langsam kam ich zu mir und spürte, dass mir jemand über die Wange streichelte. Zärtlich immer im selben Rhythmus. Ich schlug meine Augen auf und versank in einem Traum aus braun. Ein Gesicht voller Sommersprossen lächelte mich an und blonde Strähnen hingen ihm wild ins Gesicht. Er hörte nicht auf meine Wange zu streicheln, während er ein gut gelauntes „Buenos dias, Süße." hauchte. Ich hätte ihn am liebsten an mich gezogen und ihm einen dicken Kuss gegeben. Irgendwas war an ihm, was die Sonne in einem aufgehen lies und das Gefühl aufkommen lies, ihn an sich drücken zu müssen. „Buenos dias.", lächelte ich ihn überglücklich an. Wer hätte gedacht, dass dieser Moment möglich wäre, nach allem was in den letzten Tagen passiert ist. Manchmal geniest man die wunderschönen Momente viel zu wenig. „Wie viel Uhr ist es?" Fernando, richtete sich etwas auf, um auf die Uhr hinter mir zu sehen, dann legte er sich wieder hin und lächelte: „Kurz nach 11." –„Oh...und wann geht dein Flug?" –„Hmm...Ich schätze in 30 Minuten." Wie bitte? Ich hab mich wohl verhört, oder warum hat der immer noch die Ruhe weg? 30 Minuten? „Oh mein Gott.", rief ich geschockt aus, sprang auf und sammelte hektisch meine Sachen ein. Während ich mein Oberteil suchte, zog ich beim Rennen meine Hose an und wäre fast hingefallen, weshalb ich Fernando lachen hörte. „Wenn wir uns beeilen, dann kannst du es vielleicht noch schaffen. Hast du schon gepackt? Klar hast du. Hast du dein Auto hier? Mit dem Taxi schaffen wir das nie. Alleine bis das hier ist." Fernando legte den Kopf schräg und beo-bachtete amüsiert mein Treiben. Versteht er es nicht? Er verpasst sein Flug. Ich stand in der Mitte des Raumes und sah ihn verwirrt an. „Du solltest dich anziehen. Sonst erwischt du den Flug ganz sicher nicht mehr." Er stand vom Bett auf, kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. Er nahm meine Hände in seine, hob sie auf Brusthöhe zwischen uns und sah für eine Weile auf sein Meisterwerk. Schließlich hob er den Kopf und ein Mundwinkel zuckte etwas in die Höhe: „Vielleicht will ich ihn ja gar nicht mehr erwischen."
Geschockt öffnete ich denn Mund, ehe ich wirklich verstand, was er gerade gesagt hatte. „Also...Du willst...Ist das...", schließlich brach ich mein hilflose Gestotter ab und lies mich von meinen Gefühlen leiten. Glücklich fiel ich ihm in die Arme, dass er nach einigem Stolpern rückwärts wieder aufs Bett fiel. „Hey, nicht so stürmisch.", lachte er, als ich mich auf ihm liegend wieder fand. „Madre mia, tut mir leid.", sagte ich sofort peinlich berührt und wollte mich von ihm runter rollen, doch zwei starke Hände an meinen Oberarmen hielten mich auf. „Das hieß nicht, dass mir das nicht gefällt.", grinste er frech, weshalb sich meine Wangen schlagartig rötlich färbten. Schlussendlich entspannte ich mich jedoch etwas und legte mich wieder hin. „Du weißt, dass du zurück musst." Er warf mir einen fragenden Blick zu, weshalb ich sofort erklärte: „Du musst nach Liverpool. Du hast einen Vertrag mit denen und deine Mannschaft braucht dich sicher. Du hast Verpflichtungen." –„Bist du mein schlechtes Gewissen?", begann er zu lachen und fuhr sich durch die Haare, „Mach dir kein Kopf. Mit meinem Fuß bin ich eh noch nicht voll einsatzfähig und bis die Saison beginnt dauert es noch 2-3 Wochen." Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, während ich über seine Argumente nachdachte, was ihn erneut zum Lachen brachte. „Das ist nicht gut, wenn du das so schleifen lässt. Ich werde dafür sorgen, dass du pünktlich zum ersten Spieltag in Liverpool bist und wenn das heißt, dass ich dein schlechtes Gewissen sein muss, dann ist das eben so. Das ist immer noch besser, als zu wissen, dass man Schuld daran ist, dass du deine Karriere versaust." –„Wieso immer die Karriere?", fragte er seufzend, weshalb ich zärtlich mit meinem Finger auf seiner Brust entlang fuhr. „Fernando, du bedeutest zu vielen Menschen etwas und es wäre es nicht wert, wegen mir das aufzugeben. Du machst so viele Menschen glücklich und wenn es nur die Liverpoolfans sind, denen du ein Tor schenkst. Denk immer daran.", lächelte ich und stand auf. Ich drehte ihm den Rücken zu und ersetzte mein Schlafshirt durch meine etwas zerknitterte Bluse. „Was machst du?", fragte Fernando neugierig. „Jetzt wo du noch mindestens einen Tag hier bist, sollten wir das ausnutzen." –„Ich muss vorher noch ein paar Telefonate machen. Wenn du willst kannst du runter frühstücken gehen. Ich komm nach.", mit diesen Worten verschwand er mit dem Handy und ich machte mich kurz zurecht, ehe ich nach unten lief.
Freundlich begrüßte ich Fernandos Mutter, die in der Küche stand und mir sofort einen Kaffe anbot, denn ich dankend annahm. „Hast du gut geschlafen, Kate." Es war irgendwie ungewohnt von Fernandos Eltern geduzt zu werden, gleichzeitig gabe es mir aber auch ein Gefühl von Zugehörigkeit und Akzeptanz. „Ja, aber sie brauchen sich nicht eine solche Mühe zu machen. Ein einfaches Brot hätte es auch getan." –„Du bist doch unser Gast.", meinte Flori und stellte einen Teller mit Rührei auf den Tisch. Fernando betrat telefonierend den Raum, lächelte seiner Mutter zu, welche wieder in die Küche verschwand, und hielt für einen Moment sein Handy zu. „Guten Appetit.", grinste er, worauf ich mit „Gracias" antwortete. „Ah, hola Sergio. Ich bin's Fernando...Ja, aber ich hab den Flug verpasst...Ja, ich weiß...Werde ich tun, aber jetzt zum eigentlichen Grund, weshalb ich anrufe. Kann ich für ein paar Tage bei dir wohnen?...Ja, ich bin eigentlich sowieso noch vom Training freigesprochen...Gut, dann bis später. Adios." Ich hatte Fernandos Stimme gelauscht, während ich mein Ei aß und sah ihn nun ruhig an. „Du ziehst zu Sergio?" –„Ja. Er hat einen Fitnessraum wo ich wenigstens etwas trainieren kann und ich muss noch was mit ihm besprechen." –„Wir wissen wohl beide, dass es um mich geht." Fernando lächelte und stupste mir auf die Nase. „Nicht nur." Nein, wie ehrleichternd, dachte ich ironisch, schenkte ihm jedoch trotzdem ein Lächeln.
Wir standen in einem Drogeriemarkt da ich noch ein paar Kleinigkeiten brauchte. Fernando war irgendwo in der Männerabteilung und da ich meine Sachen zusammen hatte, machte ich mich auf den Weg zu ihm. „Na hast du alles?", fragte er, während er zwei Shampoos miteinander verglich. „Welches findest du riecht besser?" Ich zog die Augenbrauen in die Höhen und sah ihn irritiert an, doch er hob mir bereits die Flaschen unter die Nase. „Das Linke.", antwortete ich nach kurzen schnuppern und musste feststellen, dass er guten Geschmack bewiesen, denn beide rochen auf ihre Art super. Da fiel mir ein, ich hatte doch noch was vergessen. Ehe ich den Gang verlies, wurde meine Aufmerksamkeit auf einen Mann gelenkt, der durch die Regale streifte. Er hatte seine typischen schwarzen Klamotten an und sah ungepflegt aus, wie eh und je. Panik ergriff mich, als ich endlich verstand, warum der Mann so interessant für mich war. Was soll ich nur tun? Ich muss Fernando da raus halten. Blitzartig drehte ich mich um und rannte auf Fernando zu: „Fernando, wir müssen hier weg!" Verwirrt schaute er mich an und fand das auch irgendwie lustig, denn er grinste: „Was ist den jetzt passiert?" Ich umklammerte mit beiden Händen seinen Arm und sah ihn flehend an: „Bitte, Fernando. Stell keine Fragen, komm einfach mit." Ich lies den Korb fallen, schnappte Fernandos Hand und begann erneut zu rennen. Hinter uns schlugen zwei Shampooflaschen auf dem Boden auf und von Nando war ein pro-testierendes „Hey!" zu hören. Ich zog ihn panisch quer durch den Supermarkt und war erleichtert, als wir unerkannt vor dem Supermarkt standen. Panisch sah ich mich noch mal um. Keiner folgte uns. „Kannst du mir jetzt bitte mal sagen, was das sollte?", zog der Spanier meine Aufmerksamkeit auf sich und verschränkte die Arme. „Nicht jetzt. Lass uns ganz schnell von hier verschwinden.", sagte ich noch immer mit zittriger Stimme und begann die Straße entlang zu laufen, zu seinem Auto. Schnelle Schritte folgten mir, ehe sie sich mir in den Weg stellten. „Kate, jetzt bleib mal stehen. Waren wir uns nicht einig, ehrlich zu einander zu sein und uns nichts zu verschweigen?" Ich seufzte auf. Er hatte ja Recht und wie Recht sogar, aber das konnte ich ihm nicht erzählen. Das wussten ja noch nicht mal Celina oder Sophia und die kannte ich schon wesentlich länger. „Das ist was anderes, Fernando. Das ist nichts, was ich dir mal eben zwischen Tür und Angel erzählen kann.", gab ich geschlagen von mir und lies den Kopf hängen. Er legte seinen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf an. „Dann lass uns zu Sergio gehen und du erzählst es mir dann." Traurig nahm ich seine Hand und blickte ihm tief in die Augen. „Nicht heute, Fernando. Ein anderes Mal...vielleicht.", fügte ich leise hinzu, lief weiter zum Auto und war froh darüber, dass er meine Hand nicht los lies.
Fernando lud gerade seinen Koffer aus dem Auto aus, während ich das riesige weiße Haus vor mir betrachtete. Es hatte große Fenster und einen schönen Garten, welcher im Vergleich zum Haus, ziemlich klein war, aber immer noch groß genug. „Ich glaube immer noch nicht, dass es eine gute Idee ist, mit mir da aufzutauchen.", meinte ich, während ich den Kopf schräg legte und das Haus weiter betrachtete. „Wie oft sind wir das jetzt schon durch gegangen?", hörte ich ihn lachend fragen. Seid er mir im Auto gesagt hat, dass er jetzt mit mir zu Sergio fahren wolle, hatte ich ihm Tausende von Szenarios beschrieben, die passieren könnte. Bei manchen hatte ich zwar zu viel Fantasie eingesetzt, weshalb er häufiger lachen musste, aber andere schienen mir schon ziemlich real. „Sergio ist mein Freund und deshalb sollte er wissen, dass wir uns wieder vertragen haben und wenn er ein richtiger Freund ist akzeptiert er es." –„Er macht sich eben Sorgen und wer weiß, vielleicht sind die ja berechtigt." Wer weiß das schon? Wenn er wüsste, das er gerade knapp einer Konfrontation mit zwei Fäusten entgangen ist. „Jetzt hör auf so einen Mist zu erzählen.", hörte ich ihn sagen, während der Kofferraum zugeschlagen wurde und kurze Zeit später lief er mit dem Koffer an mir vorbei.
Nervös wartete ich darauf, dass uns geöffnet wurde und hielt die Luft an, als es endlich so weit war. „Hey.", begrüßte er den Stürmer lachend und boxte ihm auf den Arm. Dann fiel sein Blick auf mich und ich machte mich schon auf ein Donnerwetter gefasst.
Ich dachte die Zeit sei stehen geblieben, er hielt den Blick starr auf mich gerichtete. Nach einiger Zeit musterte er mich und sagte schließlich ein mürrisches „Hola.". Wow, erste Hürde geschafft.
Das ich störte war mir schnell klar geworden und deshalb war ich um so mehr erleichtert, als mein Chef mich anrief und in den Laden bestellte. Fernando meinte noch, bevor ich ging, dass er mich gegen später anrufen würde. Jetzt stand ich jedoch erst mal vor dem kleinen Blumenladen am Rande Madrids. Señor Rodriguèz, mein Chef, war ein älterer Mann der eigentlich schon in Rente wäre, doch nach dem frühen Tod seiner Frau hatte er ihren Blumenladen übernommen und bis heute geführt. Er war wirklich nett und machte auch ab und zu seine Späßchen mit mir. Wir verstanden uns gut. „Hola, Kate, schön das du so schnell kommen konntest.", begrüßte er mich und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen, was seine Augen jedoch nicht erreichte und ich wusste sofort das etwas nicht stimmte: „Hola, ist etwas passiert?" Er seufzte und bot mir im Büro einen Sitzplatz an. „Es nützt nichts es schön zu reden, liebe Kate. Der Laden hat schon weit aus bessere Zeiten erlebt und ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich kann denn Laden nicht mehr erhalten und mir tut es leid, Ihnen das sagen zu müssen. Aber nach dem heutigen Gespräch werden sich unsere beruflichen Wege leider trennen.", kam es ihm schweren Herzens über die Lippen und es traf mich wie einen Schlag in die Magengrube. Es war nicht viel, was man hier verdient hatte. Man konnte nicht davon reich werden, aber es hatte zum Leben gereicht und eine Menge Spaß gemacht. Doch jetzt hatte ich nichts mehr. „Sie müssen den Laden schließen?" –„So leid es mir tut."
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Te quiero - Träumen erlaub
Hayran KurguDie Liebe zwingt dich dazu Dinge zu tun, welche du vorher nicht für möglich gehalten hast. Kate versucht nicht aufzufallen, zum Schutze ihrer Familie, doch dann tritt jemand in ihr Leben, der genau das tut und plötzlich steht Sie vor der Entscheidun...