Ich war wütend, so unsagbar wütend und verletzt, dass ich an ihm vorbei stürmte in mein Zimmer.
Dort zog ich mich an, packte einige Sachen ein und lief hinaus.
>>Was hast du vor?<< brach Darcen die Stille.
Ich schrak kurz zusammen, weil ich dachte er wäre schon lange weg.
>>Einige Sachen einpacken. Ich gehe und finde selbst heraus, was da los ist.<<
Denn ich hielt es keine Sekunde länger hier aus, da ich mich zum einen wie ein Feigling fühlte und zum anderen immer sicherer mit der Annahme wurde, dass etwas nicht stimmen konnte.
So wie Darcen es erzählte und hinnahm, das war viel zu einfach.
Doch Dinge waren nie wirklich einfach.
>>Lia, du musst selbst wissen wie absurd das ist. Der Weg kann gefährlich werden und außerdem könnte es sein, dass du dort festgehalten wirst.
Solang ich nicht da bin und du in ein anderes Gebiet verschleppt wirst, kann ich nichts mehr tun.
Ich kann dir nur hier in meinem Gebiet Schutz gewähren.<<
Er hatte recht, weshalb ich kurz inne hielt und den Apfel in meiner Hand betrachtete.
Zielsicher packte ich diesen schließlich ein und drehte mich zu Darcen.
>>Mag sein, doch ich bin niemand, der einfach etwas hinnimmt.
Du wurdest gefürchtet von allen und dennoch habe ich auf mein Inneres gehört. Ich habe vertraut und sieh an, du bist nicht Böse, nicht das Monster als das dich alle Welt sehen mag.
Vorurteile herrschen überall und es ist leicht ihnen zu glauben, solang man die Hintergründe nicht kennt.
Ich aber kenne meinen Vater und weiß mit Sicherheit, dass er mich niemals an einen Sadisten verschachern würde, wie du es sagst.
Glaub mir oder nicht, aber ich werde hier nicht untätig sitzen bis etwas Schlimmes passiert und mich dann in Selbstmitleid suhlen, weil ich aus Angst nichts getan habe.<< warf ich ihm mit lauter Stimme entgegen.
Stille herrschte kurz und als er seinen Kopf senkte, nahm ich mir noch einen Apfel und ging auf ihn zu.
Ich wollte gerade vorbei laufen, als er mich am Arm festhielt.
>>Warte in der Eingangshalle auf mich. Ich komme mit.<<
>>Aber...<< gab ich verdattert von mir, doch er ließ mich nicht ausreden, sondern stürmte aus der Küche.~
>>Du kannst nicht reiten?<< fragte mich Darcen empört.
Ich sah auf die zwei Pferde vor uns und schüttelte heftig mit dem Kopf.
>>Als ich mich das erste mal auf ein Pferd gesetzt habe, warf es mich von sich, sodass ich mir den Arm brach. Seither konnte mich niemand mehr dazu überreden, auf eines zu steigen.<< erzählte ich mein Traumatisches Erlebnis, doch er fiel darauf in schallendes Gelächter.
Ich musste ebenfalls Lachen und verwundert feststellen, dass er in meiner Anwesenheit noch nie so herzlich gelacht hatte.
>>Du fällst von Bäumen und kletterst dennoch hinauf, aber sobald dich ein Pferd umwirft verweigerst du den Reitunterricht?<<
So klang es tatsächlich etwas dämlich, weshalb ich versuchte mich zu erklären.
>>Wenn ich von einem Baum falle ist es mein Verdienst. Pferde sind unberechenbar.<< schmollte ich, woraufhin er nur mit dem Kopf schüttelte.
>>Pferde sind unberechenbar, wenn du keinen Schimmer hast, wie du sie behandelst Lia.
Es liegt an dir, ob er dich hinunterwirft oder nicht.<<
Dabei streichelte er sanft durch die Mähne des schwarzen Pferdes. Es war wunderschön und passte zu Darcen.
>>Wir reiten auf einem und sobald wir zurück sind, bringe ich dir das Reiten bei.<<Ich saß vor Darcen auf dem Pferd und versteifte mich dabei, weil ich mich nicht an ihn schmiegen wollte.
In diesem Moment verfluchte ich mich doch dafür, den Reitunterricht versäumt zu haben.
>>Sitz weiter so steif und du wirst einen Tag nicht mehr laufen können.<<
Mit diesen Worten zog mich Darcen abrubt an seine Brust.
>>Komm schon Lia, ich werde dir schon nicht die Kleider vom Leib reißen.<<
Ich war froh, dass er mich nicht sehen konnte, denn mein gerötetes Gesicht hätte ich definitiv nicht verbergen können.
>>Nicht solange du mich nicht drum bittest.<< flüsterte er verspätet in mein Ohr.
Der Schock saß tief, sodass ich mich abrubt wieder nach vorne beugte.
>>Was ist plötzlich in dich gefahren?<< gab ich viel zu hoch von mir.
Ein kehliges Lachen verlies seine Lippen.
>>Berechtigte Frage.<<
Wieder zog er mich an sich und strich mir sanft über meinen Oberschenkel.
>>Das versuche ich schon seit du hier bist herauszufinden. Sag, hast du eine Idee?<<
>>I-ich weiß nicht<< flüsterte ich, als seine Hand hinauf zu meiner Taillie glitt.
>>Hmm. Schade.<<
Er ließ seine Hand wieder sinken und insgeheim sehnte ich mich danach, dass er mich wieder berührte.
Doch er tat es nicht.
Nach einer Weile traute ich mich wieder ein Gespräch zu beginnen.
>>Warum haben alle eigentlich solche Angst vor dir?<<
Er versteifte kurz hinter mir, ehe er die Decke auf meinem Schoß richtete und schließlich auf meine Frage antwortete.
>>Sie haben angst vor meiner Gabe und meinem Ursprung.
Ich weiß nicht, ob du von der reinen Unsterblichkeit gehört hast.<<
>>Doch, ich habe davon gehört.<< ließ ich ihn wissen und schwieg wieder, damit er weiter erzählen konnte.
>>Dann weißt du auch, dass jene mit der reinen Unsterblichkeit nicht sterben.
Ich habe sie.<<
>>Woher weißt du das?<< fragte ich ehrfürchtig.
>>Als man meine Familie getötet hat, war ich Anwesend.
Sie haben es versucht, ein Pfahl durchbohrte mein Herz.
Nach einigen Tagen bin ich orientierungslos erwacht, zwischen den Leichen meiner Familie.<<
Ich schnappte mir seine Hand und strich sanft darüber, um ihm etwas trost zu spenden.
Es tat mir Leid für sein Schicksal.
>>Ist schon gut, es ist einige Jahrzehnte her. Seither hat sich das Gerücht verbreitet und schließlich erfuhren auch alle von meiner Gabe.
Ich kann anderen ihre Gabe nehmen. Wohin sie verschwindet, weiß ich nicht.
Es ist mir einmal versehentlich passiert.
Ein Kaufmann auf der Straße hat einem Straßenkind mit Feuer gedroht. Ich wurde wütend, habe ihn gepackt und gespürt wie seine Magie durch mich drang.
Licht explodierte, ehe er auf die Knie fiel.
Er wollte mich angreifen, doch er konnte das Feuer nicht mehr beherrschen.<<
Ich drehte mich mit meinem Oberkörper zu ihm und sah ihn mit großen Augen an.
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem zaghaften Lächeln, bevor er mit seinen Schultern zuckte.
>>Hier und da habe ich bisschen Mist gebaut, sodass mein Ruf hinüber war. Aber zu meiner Verteidigung, mir war alles egal, weil mir in diesem Leben nichts wichtig war.<<
>>Warum jetzt nicht mehr?<< traute ich mich zu fragen.
Seine Augen ruhten viel zu lange auf meinen und da er schon wieder nur zaghaft mit seinen Schultern zuckte, ließ ich es dabei bleiben.
>>Du bist unglaublich Darcen. Du müsstest eigentlich zum obersten Rat mit solchen Fähigkeiten.<< staunte ich und bereute es direkt, als sein Gesicht wieder Ausdruckslos wurde.
>>Eher sterbe ich.<<
Ich bohrte nicht weiter nach, weil ich das Gefühl hatte es würde nichts bringen.
Er zog sich zurück und ich musste es akzeptieren. Schließlich hatte er sich mir gegenüber auf eine Weise geöffnet, die ich nicht erwartet hatte und genau das war für den Anfang genug.
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Tanz mit einem Vampir
Vampire>>Brich mir niemals das Herz>Niemals<< Man möchte meinen, dass die Unsterblichkeit als Vampir seine Vorzüge hat. Man möchte meinen, dass dir mächtige Gaben und eine herzzerreißende Liebe alle Türen öffnet. Doch wer flüstert dir die Wahrheit zu? Wer...