Teil 37

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Mein Atem ging viel zu flach und die kühle Nachtluft sorgte für eine Gänsehaut auf meiner Haut, die niemals möglich sein könnte.
Und doch stand ich hier und versuchte mich zusammenzureißen, bevor Reven das Tor öffnete.
Vorsichtig strich ich über das weite nachtschwarze Kleid, welches tiefrote Stickereien aus Rosen auf der Korsage hatte, die sich um meine Taille hinunter schlängelten.
Das Kleid war unglaublich schön und wie aus einer anderen Welt.
Ein letztes mal fasste ich an mein welliges Haar, welches offen über meinen Rücken floss und etwas wildes in mein Abbild schaffte.
Schließlich nickte ich Reven zu, der passend zu mir einen schwarzen Anzug trug, den ich ihm am liebsten vom Leib gerissen hätte.
Doch dieses Bedürfnis erstickte gleich wieder im Keim, als er das Tor aufschlug und ich mich bei ihm einhakte.
Unentwegt klopfte mein Herz in einem rasenden Tempo gegen meine Brust und mit jedem Schritt den ich setzte, sah ich Darcens Gesicht vor mir.
Die der Gäste und die Sorge, dass unser Plan nicht aufgehen würde.
Ich hatte Angst, dass ich mich nicht daran halten konnte, wenn ich erstmal drin war und meine Unsicherheit schien Reven nun bemerkt zu haben, denn er blieb abrupt stehen, bevor wir die letzte Tür passieren konnten.
>>Lia. Egal was geschieht, ich bin bei dir. Die ganze Zeit werde ich an deiner Seite sein und verdammt soll ich sein, wenn ich uns da nicht raus hole, falls etwas schief läuft.
Du schaffst das.
Wir schaffen das.<< flüsterte er und presste seine Stirn gegen meine.
Ich nickte, ehe ich mir einen letzten Kuss von ihm stahl.
Ehe er die Tür schließlich aufstieß und alle Augen auf uns ruhten.
Und unter diesen Augen, starrten mich zwei Bernsteine schreckgeweitet an.

>>Ich sollte  euch wohl willkommen heißen in meinem Heim<< erklang Revens kühle Stimme durch den Saal.
Obwohl ich gerne all diese Kunstwerke in dem Saal bewundert und jeden Winkel dieser Schönheit in mich gesaugt hätte, tat ich es nicht.
Denn noch immer sah ich in Darcens Augen und konnte mich nicht lösen.
Ich wartete auf eine Reaktion seinerseits, doch er stand da wie angewurzelt.
Reven führte mich schließlich durch den Saal, bis wir an den drei Thronen ankamen und Darcen gegenüber standen, der neben dem Thron in der Mitte stand.
Ein Muskel zuckte in seinem Kiefer, bevor er sich zur Seite stellte und höflich den Kopf neigte.
Noch immer spürte ich seine Blicke auf mir, als ich mit Reven die Stufe zu seinem Thron erklomm und mich schließlich zu seiner rechten niederließ, während er sich auf das in der Mitte setzte.
Geflüster wurde laut im Saal, sodass ich instinktiv nach dem Ring griff, auf dessen Spitze ein Onyx herausragte.
Darcens Blick fiel auf diesen, woraufhin sich endlose Trauer in seinem Blick widerspiegelte.
>>Wir wollen nicht unhöflich sein, aber wo sind die anderen Obersten und warum sitzt eine Frau auf eines der Throne.<< traute sich ein Vampir hervor, der nach seinem Aussehen her Lord sein musste. Welcher wusste ich nicht, da diese Titel heutzutage verteilt wurden wie Süßigkeiten.
Ich überließ wie besprochen Reven die Führung und versuchte starr geradeaus zu sehen, um den Blicken von Darcen auszuweichen.
>>Sie sind tot<< verkündete Reven und griff im nächsten Moment nach meiner Hand.
Strich sanft über den Ring, woraufhin ich automatisch zu Darcen sah.
Sein Kiefer mahlte und seine Hände waren zu Fäusten geballt.
Doch als er mir wieder in die Augen sah, war da nichts als Trauer und Schuld.
Instinktiv streckte ich meine Magie aus, um herauszufinden, was in ihm vorging und schrak zurück, als ich die Gewalt sah, die er sich selbst antat.
Seine Emotionen waren so unglaublich düster, dass ich mich nicht traute weiter in ihn zu horchen.
Stattdessen versuchte ich mich auf die anderen Gäste zu konzentrieren, die erschrocken begannen zu tuscheln.
>>Liara ist meine Frau und da die Entscheidungsgewalt alleine mir obliegt, sitzt sie nun mit mir auf dem Thron. Bis sich geeignete Kandidaten vorfinden und mir beweisen können, dass sie würdig sind, einer der drei Obersten zu werden.<<
Die Heirat war eine Notwendigkeit, um hier neben Reven sitzen zu können. Eine Notwendigkeit, damit Darcen keinen Anspruch auf mich haben konnte. Es war schnell gegangen und obwohl es eine Notwendigkeit war, fühlte ich mich angekommen wie noch nie.
Und genau das gleiche Gefühl hatte ich bei Reven wahrnehmen können, als wir uns unter dem Schein des Mondlichtes verbunden hatten und jede Wahrheit unserer Seelen ausgetauscht hatten, bis das Band zwischen uns endgültig geschmiedet war.

Ich griff in jedes der Einzelnen Vampire hinein und ließ sie positiv über Revens Entscheidung denken.
Vorsichtig fädelte ich Vertrauen und sorgte dafür, dass ihr Missmut so weit herunterschrumpfte, dass es kaum der Redewert war.
Dann fiel mein Blick abermals zu Darcen, der genau im richtigen Moment die Kontrolle über sich verlor und grob nach mir griff.
Obwohl alles nach Plan lief, ergriff mich dennoch eine gewisse Panik, als er mich herumwirbelte und an seine Brust presste.
Bilder von unserer ersten Begegnung schossen mir durch den Kopf und ließen mich zu lange wanken.
Und diese Sekunden sollten schließlich unseren gesamten Plan über Bord werfen.
Ich hatte es verpasst und verfiel nun doch in Panik, als Darcens Lippen meinen Hals streiften.

Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt