Teil 7

1.3K 59 0
                                    

Noch immer umklammerte er meinen Hals und noch immer standen wir nichts sagend, in unsere Augen blickend da, bis ich irgendwann entschied die Stille zu brechen.
>>Was tust du jetzt?<<
Mir war in diesem Moment bewusst, dass er mich nicht töten würde und der Grund dafür war erstmal irrelevant.
Mein Vater hatte ihn erzürnt und sein Versprechen kein zweites mal zu zögern, hatte Darcen nun gebrochen.
Denn so war es.
Er zögerte und hatte zugegeben, dass er nicht mehr fähig dazu war mein Leben zu beenden.
>>Was meinst du?<< fragte er mich, während er sachte mit seinem Daumen über meinen Hals fuhr.
>>Naja. Lässt du mich gehen, sperrst du mich ein? Was tust du jetzt, wenn du deine Drohung an meinen Vater nicht wahrmachen kannst?<<
Seine Hand wanderte hinauf an meine Wange, löste ein wohliges Prickeln an den Stellen aus, die er berührte und hielt an meinem Kinn schließlich inne, ehe er auf meine Frage antwortete.
>>Vielleicht lasse ich dich gehen und warte, bis du mir einen Grund dazu lieferst meine Drohung doch wahrzumachen.<<
Stirnrunzelnt verlagerte ich mein Gewicht und drückte mich einen Stück von der Wand weg, sodass er gezwungen war einen halben Schritt nach hinten zu machen.
>>Was, wenn ich nicht gehen möchte?<< hauchte ich und war selbst schockiert über meine Worte.
Doch so war es.
Sollte Darcen recht behalten, dann würde ich in den Fängen von Liam enden, was dafür sorgen würde, dass ich erfuhr warum ich Angst bei ihm empfand, oder Darcen würde mein Leben vorher beenden.
Ich würde gerne daran glauben, dass Darcen mich zu hundert prozent belügt, doch ich kannte meinen Vater, weshalb es sich schon nach ihm anhörte, seine Tochter aus irgendwelchen Zwecken zu verheiraten.
Es war nicht nur Trauer, dass er empfand.
Die Gefühle meines Vaters waren gewaltig und alle sehr düster, sodass ich mir nicht nur einmal wünschte, ich könnte sie nicht fühlen.
Ich Liebte ihn, aber mein Vater war kein Heiliger, auch wenn seine Liebe gegenüber mir gewaltig und ehrlich war.
Doch trotzdem lag die Frage, ob Darcen vielleicht doch irgendwas vertuschte, wie ein fader Beigeschmack auf meiner Zunge.
Nur die entscheidende Frage war, ob ich diesen vermeindlich sicheren Hafen verlassen und selbst heraufinden sollte, ob Darcen recht behielt.
Das Risiko schien mir zu groß.
>>Warum solltest du?<< schien Darcen nun verwundert.
>>Die Option hier in Frieden zu sitzen klingt verlockender, als deinen Cousin zu heiraten.<<
Enttäuschung spiegelte sich kurz in seinem Blick, bevor er links und recht seine Hände an die Wand positionierte und mich mal wieder einkesselte.
>>Machen wir ein kleines Spiel daraus Lia. Das Tor ist für dich zugänglich.
Du kannst jederzeit gehen, doch mit den Konsequenzen deiner Taten musst du dann leben.
Wie diese ausfallen, kann ich dir nicht sagen, aber es wird uns beiden entweder missfallen oder gefallen.
Du entscheidest.<< funkelte er mich herausfordernt an.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
>>Einverstanden.<<

Irgendwas hatte sich verändert.
Der Ort schien nun viel offener zu sein und selbst das gemeinsame Abendessen verunsicherte mich nicht mehr.
Als ich in den Speisesaal trat, saß nur Vryn am Esstisch, der schockiert zu mir sah, als ich ihm gegenüber Platz nahm.
>>Was ist?<< entwich mir verwundert, während seine Gefühle auf mich einprasselten.
Zwischen Freude und Verwirrung schien alles dabei zu sein.
>>Ich hätte gedacht er jagt dich fort, wenn er dein Leben nicht beendet. An zweiteres habe ich ehrlich gesagt nicht mehr geglaubt, aber du hier, am Tisch...sicher er hat dich nicht hinausgeworfen?<<
Amüsiert schüttelte ich den Kopf.
>>Nein, muss dich enttäuschen. Ich bin nun freiwillig hier.
Sieh es als Flucht vor meiner Pflicht den Mann zu heiraten, der nach meinem Vater würdig genug war seine Tochter zu Ehelichen.<<
Ich machte zur Überzeugung wie sehr mir der Gedanke missfiel, würggeräusche, woraufhin Vryn in schallendes Gelächter fiel.
>>Wie konnte Tesan dich nur all die Jahre bändigen?<<
>>Das Frage ich mich auch<< warf Darcen dazwischen und schländerte zu seinem Platz.
>>Hat er nie und das muss ihm jetzt auch klar sein<< zuckte ich mit den Schultern.
Kurz herrschte Stille, als ich mein Hühnchen zerkleinerte.
>>Was, wenn dein Vater dafür bezahlen muss, solltest du sein Versprechen an Liam ignorieren?<<
Daran hatte ich nicht gedacht, sodass sich die Sorge erst jetzt an die Oberfläche kämpfte.
>>Denkst du Liam tut ihm etwas?<<Darcen mied meinen Blick, sodass ich zu Vryn sah, der gequält den Blick abwendete.
>>Ich bin keine 12, also sprecht ganz offen<<
Es war schließlich Darcen, der mir antwortete.
>>Das musst du wissen Lia. Denkst du dein Vater hat die Fäden in der Hand, oder ist er die Marionette?<<
Ich zögerte, denn auch wenn ich wollen würde, dass mein Vater der Puppenspieler ist...das Gefühl, welches ich in Liams Nähe empfunden hatte, war nicht normal gewesen.
>>Dann wäre es falsch ihn in sein Verderben laufen zu lassen. Ich fasse es nicht...mein Vater wird die Konsequenzen meiner Handlung tragen.<< entfuhr es mir und da mir mein Appetit vergangen war, schob ich den Teller von mir.
Darcen griff plötzlich nach meiner Hand und zwang mich ihn anzusehen und während in dem einen Moment ein ganzer Sturm an Gefühlen in mir herrschte, spürte ich jetzt Ruhe.
>>Ist es denn nicht genauso falsch dich wie Vieh zu verschachern? Hat er dich gefragt Lia? Hat er dir für einen Moment das Recht über dein eigenes Schicksal zu entscheiden, eingeräumt?<<
Darcens Worte drangen in meinen Kopf, doch eine Frage lag mir auf der Zunge, die ich nicht verhindern konnte.
Denn das war es doch, was viele Familien plädierten.
>>Ist es nicht das, was man für die Familie tut und tun muss? Zu tun, was dem Familienwohl nicht schadet? Es heißt doch, dass die Eltern ein mitspracherecht über das Leben ihrer Kinder haben, oder nicht? Ich meine klar ich war nicht immer gehorsam, doch bei wichtigen Entscheidungen...ich habe getan und gemacht was er wollte, denn alles andere hat ihm nicht geschadet. Aber das...was wenn Liam ihn dafür bezahlen lässt.<< mein Blick huschte dabei zu Vryn, der stirnrunzelnd auf sein unberührtes Essen schaute.
Darcen zwang mich ihn anzusehen, indem er mein Kinn in seine Richtung zog.
>>Auch Eltern können falsche Entscheidungen treffen Lia. Du bist diejenige von uns, die Gefühle lesen kann. Jetzt sag mir, findest du, dass dein Vater gute Entscheidungen trifft?<<
Ich presste meine Lippen aufeinander und schüttelte leicht mit dem Kopf.
>>Aber dennoch ist er mein Vater. Er ist alles, was mir noch bleibt. Ich bin alles, was ihm noch bleibt.<< flüsterte ich.
>>Ein Vater verspricht keinem sadisten seine Tochter. Verdammt Darcen, das Mädchen hat keinen blassen schmimmer was hier abgeht und was Liam ist. Klär sie auf, bevor sie in wirkliche Schwierigkeiten gerät.<< fluchte Vryn aus dem nichts und sah mit mahlendem Kiefer aus dem Fenster.
Erwartungsvoll schaute ich zu Darcen, der mich fixierte.
>>Ich habe ein Recht darauf alles zu erfahren. Erzähl es mir bitte und...lass deine mentalen Mauern fallen. Denn wenn mir etwas nicht gefällt, dann werde ich es mir vielleicht mit einer Lüge schön reden.<< beichtete ich ehrlich.
>>Vryn.<< stieß Darcen aus, woraufhin dieser sich erhob, seinen Teller in die Hand nahm und den Speisesaal verließ.
Erwartungsvoll drehte ich mich zu Darcen und fluchte, als er seine mentalen Mauern fallen ließ und eine Wucht an Emotionen mich zu überwältigen drohte.

Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt