Teil 30

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!ACHTUNG!
Nichts für schwache Nerven. Formen von Gewalt und sexuellen Handlungen.

Nach der eisigen Kälte der letzten Tage, gesellte sich nun der erste Schnee über den dichten Wald.
Enzo hatte Reven versucht davon zu überzeugen noch zu warten, bis es aufhörte zu schneien, doch er ist dennoch heute Morgen aufgebrochen.
Mit mir hatte er einzig allein einen Blick ausgetauscht und die Türschwelle überquert, während mein Herz sich zusammenzog.
Ich verstand meine Gefühle selbst nicht und vielleicht hatte er auch recht.
Vermutlich war es viel zu früh und vielleicht spielte mir mein Verstand einen Streich, nachdem was mit Darcen passiert war.
Vielleicht versuchte ich mich mit allem abzulenken, doch je länger ich darüber grübelte, desto absurder fühlte es sich an.
Denn um die Gefühle für Darcen lag ein bitterer Schleier. So trüb und uneben.
Es fühlte sich falsch an und nicht natürlich, wohingegen das was ich nun fühlte, wenn ich bei Reven war, gewaltig klar zu sein schien.
Noch immer schaute ich aus dem kleinen Fenster in meinem Zimmer und registrierte zu meiner Erleichterung, dass es aufgehört hatte zu schneien.
So kuschelte ich mich in die dicken Wolldecken und schlief irgendwann bei dem Geräusch des knisternden Kaminfeuers ein.

~~~

Eine Hand presste sich auf meinen Mund und sorgte dafür, dass ich unsanft aus meinem Schlaf gerissen wurde.
Zuerst verstand ich die Welt nicht mehr, bis ich in die Augen sah, von denen ich nicht gedacht hätte sie nochmal zu sehen.
Liam sah mich amüsiert an, während meine Hände grob von zwei anderen Männern fixiert wurden.
>>Hab dich<< grinste Liam mich an und stöhnte vor Schmerzen auf, als ich ihm in seine Weichteile trat.
Seine Hand löste sich von meinem Mund, doch bevor ich irgendwas hätte tun können, stieß mir einer der anderen Männer eine Nadel in meinen Hals.
Es brannte höllisch, als die Flüssigkeit in meine Blutbahn geriet, weshalb ich den Schrei nicht mehr zurückhalten konnte.
Mit größter Willenskraft schoss ich genau dieses Empfinden in alle Richtungen, sodass sich sowohl die zwei Männer, als auch Liam krümmten.
Ohne lange zu überlegen sprang ich aus dem Bett und rannte zu dem Zimmer meines Bruders.
Enzo lag bewusstlos auf dem Boden, doch bei näherem hinsehen sah ich erst, dass etwas aus seiner Brust ragte.
Ein animalischer Schrei verließ meine Lippen, als ich vor meinem Bruder auf die Knie sank und verzweifelt nach einem Herzschlag fühlte.
>>Nein nein nein nein. NEIN! ENZOOOO! Enzo, bitte.<<
Mein Atem stockte, meine Sicht verschwamm.
Es fühlte sich an, als würde ich sterben, als würde alles Glück, alle Freude und jeder Sinn meinen Körper verlassen.
Mit jedem neuen Beben, mit jeder neuen Träne und mit jedem Schrei besiegelte ich die Wahrheit, die ausgebreitet vor mir lag.
Nie mehr würde ich ihn lachen hören, nie mehr würde ich meine Gedanken vor ihm verstecken und nie mehr würde ich die Wärme seiner Umarmungen spüren.
Mein Bruder war fort. Dieses mal wirklich und unumkehrbar.

>>Weißt du, so krank es für dich auch klingen mag Lia. Du machst mich gerade so an, dass ich dich jetzt schon glatt übers Knie legen würde.<<
Entsetzen löste meine Trauer und ließ mich nur noch rot sehen.
Brüllend zog ich das Messer aus dem Herzen meines Bruders und rannte auf Liam zu.
Es schmerzte nach meiner Magie zu greifen, doch ich tat es trotzdem, aber es reichte nicht.
Liam blockte meinen Schlag, entzog mir meinen Dolch und schlug mir so hart gegen meine Wange, dass ich begann Blut zu schmecken.
Grob fiel ich auf den Boden und spürte im nächsten Moment Hände an meinem Körper, die mich fixierten.
Benommen sah ich, wie Liam über mir ragte und die Schnürung seiner Hose löste.
>>Am liebsten würde ich dich dafür umbringen. Deine Macht, dein Körper, dein Name. Das alles gehört mir und niemand wird mich daran hindern es zu nehmen. Versteh es endlich verdammt.<<
>>Fass mich an und ich bringe dich um<< knurrte ich Tränenerstickt.
Und würgte im nächsten Moment, als er seinen Daumen in meinen Mund schob.
>>Zieht ihre Beine auseinander<< befahl er seinen Männern, die seinem Befehl gehorsam leisteten.
Ich wimmerte und versuchte um mich zu schlagen, doch ihre Griffe waren zu fest.
>>Das bezweifle ich mein Engel. Zumal deine Magie durch das Latyhrus blockiert ist. Also sei Brav und Schrei für mich.<< hauchte er und presste meine linke Gesichtshälfte auf den Boden, sodass ich gezwungen war geradewegs auf den Leichnam meines Bruders zu sehen.
Das gab mir den Rest, sodass ich die Tatsache ignorierte, dass meine Gabe blockiert war.
Ohne es zu akzeptieren griff ich in meiner Verzweiflung so tief unter die Oberfläche meines Ichs und schleuderte alles hinaus.
Ich schrie den Frust hinaus und stieß Liam gerade noch rechtzeitig weg, bevor er das letzte stück Stoff zwischen uns hätte entfernen können.
Ihre Schreie hallten noch immer durch die Hütte. Selbst als ich aus dem Haus in den kalten Schnee lief und meine Gabe sich endgültig für mich schloss.
Ich rannte um mein Leben, voller Verzweiflung und Verwirrung.
Immer wieder betend, es wäre alles nur ein Traum, doch mit jedem Schritt wurde mir nur noch mehr bewusst, in welcher Lage ich nun steckte.
Ich hasste sie alle. Meinen Vater. Liam. Und ich hasste ihn. Darcen.
Nur eine Schachfigur. Ich bin und war für alle nur eine Schachfigur, ohne die Wahrheit dazwischen zu kennen.
Mein Leben fühlte sich so an, wie mein verzweifelter Versuch aus diesem Wald zu finden.
Ich war verloren, am Ende und wollte nicht mehr.
Und als das Eis letztendlich unter mir brach, hieß ich die Gande als willkommenes Geschenk.
Wäre da nur nicht die Hand gewesen, die nach meinem Handgelenk griff und mich zurück in die Realität katapultierte.

(Prolog nochmal lesen, falls der Inhalt vergessen wurde. Das ist nämlich die Szene, in der mein Prolog gewesen wäre.)

Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt