Das Gelächter der Gäste hallte mir in den Ohren, während die positiven Gefühle auf mich einprasselten und mich in einen wohligen Zustand versetzten.
Meine Unsterblichkeit rückte mit jedem weiteren Tag näher und das merkte ich nicht nur an dem Datum, der meinen 21. Geburtstag ankündigte, sondern auch an dem Zunehmen meiner Gabe.
Und so war es mir nun möglich, die Gefühle der umstehenden Vampire und Menschen zu lesen, die ihre Verwandlung noch nicht hinter sich hatten.
>>Darf ich?<< riss mich eine vertraute Stimme aus meinen Gedanken.
Maria, eine meiner engsten Freunde, griff nach dem Krug vor meiner Nase und schenkte sich etwas Wein ein.
>>Du bist ja ganz verschwitzt<< lachte ich und hielt ihr meinen leeren Becher hin.
Hektisch tupfte sie sich mit einer Serviette den Schweiß auf ihrer Stirn ab.
>>Ich tanze ja auch, statt wie du faul herumzusitzen und die Gäste zu beobachten.
Ach Liara, komm endlich aus deinem Schneckenhaus heraus.<<
Mit den Augen rollend trank ich aus dem nun vollen Becher und hörte ihr stillschweigend beim Meckern zu.
>>Wie schön wird es sein endlich ein Vampir zu sein. Die schwitzen wenigstens nicht.<< ließ sie sich mit den Worten neben mich plumsen.
>>Wohl wahr<< erwiderte ich und horchte schlagartig auf, als ich spürte wie die Gefühle der Gäste umschwankten.
Angst war es, dass die Luft benetzte und die Freude im Keim erstickte und als ich zur Tür sah erkannte ich den Übeltäter.
Ein Mann trat in den Raum mit einer solchen Elleganz, die mich augenblicklich fesselte.
In schwarz gehüllt leuchtete sein platinblondes Haar, welches zu meiner Verwunderung kurz war.
Doch was mich am meisten an dem ganzen Abbild fesselte war, dass ich keine Gefühle an ihm wahrhaben konnte.
Wie ein unbeschriebenes Blatt Papier trat er in den Raum und ließ seinen Blick umherschweifen.
Und obwohl die Gäste noch immer fröhlich tanzten und redeten, saß die Angst dennoch fest in ihren Gliedern.
>>Unheimlich<< flüsterte Maria in mein Ohr.
>>Ja<< hauchte ich und folgte noch immer dem Blick des Mannes, der etwas zu suchen schien.
Und da war es.
Seine bernsteinfarbenen Augen blieben auf mir liegen und obwohl ich hätte wegsehen sollen, tat ich es nicht. Auch nicht dann, als er direkt auf mich zukam.
>>Maria<< rief mein Vater hektisch und zog mich grob an meinem Arm hoch.
>>Begleite Liara in ihr Zimmer.<<
Warum wollte ich fragen, doch da unterbrach mich auch schon der Fremde mit den bernsteinfarbenen Augen.
>>Tesan, ich hoffe doch ihr schickt sie nicht meinetwegen Weg?<< fragte der Fremde mit einer tiefen Stimme, die mir die Wirbelsäule hinaufkroch.
Jeder hatte Angst, warum spürte ich nur Neugierde?
>>N-nein. Vielleicht sollten wir in mein Arbeitszimmer?<< schlug mein Vater vor und selbst wenn ich nicht meine Gabe hätte, wäre ich in der Lage die Besorgnis in seiner Stimme wahrzunehmen.
>>Das ist nicht nötig. Mylady, dürfte ich Sie zum Tanzen auffordern?<< fragte mich der Fremde mit ausgestreckter Hand.
Er wusste, dass eine Ablehnung meinerseits beleidigend wäre, genauso wie es meinem Vater bewusst war.
Also nickte ich und lief mit letztem Blick zu meinem besorgten Vater, auf die Tanzfläche.
Seine Hand an meiner Hüfte fühlte sich wie Feuer an und obwohl mich sein Anblick einschüchterte, konnte ich meine Augen nicht von seinen lösen.
>>Sie haben alle Angst vor euch.<< teilte ich ihm mit, woraufhin er mich stirnrunzeln betrachtete.
>>Ihr nicht?<<
>>Nein. Nur neugierig.<< antwortete ich.
>>Das könnte euch zum Verhängnis werden.<< erwiderte er und führte mich dabei ohne Probleme über die Tanzfläche.
Jedem anderen wäre ich schon lange auf die Füße getreten, doch er schien meine Defizite im Tanzen gekonnt auszugleichen.
>>Vermu..<< doch bevor ich ausreden konnte, zog mich der Fremde mit meinem Rücken gegen seine Brust und stoppte den Pfeil mit seiner Hand. Ein Milimeter und er hätte meine Stirn durchbohrt.
Ich wusste er war nicht für mich bestimmt, weil dieser Pfeil ursprünglich das Herz des Fremden durchbohrt hätte.
Schlagartig wurde es still im Saal, während mein Vater nach vorne rannte und auf die Knie fiel.
>>Vergibt mir, bitte.<<
Ich hatte meinen Vater noch nie so gesehen und als der Fremde den Pfeil warf, schrieh ich kurz auf.
Meine Befürchtung es würde meinen Vater treffen wurde nicht wahr, denn der Pfeil flog geradewegs in das Herz eines Mannes hinter ihm, der noch immer einen Bogen in der Hand hielt.
>>Töricht auf mich zu schießen, wo doch euer letztes verbliebenes Kind in meiner unmittelbaren Nähe ist.
Ich habe gewartet Tesan, doch eure Schuld habt ihr nicht beglichen. So soll eure Tochter nun durch meine Hand den Tod finden.<<
Der Fremde zog mein Haar zur Seite und zwang meinen Kopf in den Nacken. Egal wie sehr ich mich auch wehrte, er hielt mich erbarmunglos fest.
Scharfe Zähne gruben sich in meinen Hals und waren so grob, dass ich das Gefühl hatte zerfleischt zu werden.
Ich brachte nicht einmal einen Schrei zustande, durch die Grobheit an meinem Hals.
>>HALT, ICH GEBE WAS IHR WOLLT
BITTE. ICH FLEHE EUCH AN.<< hörte ich meinen Vater schreien.
>>ES IST LIAM!<< brüllte er.
Abrubt ließ der Fremde von mir ab und hinderte mich gerade noch daran umzukippen. Nur benebelt nahm ich noch wahr, wie mein Vater sich erhob.
>>Bitte. Ich tue alles, aber bitte verschont sie.<<
Ich hörte den Fremden hinter mir mit der Zunge schnalzen, während die Gefühle der Gäste ungefiltert auf mich einprasselten.
Angst, Ekel, Wut, Sorge und ja. Einige empfanden auch Genugtuung.
>>Ich werde ihr Leben verschonen. Fürs erste. Doch solltet ihr mich in die Irre führen, werde ich kein zweites mal zögern.
Damit Ihr dieses mal auch wirklich kooperativ seid, werde ich das Mädchen mit mir nehmen.<<
Erschrocken holten alle Luft, als mein Vater widerwillig zur Seite trat.
Der Fremde hob mich unachtsam hoch und bettete meinen Kopf an seine Brust.
>>Nein! Liara! Ihr könnt sie doch nicht einfach im Stich lassen!<< schluchzte Maria.
Doch sie war alleine mit dem Versuch zu widersprechen.
Auch sie konnte nicht mehr verhindern, dass uns alle den Weg frei machten.
Die Kühle Nachtluft bestätigte mir schließ endgültig, dass mein Vater zuließ, dass er mich mitnahm.
Stumme Tränen flossen über meine Wange, ehe ich das Bewusstsein durch den enormen Bluverlust, verlor.
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Tanz mit einem Vampir
Vampire>>Brich mir niemals das Herz>Niemals<< Man möchte meinen, dass die Unsterblichkeit als Vampir seine Vorzüge hat. Man möchte meinen, dass dir mächtige Gaben und eine herzzerreißende Liebe alle Türen öffnet. Doch wer flüstert dir die Wahrheit zu? Wer...