Teil 38

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Ich spürte die Krallen seiner Macht in mich eindringen und sie hinausdrängen in jeden Anwesenden in dem Raum.
Reven sprang auf, schrie meinen Namen und sackte im nächsten Moment auf den Boden.
Und schließlich wurde er von allen Anwesenden fixiert, die von Darcen gelenkt wurden, mithilfe meiner Gabe.
>>Nein...<< wimmerte ich, als er mich an sich drückte und ich gezwungen war zuzusehen, wie Reven versuchte mich zu erreichen.
Einigen riss er einfach das Herz heraus, während er von anderen halb niedergestreckt wurde. Es waren zu viele und wenn ich nicht bald etwas tun würde, dann würde ich das Letzte in meinem Leben verlieren, das mir etwas bedeutete.
Ich schrie und schlug um mich, als Darcen mich mit sich aus dem Saal zerrte. Hinaus in die Dunkelheit und je mehr ich mich gegen seine Gabe wehrte, desto mehr Schoss er dagegen.
>>Tu ihm nichts<< flehte ich aussichtslos  und verachtete mich plötzlich selbst dafür, dass mein Rachedurst mich hierher gebracht hatte.
Ich verfluchte mich dafür nicht mit Reven weggegangen zu sein und Darcen in dem Glauben gelassen zu haben ich sei tot.
>>Lia<< versuchte er auf mich einzureden, doch ich versuchte mich weiter aus seinem Griff zu winden und schrie aus vollem Hals.
Schließlich presste er seine Hand gegen meinen Mund und drückte mich auf die vom Tau nasse Wiese.
>>Lia bitte.<<
Er riss grob an meiner Korsage und lockerte mein Kleid.
Meine Augen weiteten sich, doch im nächsten Moment löste Verwirrung meine Angst, als Darcen seinen Kopf senkte und auf meinen Bauch legte.
Gedämpft drang ein Schluchzen in mein Ohr, als er sich plötzlich wieder erhob und mich mit einem mal losließ.
Völlig verwirrt presste ich die Korsage wieder an meine Brust und schnürte sie so eng zu, wie ich konnte, während ich Darcen keinen Augenblick aus den Augen ließ.
>>Er ist wirklich tot. Meinetwegen.<< flüsterte er und presste sich mit seinen Fäusten gegen die Augen.
Stand auf und trat einige male gegen einen Baum, bevor er sich wieder zu mir drehte.
Ich zuckte zurück, als Darcen sich vor mich kniete.
Doch er behielt Abstand zu mir und sah mich nur verloren an.
>>Es tut mir so unglaublich Leid Lia. Es tut mir so Leid.<< schluchzte er und setzte sich schließlich auf die Wiese, wippte hin und her und presste voller Verzweiflung seine Handballen gegen seine Augen.
Seine Griffe lösten sich aus meiner Gabe und der endgültige Beweis, dass Darcen gebrochen war wurde bewiesen, als Reven aus dem Saal trat und stehen blieb.
Blut rann ihm aus einigen Wunden, doch ich wusste, dass es nicht tiefergehendes war.
Vorsichtig griff ich in Darcen hinein und war erschrocken darüber, wieviel Reue ich spürte.
Und diese Trauer.
Mein Herz zog sich zusammen und unwillkürlich begann sich Mitleid in mir für diesen Mann zu sammeln.
Mein Zorn verflüchtigte sich schließlich und da ich Darcen nur Steif zusehen konnte war ich dankbar, dass Reven auf uns zukam und vor Darcen stehen blieb.
>>Du weißt, was geschehen muss.<< kommentierte Reven den Ausmaß der gesamten Situation.
Und als Darcen schließlich seine Hände sinken ließ und ein letztes mal in meine Richtung sah.
In meine Augen, bis hinunter zu meinem Bauch, nickte er.
>>Ich werde mich nicht wehren.<< flüsterte er und sah noch immer verloren zu mir. Das leuchten seiner Augen war verschwunden und der sonst warme Ton seiner Augen, hatte ihn gänzlich verlassen.
Erst jetzt fielen mir die dunklen Augenringe unter seinen Augen auf und die brüchigen Lippen.
Ich war mir nun sicher, dass der Tod etwas gnädiges ist. Denn das was Darcen nun durchlebte, war schlimmer als alles, was ich kennengelernt hatte.
Und seine letzten Worte schienen sein Schicksal mit einem mal zu besiegeln.
>>Vergib mir<< stieß er brüchig aus, bevor er sich erhob und zurück zum Saal lief.
Vorbei an den gaffenden wutverzerrten Fratzen der anderen Gäste und kein einziges mal zurückblickend.
So sollte es sich nicht anfühlen.
Ich sollte Genugtuung verspüren, doch alles was ich fühlte war eine Leere.
Reven griff vorsichtig nach mir, zog mich auf die Füße und sorgte mit einigen Handgriffen dafür, dass meine Korsage wieder saß.
Erst dann zog er mich an seine Brust und löste den Damm in mir.
Es dauerte eine Weile, bis ich mich beruhigt hatte und das Beben meines Körpers endete.
>>Reven, es ist nicht..<<
>>Psht..<< hauchte er nur an meinen Haaransatz, bevor er meinen Kopf zwischen seine Hände nahm und mich zwang ihn anzusehen.
>>Fühl dich nicht schuldig für ihn zu weinen Lia. Fühl dich nicht schuldig Mitleid für ihn zu empfinden und zu trauern. Denn das zeugt von deinem guten Herzen. Einem Herzen, welches selbst einem Monster vergeben kann. Entschuldige dich nicht bei mir deswegen. Niemals.<<
>>Was wird jetzt geschehen<< flüsterte ich, während stille Tränen meine Wange hinunter rannen, die er sachte mit seinen Fingerkuppen auffing.
>>Ein Magier wird dafür sorgen, dass er tief unter diesen Mauern eingesperrt wird. So lange, bis sein Körper austrocknet und so lange, bis er in völlige Vergessenheit gerät. Für ihn wird das Gnade sein und für uns der Beginn eines neuen Kapitels.<< antwortete er mir sanft und hielt an meinem Kinn inne.
>>Es ist vorbei Lia.<<
Schluchzend fiel ich ihm um den Hals und lies seine Worte in mich sacken.
Es war vorbei.
Auch wenn die Angst darüber mich wohl nie verlassen wird, dass Darcen eines Tages da raus kommt und wieder zu einem machthungrigen Monster mutiert, werde ich dennoch fürs erste in Frieden leben können.
Gemeinsam mit Reven würde ich über mein Schicksal bestimmen und nie mehr zulassen, dass irgendjemand über mich herrscht.
Nie wieder.

Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt