Teil 11

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Stille Tränen flossen meine Wangen hinunter, während ich insgeheim die Wärme von Darcens Körper in mich sog und mich langsam fing.
Er schien zu merken, dass ich meine Zeit brauchte, denn er hatte kein einziges Wort an mich gerichtet.
Ich merkte nicht mehr, wie ich irgendwann einnickte.

Sanft wurde ich an der Schulter gerüttelt, bevor mich Darcens Worte erreichten.
>>Wir müssen die Nacht hier im Gasthaus verbringen und Morgen weiterziehen.<<
Verwirrt sah ich um mich und richtete mich vorsichtig auf.
Wir waren wo anders und eigentlich hätten wir sein Anwesen ohne Zwischenstopp erreichen müssen.
>>Wo gehen wir hin?<< fragte ich besorgt, weil der Gedanke in meinem Kopf spukte, dass Darcen mich verraten könnte.
Er half mir derweil vom Pferd herunter und richtete eine meiner Strähnen, die wirr über mein Gesicht fiel.
>>Keine Angst, ich halte mein Versprechen. Wir gehen zu einem alten Freund von mir, bei dem ich etwas wichtiges abholen muss. Außer du willst, dass ich dich zuerst zum Anwesen zurückbringe.<<
Ich schüttelte mit dem Kopf. >>Ist schon in Ordnung<<
Stillschweigend lief ich ihm nach und betrat an seiner Seite das Gasthaus.
Ich stand abseits und hörte kaum zu, als Darcen die Schlüssel aus der Hand eines älteren Mannes nahm.
Immer wieder schüttelte der Mann seinen Kopf und scheuchte Darcen schließlich fort.

Oben angekommen betraten wir das viel zu kleine Zimmer, mit nur einem Bett und einem kleinen Tisch. Es war kaum Platz einige Schritte zu laufen.
>>Es gibt nur noch dieses Zimmer<<
Entsetzt drehte ich mich zu ihm und starrte Abwechselnd zum Bett und dann zu ihm.
Meine Röte musste man mir ansehen, denn Darcen musste ein Lächeln unterdrücken.
>>Ich überlasse es dir, ob dein Herz rau genug ist, mich auf dem Boden schlafen zu lassen.<<
Mit diesen Worten streifte er sich seine Jacke ab und wartete mit hochgezogener Augenbraue auf meine Antwort.
Ich schluckte schwer und überlegte, ob ich ihn tatsächlich auf den Boden scheuchen sollte, doch ein Blick darauf ließ mich schlecht fühlen.
Darcen war groß und selbst ich könnte mich nicht auf dem Boden ausstrecken.
>>Bleib auf deiner Seite, sonst erwürge ich dich im Schlaf.<<
Sein Grinsen wurde breiter und als er tatsächlich begann sich auszuziehen, drehte ich mich mit hochrotem Kopf um.
Nur in seiner Hose und Oberkörperfrei, legte er sich ins Bett und klopfte neben sich.
>>Na komm schon, ich benehme mich auch.<< grinste er und entlockte mir damit ein zaghaftes Lächeln.
Auch ich begann mich meiner Kleidung zu entledigen und schlüpfte mit meinem Unterkleid unter die Decke, darauf bedacht ihn nicht zu berühren.
Aber es brachte nichts, denn seine bloße Nähe reichte aus, um mich aus dem Konzept zu bringen.
Ich konnte seit unserer ersten Begegnung nicht leugnen, dass Darcen der schönste Mann war, der mir je begegnet ist und obwohl wir uns die meiste Zeit zankten, fühlte ich mich wohl in seiner Nähe.
Auch wenn er vermutlich genervt von mir war und ich in seinen Augen eher einem Kind glich, ich konnte meine eigenen Gefühle nicht leugnen.
Und ich konnte nicht verhindern, dass mein Atem stockte, als er sich zu mir drehte und seinen Kopf auf seiner Hand abstützte.
>>Ich höre deinen Herzschlag. Du bist nervös.<<
Tief Luft holend, drehte ich meinen Kopf ebenfalls zu ihm und verlor mich kurz in seinen Augen.
>>Es ist mir zuwider es zuzugeben, aber du faszinierst mich.<< flüsterte er und strich sanft über meine Hand.
Ich schluckte schwer, als er über mein Kinn fuhr und die Empfindungen von Darcen leicht durchdrangen.
Dass er es tat um zu beweisen, wie ehrlich er seine Worte meinte, war mir dabei durchaus bewusst.
Er war ehrlich und ich beschloss es auch zu sein.
>>Es ist mir ebenfalls zuwider es zuzugeben, aber auch du faszinierst mich.<<
Seine Mundwinkel hoben sich leicht an, bevor er seinen Kopf direkt neben mir auf seinem Kissen bettete.
>>Dein Vater hat unrecht Liara<< flüsterte er und sah mich dabei so intensiv an, dass ich mich begann nackt zu fühlen.
Ich wünschte ich könnte diesen Moment einfangen, denn das war das erste mal, dass Darcen seine Maske fallen ließ.
Seine Gefühle lullten mich ein und standen in keiner Weise widersprüchlich zu seiner Haltung und seinem Blick.
>>Womit?<< fragte ich etwas verspätet und genoss die Berührung seiner Hand auf meiner.
>>Damit, dass ich keinen Krieg beginnen würde. Für dich.<<
Mit großen Augen wollte ich etwas darauf erwidern, doch Darcen schloss die Mauer wieder und schüttelte mit dem Kopf.
>>Schlaf jetzt, wir müssen Morgen früh raus.<<
Mit diesen Worten drehte er sich mit dem Rücken zu mir und da ich den Moment nicht zerstören wollte, ließ ich es dabei bleiben.
Ich wusste, dass es ihn Überwindung kosten musste so ehrlich zu mir zu sein, weshalb ich im Gegenzug etwas Verständnis aufbringen wollte.
Auch wenn mein Herz wild klopfte und tausende Fragen in meinem Kopf herumschwirrten, schloss ich schließlich ebenfalls meine Augen.
Darcens gleichmäßiger Atem erklang irgendwann und beruhigte mein aufgeregtes inneres.
Irgendetwas schien sich zwischen uns zu verändern und dieses etwas beruhigte mein Inneres nach dem wütenden Sturm in mir.

Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt