Manchmal trifft man Entscheidungen in seinem Leben, die vorerst als richtig empfunden werden.
Man denkt, dass es funktionieren würde und geht den Weg, ohne die Risiken wahrzunehmen, bis es dort endet, wo es schon immer vorbestimmt war.
Seit dem ich mit Reven das Bett geteilt hatte, sind wenige Wochen vergangen, in denen unser Dasein nur aus Sex, Training und dahinvegetieren bestand, bis er eine sinnvolle Vison sehen konnte.
Doch jetzt wo ich ihn ansehe, scheint etwas tiefergehendes mein Herz zu zerquetschen.
Denn mir kommen nur noch die Male in den Kopf, in denen ich sein Bett verlassen habe und still und einsam in meinem lag.
Zuerst war ich dankbar gewesen, dass mein Bruder über unser stummes Einkommen nicht sprach, doch ich erwischte mich nun dabei mir zu wünschen, er hätte es getan.
>>Lia<< setzte mein Bruder an, doch ich schüttelte nur den Kopf.
>>Bleib bitte für heute aus meinen Gedanken.<<
Mit zusammengepressten Lippen schaute er weg und ich wusste, dass es ihn Überwindung kosten musste, doch es war mir gerade egal.
Denn gerade musste ich nur daran denken, warum diese Gefühle in mir hoch kamen.
Reven hatte mich den ganzen Tag nicht angesehen, angesprochen oder gar das Gefühl gegeben ich wäre hier im Raum.
Und das stach mir in mein Herz und ich verstand einfach nicht warum mir das so nahe ging.
Ich wusste nur, dass es so war.>>Ich reise Morgen ab und bin erst in einigen Tagen wieder da.<< durchbrach Reven die Stille.
Perplex sah ich erst ihn, dann meinen Bruder an.
>>Warum?<< fragte Enzo statt mir und obwohl ich gerne Teilnahmslos gewirkt hätte, ging es nicht.
Ich fühlte mich so schlecht, wie schon lange nicht mehr und hatte das Gefühl, dass mein Atem mir versagen würde.
>>Eine wichtige Angelegenheit mit einem Magier und eine perfekte Gelegenheit dieser Langeweile zu entfliehen.<<
Das wars.
Das stach tiefer in mein Herz, als ich gewollt hätte.
Langeweile also?
Ich fühlte mich benutzt und wertlos und obwohl ich wusste, dass wir uns dafür geeinigt hatten es wäre nur Sex, tat es trotzdem weh.>>Gut, dann trainiere ich heute alleine, dann kannst du deine Reise planen. Ich gehe dann mal meine Übungen machen.<< stieß ich aus und erhob mich.
Mit schwerem Atem ging ich hinaus und lief so tief in den Wald wie ich konnte, während heiße Tränen meine Wangen benetzten und ich kaum noch Atem bekam.
Ein Schluchzer verließ meine Lippen, denn der anfänglichen Halt nach Darcens Betrug, mein kleiner Rettungsseil war weg.
Es war, als hätte mich Reven mit einem mal in die Realität katapultiert und weil dieser Schmerz so tief saß, ignorierte ich alle emotionalen Schilde in mir.
Ich ließ die Zerrissenheit, den Zorn, die Trauer und die Scham hinausfließen in jeden Winkel und schmeckte dabei die Bitterkeit meiner Gabe, als sie die Bäume erreichte und ihnen meinen Zorn, meine Trauer und meinen Scham überreichte.
Sie verfaulten, gingen ein und fielen langsam in sich zusammen. So unnatürlich und grotesk, dass mein Innerstes vom neuen Begann.>>Du bist so schlecht darin deine Gefühle zu verbergen, obwohl genau das deine Gabe ist.<< spottete Reven und weil meine Wut so weitreichend war, erwischte ich ihn mit einer Flut an Emotionen, die ihn auf die Knie zwang.
>>Halt den Mund und verschwinde<< keifte ich ihn an und hätte gerne gewollt, dass meine Stimme bedrohlicher klang.
Doch es war so brüchig, dass er womöglich mit der Annahme tatsächlich recht hatte. Ich hatte keine Kontrolle über meine eigenen Gefühle.
>>Tu das nie wieder<< knurrte er und kam schnellen Schrittes auf mich zu, woraufhin ich einige Schritte zurück wich.
>>Dann verschwinde<< erwiderte ich bloß und lief immer weiter nach hinten, bis er schließlich meinen Arm packte und zwang zu ihm hoch zu sehen.>>Was ist nur in dich gefahren Lia, du benimmst dich schon wieder total daneben. Ich dachte es wäre alles gut? Oder vermisst du ihn doch immer noch?<< fragte er mich vorwurfsvoll und schüttelte mich dabei.
Ich riss mich von ihm los und schubste ihn zurück.
>>Was mit mir ist?<< meine Atmung wurde zu schwer und irgendwie ging es gar nicht mehr. Ich versuchte mich zu beruhigen, doch es klappte nicht.
>>Du-<< versuchte ich anzusetzen und als er mir näher kommen wollte streckte ich die Hand aus um ihn zu stoppen.
Es war meine Schuld. Reven konnte nichts dafür, dass ich mich so fühlte.
>>Lia du machst mich irre. Sprich mit mir. Sag endlich was mit dir ist verdammt!<<
>>Ich weiß es nicht<< schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
>>Ich...ich weiß es nicht.<<
Schluchzend sank ich auf die Knie und spürte, wie auch er sich vor mich kniete und meine Hände von meinem Gesicht zog.
>>Ich vermisse ihn nicht. Nicht seit dem wir. Es...bin ich tatsächlich nichts Wert?<<
>>Der Mann den ich liebte, war nicht echt und ... du. Das zwischen uns ist nichts aufregendes. Ich bin dir nur ein Zeitvertreib und ich dachte ich würde es wollen, aber es tut so weh. Es tut so unglaublich weh nachts dein Bett zu verlassen und Tagsüber deine Kälte zu spüren. Es tut so weh, dass ich das alles auf mich nehme, nur um einige Stunden in der Nacht dem zu entfliehen.<<
Diese Erkenntnis traf mich, während ich sprach und versiegte all meine Tränen auf einen Schlag.Eine ungemeine Leere füllte mich, die ich willkommen hieß.
Doch im nächsten Moment packte mich die Verwirrung, als Revens Hände mein Gesicht umschlangen und er mich mit Unglauben ansah.
>>Ich dachte ich wäre dein Zeitvertreib. Ich dachte du würdest mich benutzen, weil du ihn vergessen willst und ich wollte nicht, dass du siehst, was tatsächlich in mir vorgeht Lia.<< hauchte er.
>>Was geht in dir vor?<<
Er schloss seine Augen und atmete einige male tief ein und aus.
>>Reven? Was geht in dir vor, dass ich nicht wissen sollte?<<
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Tanz mit einem Vampir
Vampiro>>Brich mir niemals das Herz>Niemals<< Man möchte meinen, dass die Unsterblichkeit als Vampir seine Vorzüge hat. Man möchte meinen, dass dir mächtige Gaben und eine herzzerreißende Liebe alle Türen öffnet. Doch wer flüstert dir die Wahrheit zu? Wer...