Wir sprachen nicht mehr über den gestrigen Abend und sind recht früh aufgebrochen, nachdem wir etwas gegessen hatten.
Über den gesamten Weg hinweg musste ich mich zusammenreißen nicht zu jammern, da mein gesamter Körper schmerzte.
Es lag daran, dass ich einfach nicht daran gewohnt war, weite Strecken zu reiten.
Irgendwann am Nachmittag kamen wir schließlich in einer Stadt an, die so belebt war, dass ich selbst überrascht war.
Große Städte waren heutzutage nicht mehr üblich, da sowohl Menschen, als auch Vampire und alles was dazwischen war, für sich lebten.>>Die Stadt ist frei von Vampiren und damit das so bleibt, sind Hexer für alles zuständig.<<
Jetzt horchte ich doch auf und lies mir von Darcen vom Pferd helfen.
>>Hexer meiden doch normalerweise alle anderen. Ich habe noch nie davon gehört, dass sie mit anderen zusammen leben würden.<< staunte ich, während wir durch das ganze Tumult liefen.
Kinder rannen die Straße herunter, verschiedene Düfte stiegen mir in die Nase und die Rufe der Marktleute hallten in der Stadt.
Kurz musste ich mich an Darcens Arm festhalten, als die Gefühle der Leute mich zu überrumpeln drohten.
Um es mir einfacher zu machen, konzentrierte ich mich nur auf Darcen und die Leere in ihm, die er durch seine Mauer aufrecht erhielt.
>>Alles in Ordnung?<< hörte ich ihn besorgt fragen.
>>Ja, es sind nur zu viele Menschen. Ich komme zurecht.<< setzte ich an.
Wir schlängelten uns weiter durch, bis wir in eine etwas ruhigere Gasse einbogen und schließlich vor einem kleinen Laden hielten.
Gemeinsam traten wir durch die Tür, woraufhin der Geruch nach Metall und Gewürzen meine Sinne benebelte.
Erstaunt sah ich um mich und betrachtete die ganzen Amulette, Dolche und Fläschchen mit unbekannten Flüssigkeiten.
>>Das du dich hierher traust.<< grunzte ein älterer Mann und sah dabei ernst zu Darcen.
>>Du willst mir doch nicht weismachen, dass du immer noch wütend auf mich bist Kumpel.<< erwiderte Darcen, woraufhin sich die Züge des älteren Mannes glätteten.
Seine einst braunen Locken waren durchzogen von weißen Haaren, aber das was mir ins Auge stach waren seine Augen.
Sie waren weiß und obwohl er in Darcens Richtung sah konnte ich schließlich erkennen, dass er an ihm vorbei sah.
>>Ja Mädchen. Mir fehlt das Augenlicht, doch ich würde behaupten, dass ich dennoch besser sehen kann als ihr beide zusammen.
Also kommt nach vorne und versteckt euch nicht wie ein verschrecktes Huhn.<< forderte er mich auf.
>>Wie kann das sein?<< entwich mir die Frage, während ich mich direkt neben Darcen stellte.
>>Das was mir an Augenlicht fehlt, hat meine Nase ergattert. Mehr braucht ihr nicht zu wissen und jetzt sag alter Freund, was kann ich für dich tun?<<
>>Ich brauche eines deiner Amulette. Es soll ein rote Rubin und Onyx sein. Zwei mit dem halben Durchmesser des Rubins.<< beendete Darcen seine Ausführung.
Derweil schweifte mein Blick durch die Regale hinter dem Mann.
>>In Ordnung. Komm heute Nachmittag wieder.<<
>>Danke Keno.<<
Mit diesen Worten zog mich Darcen zur Tür, doch bevor wir den Laden verlassen konnten, rief Keno uns noch etwas zu.
>>Chrysanthemen Darcen. Ich arbeite eine Gelbe und eine Weiße ein.<<
Darcen nickte und ich nahm mir vor ihn später auszufragen, was das alles zu bedeuten hat.~~~
Ich wartete draußen, als Darcen schließlich aus dem Laden von Keno kam.
Stillschweigend liefen wir zu unserem Pferd und und als wir aus der Stadt traten, stoppte mich Darcen.
Vorsichtig öffnete er die Schachtel und holte das Amulett raus und genau in diesem Moment hätte ich schwören können eine Welle an Macht gegen mich strömen zu spüren.
>>Dreh dich um und heb dein Haar hoch.<< forderte er mich auf, doch ich tat nichts dergleichen.
Nicht bevor ich nicht wusste, was das alles zu Bedeuten hatte.
>>Erst will ich wissen, was du bezweckst.<<
>>Doch etwas misstrauisch hmm? Dachte schon du wärst immer so Lebensmüde.<< grinste er und ließ seine Hand sinken.
>>Haha sehr witzig. Jetzt sag schon.<< verlangte ich ein zweites mal.
>>Na gut. Keno ist ein Hexer und ein alter Freund von mir. Ich bat ihn um ein Amulett für dich, der dich schützen soll.<<
Verwirrt schaute ich auf seine Hand.
>>Inwiefern und wovor?<<
Er schien kurz zu überlegen, bevor er mir das Amulett hinhielt und auf die Onyxe zeigte.
>>Diese beiden werden dir einen klaren Kopf verschaffen, solltest du jemals in Gefahr geraten. Sie werden dein logisches Denken anregen und dein Selbstbewusstsein in ein fast ungesundes Maß fördern. Furcht wird dadurch keinen Besitz von dir ergreifen können.
Dieser hier.<< zeigte er auf den roten Rubin.
>>Dieser wird dich beschützen. Der Gefahr mit Macht entgegen trotzen.
Aber es wird nur einmal wirken können Lia. Und ich hoffe du wirst es niemals brauchen, aber angesichts deiner Situation ist es ratsam, dass du es trägst.<<
Berührt sah ich auf die Steine, ehe mir noch eine Kleinigkeit auffiel.
>>Und was ist mit Chrysanthemen?<<
>>Chrysantheme wird...nun. Die gelbe Chrysantheme wird dir Glück bringen, wohingegen die Weiße für den Tod steht. Beide werden die Steine unterstützen und ich um ehrlich zu sein, will nicht in der Haut der Person stecken, die dieses Amulett zu spüren bekommt.<< lachte er.
Ich fiel ihm um den Hals und spürte wie sein
Körper kurz versteifte und er sich dann schließlich entspannte.
Auch er erwiderte meine Umarmung und zog mich ganz fest an sich, atmete in mein Haar und ließ mich nicht los.
Nicht einmal dann, als ich meine Umarmung leicht lockerte.
Also flüsterte ich nur an seine Brust >>Danke<<, bevor auch ich meine Arme wieder stärker um ihn schlang.
Ich wusste nicht, was das nun zwischen uns war und warum er das alles für mich tat, doch es machte mich glücklich, denn ich fühlte mich nicht allein.
Vielleicht hätte ich mich nicht so auf ihn verlassen sollen, denn ich kannte ihn ja kaum.
Das wäre zumindest logisch gewesen, hätte ich auf meinen Kopf gehört, doch mein Herz war anderer Meinung.
Bei ihm ließ ich los, vertraute und fühlte eine Seelenruhe, die mir zuvor fremd war.
Das Einzige was ich nun tun konnte war hoffen, dass er mich nicht verriet, in die Irre führte und mich innerlich zerstörte.
Denn andernfalls wüsste ich nicht, wie ich mit dem Schmerz umgehen sollte, der mich sonst treffen würde.
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Tanz mit einem Vampir
Vampire>>Brich mir niemals das Herz>Niemals<< Man möchte meinen, dass die Unsterblichkeit als Vampir seine Vorzüge hat. Man möchte meinen, dass dir mächtige Gaben und eine herzzerreißende Liebe alle Türen öffnet. Doch wer flüstert dir die Wahrheit zu? Wer...