Teil 5

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Gefühle prasselten auf mich ein. Wut, Verlangen, Sehnsucht und eine Art Trauer, die mir fremd war.
Ich war mir sicher, dass es nicht nur meine Gefühle sein konnten.
Mein Körper bäumte sich auf, als Darcens Hände über meine Hüften fuhren.
Ich verstand nicht, was los war, warum ich plötzlich Verlangen spürte und eine unnatürliche Spannung, doch was ich wusste war, dass ich mich nicht dagegen wehren konnte und ehrlich gesagt...ich wollte mich auch nicht dagegen wehren.
Darcen trank im Gegensatz zum ersten mal nur bedingt und sehr zögerlich und seine zusätzlichen Berührungen berauschten mich.
Ein Stöhnen entwich seiner Kehle, als ich unter seine Tunika griff und es war der ausschalggebende Punkt, dass er sich von mir löste.
Schockiert und noch immer benebelt, blickten wir uns in die Augen.
Von einem auf den anderen Moment verschwand er und hinterließ mich noch immer zitternd, aufgrund der ganzen Empfindungen, auf der Wiese.
Ich wollte ihn verfluchen dafür, dass er es gewagt hatte mich so zu berühren und von mir zu trinken, doch ich konnte nicht.
Denn mir hatte es gefallen und die Scham darüber so zu empfinden, obwohl er mich vor einigen Tagen noch umbringen wollte, war zu groß.
Für den restlichen Tag verschloss ich mich in meinem Zimmer und hoffte krampfhaft ihn heute nicht mehr sehen zu müssen.

Meine Hoffnung Darcen heute nicht mehr zu sehen war dahin, mit dem Beginn meines knurrenden Magens.
Es dauerte eine Weile bis ich mich dazu überwinden konnte mir ein Kleid überzuziehen, um nach etwas Essbarem zu suchen.
Vielleicht schaffte ich es ja die Küche zu finden und mir etwas mit hoch zu nehmen.
Mit dieser neu gewonnen Idee streifte ich mir das schlichte schwarze Kleid über und verließ mein Zimmer.
Stufe um Stufe überwand ich die abgerundete Treppe und mied den Speisesaal.
Ich versuchte einige der Türen zu öffnen, doch viele waren verschlossen und andere widerum hatten nichts Essbares.
Irgendwann stieß ich auf die letzte Tür in dem Gang und öffnete sie mit Schwung, da ich nicht erwartete, dass jemand darin war.
Perplext sahen mich die drei Männer an.
Vryn schien mit dem Kopf schütteln zu wollen, während Darcens Blick unergründlich blieb.
Nur der dritte Mann funkelte mich amüsiert an.
>>Tut mir Leid, ich wollte nur...ich gehe dann mal wieder<< während ich mich abwenden wollte, begann sich eine Last auf mir zu bilden. Ein unbehagliches Drücken gegen meine Brust, die mich zusätzlich dazu reizte so schnell wie möglich den Raum zu verlassen.
Doch der Fremde erhob sich aus seinem Stuhl und stoppte mich mit seinem Gerede.
>>Wartet doch, mich würde es interessieren warum mein Cousin plötzlich eine Frau durch sein Anwesen streifen lässt.<<
Langsam drehte ich mich um und sah zu Darcen, dessen Kiefer leicht mahlte.
>>Lass sie gehen und beantworte mir endlich meine Frage Liam.<<
Liam.
Er war es also, den mein Vater meinte.
Die Situation schien ernster zu sein, als ich dachte, wenn es sich bei dem besagten Liam um Darcens Cousin handelte.
Eine Spur Hass, verteilte sich in der Luft und ich konnte beim besten Willen nicht sagen von wem die Empfindungen kamen.
>>Darf ich jetzt gehen?<< fragte ich zögerlich?
Ich fühlte mich unbehaglich dabei fragen zu müssen und mir kam in den Sinn, dass es nicht wegen Darcen war.
Es war Liam, der mich dazu zwang zu fragen und je länger ich ihn in seine grünen Augen blickte, desto stärker wurde das Unbehagen und mutierte langsam  zu Angst.
Angst, so fühlte es sich an. Ich hatte das Gefühl schon fast vergessen.
>>Ihr könnt uns auch gerne Gesellschaft leisten.<< versuchte Liam mich weiterhin hierzubehalten.
Doch Darcen schien da anderer Meinung zu sein.
>>Durch den Speisesaal, links ist eine Tür. Geh schonmal etwas essen, das hier wird noch eine Weile dauern.<<
Dankbar sah ich zu Darcen und nickte kurz.
Ohne es wie eine Flucht aussehen zu lassen, verließ ich das Zimmer und hörte gerade noch, wie jemand auf einen Tisch haute.
Noch immer spürte ich die Blicke von Liam auf mir und das Gefühl er wüsste mehr als er preisgab, schlich sich durch meine Gedanken.
Das drücken in meiner Brust klang ab, während ich meine kalten von schweiß benetzten Hände, an meinem Kleid abwischte.

Ich hatte einen vollen Teller mit Hühnchen, Kartoffeln und Bohnen nach oben gebracht, um dort in Ruhe zu speisen.
Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden und färbte den letzten Sommerhimmel in ein sattes lila, orange.
Es sah unglaublich schön aus.
Ein Klopfen gegen meine Zimmertür zwang meinen Blick vom Himmel.
>>Ja, bitte?<<
Darcen kam zögerlich hinein und blieb am Türrahmen stehen.
>>Ich wollte dich etwas fragen.<< begann er und sah auf meinen leeren Teller.
Sein Mundwinkel zuckte für einen Bruchteil einer Sekunde nach oben, sodass ich es mir auch eingebildet haben könnte.
>>Und zwar?<< bohrte ich nach, als er noch immer nicht zu sprechen begann.
>>Deine Fähigkeit. Was genau tust du damit?<<
>>Ich sehe die Gefühle der anderen. Es ist als würde es sich in der Luft verteilen und meine Sinne damit füllen.
Manchmal ist es sehr stark, manchmal aber auch nicht.<< erklärte ich, woraufhin er einen Schritt ins Zimmer trat und sich kurz umschaute.
>>Was hast du heute gespürt? In meinem Arbeitszimmer.<< brach Darcen nach einer Weile die Stille.
Ich wusste nicht worauf er hinauswollte, nur dass es ernst sein musste.
Er schien in Gedanken zu sein und ich war mir sicher, dass ihn etwas erhebliches belastete.
>>Vryn war besorgt und wütend. Du...deine Gefühle kann ich nicht lesen. Nur als wir...als du...<< stockte ich errötend.
>>Ich weiß schon<< unterbrach er mich.
>>Mein Schild blockt jeden ab, nicht nur deine Gabe. Was hast du sonst gespürt?<< bohrte er nach.
Er wollte wissen, welche Gefühle Liam verströmte, wurde mir bewusst.
>>Liam...ich glaube er blockiert mich ebenfalls. Bei ihm war es, als würden seine Empfindungen durch einen Sieb gleiten und verzerrt widerhallen.
Ich...ich habe mich sehr unbehaglich gefühlt und je länger ich da drin war, desto mehr hatte ich das Gefühl ich müsste hinaus. Ich hatte...Angst, denke ich.<<
Darcen sah mich verwirrt an.
>>Vor ihm hattest du Angst und vor mir, der dich töten wollte nicht?<<
So wie er es sagte, klang es tatsächlich absurd, doch ich verließ mich bisher immer auf meine Gabe und wurde noch nie enttäuscht.
>>Wenn meine Gabe mir dich nicht als Bösewicht zeigt, kann ich daran nichts ändern.
Ich weiß, dass Liam dein Cousin ist, aber ich habe kein gutes Gefühl bei ihm.<< beichtete ich.
Nickend trat er zur Tür und hielt ein letztes mal Inne.
>>Vergiss das heute. Es kommt nicht mehr vor.<<

Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt