Er war gegangen, ohne ein weiteres Wort zu sagen und ich hatte geschwiegen.
Das was ich sagen wollte, hatte ich gesagt und mehr konnte ich nicht hinzufügen.
Es vergingen zwei Tage in völliger Unruhe und an keinem einzigen Tag war ich jemandem begegnet.
Die Langeweile zog meine Laune erheblich runter, weshalb ich beschloss auf Erkundungstour zu gehen.
Mich trieb es nach draußen in den Garten, da die letzte Hitzewelle über das Land fegte.
Ein letztes mal wollte ich die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut genießen, bevor der Herbst den Winter ankündigte.
Der Garten war anders als die, die ich normalerweise kannte.
Es sah so wild aus, als hätte allein die Natur ihn geformt, ohne andere Einflüsse.
Wieder einmal fragte ich mich, ob hier sonst jemand lebte außer Darcen.
Gedankenverloren schlenderte ich an dem Teich vorbei, in dem kein einziges Tier war.
Irgendwann war ich auf der anderen Seite des Anwesens und besah einen prächtigen Baum, der über die Mauer ragte.
Er war viel zu weit entfernt, als dass man auf die Mauer springen konnte, aber dennoch zog es mich dahin.
Ich hatte nicht gelogen damit, dass ich das Klettern liebte und dieser Baum zog mich zu sich und erinnerte mich an den, der einst in unserem Garten herausragte.
Stück um Stück stieg ich hinauf und genoss das Adrenalin, dass durch meinen Körper schoss.
Fast an der Spitze angekommen machte ich halt und genoss die leichte Brise auf meiner Haut, während mein Blick auf den endlosen Wald hinter der Mauer fiel.
Es hatte keinen Sinn zu fliehen.
Ich würde nicht weit kommen. Nicht, wenn es sein Heim war.
Darcen konnte sich vermutlich Blind hier bewegen und ich würde es nicht mal mit Markierung hier hinausschaffen.
>>Seid ihr Lebenmüde?<< hörte ich Vryn fluchen.
Nur um mehr Abstand zu gewinnen, stieg ich weiter hoch.
>>Liara um gottes Willen. Kommt herunter!<<
Grinsend sah ich hinunter, ehe ich ihm antwortete.
>>Auf keinen Fall. Ich bin gerade erst hinaufgestiegen. Geht nur, ich komme zurecht.<<
Fluchend lief er einige Schritte nach hinten, um mich besser in Sicht zu haben.
>>Verdammt ihr werdet noch herunterfallen. Darcen bringt mich um, wenn euch was passiert! Kommt runter!<<
>>Nein!<<
>>Ihr benimmt euch wie ein Kind!<<
>>Und ihr euch wie eine Mutter!<<
Entgeistert sah er hinauf, als ich noch ein Stück hinaufkletterte.
>>Dann komm ich hoch!<<
Funkelnd zeigte ich mit dem Finger auf ihn.
>>Wagt es nicht!<<
>>Und ob ich es wage<< provozierte er mich.
>>Vryn, lass sie nur. Vielleicht hilft ein weiterer Sturz auf den Kopf, um sie zur Besinnung zu bringen.<< rief Darcen aus einem der Fenster im oberen Stockwerk.
Diesesmal grinste Vryn mich an.
>>Recht hast du<< kommentierte er und machte kehrt.
>>Lacht nur. Bei euch würden nicht einmal 10 Stürze helfen, damit ihr zur Besinnung kommt!<<
Ihr lachen hallte durch den Garten.
Sie genossen meine Aussichtslosigkeit.
Die Lust zum Klettern war mir vergangen, weshalb ich nun Stück für Stück von dem Baum kletterte, während sie mir immer wieder zuriefen, dass ich es auf einen Versuch ankommen lassen könnte zu fallen, um mein Hirn zurechtzurücken.
Ich weiß nicht warum, aber es verletzte mich zutiefst, weil sie mir meine Leidenschaft vermasselten.
Es war meine Schuld, ich dachte es würde helfen Darcen etwas über mich preiszugeben, aber er verwendete es gegen mich.
In meine Gedanken vertieft merkte ich nicht mehr, dass ich einen losen Zweig erwischte.
Das >>Verdammt<< von Darcen und das >>Liara!<< von Vryn hallten durch die Stille, als das Knacken des abgebrochenen Zweiges im Garten hallte.
Mit einem Schrei stürzte ich die letzten Meter hinunter und zerkratzte meine Hände bei dem Versuch nach irgendetwas zu greifen.
Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, als ich mit meinem Rücken auf dem Boden landete.
Ich versuchte verzweifelt Luft zu holen und nahm nur im Hintergrund die Hände an mir war.
Dankbar sog ich die Luft ein, als sich das beklemmende Gefühl in meiner Lunge löste.
Statt dem Sauerstoffmangel spürte ich nun die Schmerzen an meinem gesamten Körper, die mir Tränen in die Augen schossen.
Ohne Vorwarnung drückte Darcen sein Handgelenk an mein Mund und zwang mich zu trinken.
>>Ich habe dir gesagt du würdest hinunterfallen<< wiederholte sich Vryn immer wieder.
Darcen hingegen blieb still und wartete ab.
Dankbar seufzte ich auf, als meine Wunden sich verschlossen und meine Schmerzen an meinem Hintern und Rücken nachließen.
>>Hättet ihr euch nicht so lustig gemacht und mich abgelenkt, wäre das nicht passiert.<< erwiderte ich.
>>Würdest du dich nicht wie ein verzogenes Kind aufführen, dann würde so etwas nicht passieren.<< fluchte Darcen und zwang mich auf die Beine.
>>Sowas nennt man Spaß haben, falls dir das überhaupt bekannt ist du Langweiler.<<
>>Vorsicht Lia<< warnte mich Darcen, während Vryn im Hintergrund sich immer weiter von uns entfernte.
>>Was, habe ich einen Nerv getroffen? Lieber bin ich wie ein Kind, als ein mies gelaunter Langweiler!<<
Darcen griff nach mir, doch diesesmal erschwerte ich es ihm indem ich herumzappelte.
>>Hör auf wie ein Fisch zu zappeln!<< knurrte er, woraufhin ich nurnoch stärker zappelte, bis wir beide ausrutschten und auf den Boden fielen.
Erbarmungslos wälzten wir uns auf der Wiese, bis er die Oberhand gewann.
Doch ich hörte nicht auf und trat um mich und versuchte ihn zu beißen.
Bevor ich jedoch reagieren konnte, rammte er seine Zähne in meinen Hals und sorgte dafür, dass ich mich nicht mehr bewegte.
Anders als beim letzten mal, spürte ich dieses mal keinen Schmerz.
Ganz im Gegenteil.
Es war eines der berauschendsten Gefühle, die ich je erlebt habe.

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Tanz mit einem Vampir
Vampire>>Brich mir niemals das Herz>Niemals<< Man möchte meinen, dass die Unsterblichkeit als Vampir seine Vorzüge hat. Man möchte meinen, dass dir mächtige Gaben und eine herzzerreißende Liebe alle Türen öffnet. Doch wer flüstert dir die Wahrheit zu? Wer...