Teil 8

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Meine Brust schmerzte und als ich mich krümmte, weil ich es kaum noch aushielt, errichtete Darcen wieder seine Mauern.
Doch diesesmal so dünn, dass ich dennoch einige Fetzen wahrnehmen konnte.
>>Ich fühle viel und stark, auch wenn ein mancher sagen würde, dass ich kälter als Eis wäre.<< kommentierte Darcen.
Mit dem Kopf schüttelnd, richtete ich mich auf.
>>Selbst mit deinen errichteten Mauern konnte ich sehen, das hinter deiner Fassade mehr steckt. Und anscheinend war es nicht unbegründet, dass ich mich nie vor dir gefürchtet habe.<<
>>Was wenn dich genau das in dein Verderben laufen lässt. Wie kannst du so viel Vertrauen in jemand fremdes haben? Ich könnte dir auch alles vorgaukeln, ja dich jetzt sogar belügen Lia.<<
>>Lügen haben eine eigenartige Note. Mein Kopf beginnt zu dröhnen und mein Mund wird ganz trocken.
Ich würde es merken, bevor du eine Lüge überhaupt beenden kannst.<< erwiderte ich.
>>Was soll ich also wissen?<<
Kurz huschte sein Blick durch den Raum, ehe er meinen wieder einfing und sich schließlich zurück lehnte.
>>Menschen verschwinden spurlos und egal wie mein Auftreten dir gegenüber wirken mag, ich halte mich an die Gesetze.
Aber mitlerweile scheint es so, dass viele andere unsere Gesetze missachten und Menschen gegen ihren Willen Blut stehlen.<<
>>Warum weiß niemand davon?<< unterbrach ich ihn.
>>Weil es Menschen sind, die kaum jemand vermisst. Arme, kranke und gar Straßenkinder.
Bevor du fragst, woher ich diese Annahme habe.
Es wird getuschelt und blutleere Leichen tauchen auf.<<
Meine Gedanken schweiften zu all den Dörfern und unser Versprechen sie zu schützen.
Doch ich verstand dennoch nicht ganz, was das mit meiner Familie zutun hat.
>>Und wo ist der Zusammenhang zu meinem Vater und Liam?<<
>>Dein Vater ist ein Teil davon, doch er versprach mir aufgehört zu haben und mir Namen zu geben, die noch immer dafür verantwortlich sind.<<
Er machte eine Pause, als er sah, wie ich mit mir kämpfen musste.
Das erklärten die Schuldgefühle und die Selbstvorwürfe. Es widerte mich gerade an, zu was mein Vater im stande war und als ich mich etwas gefangen hatte und Darcen zunickte, erzählte er weiter.
>>Dass Liams Name fiel...das kam unerwartet und bringt neue Probleme mit sich.<<
>>Warum?<< unterbrach ich ihn, bevor er die Chance hatte es weiter auszuführen.
>>Ich kann ihm nichts Nachweisen und das ist das Problem. Er gehört zu meiner Familie und seine Hälfte ist nicht zu unterschätzen.
Ich bin eine Person, auf mich allein gestellt dank meines Verlustes.
Aber sie...sie haben ihre volle Stärke.
Mich würde es nichteinmal wundern, wenn sie alle unter einer Decke stecken.
Sie scherrten sich nie um Gesetze.<< brachte er fast wütend hervor.
>>Ich kann dir nicht viel mehr erzählen als das und dass ich deinem Vater nicht schon lange den Kopf abgerissen habe, du solltest mir dafür danken.<<
Ich nickte, denn ich verstand es teilweise.
Mist, ich war ja selber gerade so wütend auf meinen Vater.
>>Eins noch<< zog Darcen meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
>>Liam ist bekannt dafür die Frauen zu misshandeln, die ihm gefallen. Oberstes Vampirgesetz, wir mischen uns in die Angelegenheiten der verheirateten nicht ein.
Das ist sein Schlupfloch.
Er heiratet und so kann ihm niemand etwas anhaben. Du wärst vermutlich seine fünfte oder sechste Frau. Habe aufgehört zu zählen.<<
>>Das ist barbarisch, wie kann man das zulassen. Es liegt doch klar auf der Hand, dass er die Gesetze umgeht.<< fluchte ich haltlos.
Darcen zuckte mit den Schultern.
>>Diese Frage sollten wir den Obersten stellen, doch wie du weißt ist es fast unmöglich zu ihnen zu gelangen.<<

Mir war noch immer schlecht von dem, was Darcen mir erzählt hatte.
Elendig lag ich in meinem Bett und konnte meine Augen nicht zur Ruhe zwingen, denn ich fühlte mich schuldig weggesehen zu haben.
Ich hatte es gespürt, jeden Tag hatte ich die Gefühle meines Vaters wahrgenommen und sie ignoriert, ohne nachzubohren.
In diesem Moment fühlte ich mich wie ein Feigling, die sich vor dem Unangenehmen gedrückt hat.
Und gleichzeitig war ich wütend, denn mein Vater hatte mich an einen Mann versprochen, der seine Frauen misshandelte.
Irgendwas stimmte einfach nicht an der Geschichte, denn mein Vater liebte mich.
Ich konnte nicht einfach daran glauben, dass er mich freiwillig in die Hände eines Monsters übergab.
Mit diesem Gedanken sprang ich aus dem Bett und huschte durch die Gänge.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen und eigentlich hätte ich bis zum Frühstück warten sollen, doch es ließ mir keine Ruhe.
Meine Brust fühlte sich schwer an und meine Augen brannten noch von den Tränen, die ich vergossen hatte.
Doch als ich vor dem langen Korridor stand, kam mir meine Idee total blöd rüber.
Seufzend drehte ich mich um und prallte gegen einen nackten Oberkörper.
Darcen hielt mich fest und sah mich stirnrunzelnd an, doch ich brachte keinen Ton von mir.
Ich konnte meinen Blick von ihm nicht lösen, denn durch den Mondschein aus einem der vielen Fenster, wirkte er wie ein perfektes Geschöpf der Nacht.
Sein wohlgeformter Körper und seine markanten Gesichtszüge zogen mich in den Bann.
Sein Haar wirkte weiß in dem Licht und seine bernsteinfarbenen Augen wirkten düsterer als sonst, doch trotzdem einnehmend.
Er war schön. Die Sorte von schön, die einem auf die Knie zwang und rau am Herzen kratzte.
Beschämt löste ich meinen Blick und ignorierte das kurze Zucken an seinem Mundwinkel.
>>Warum schläfst du nicht? Oder wolltest du doch zurück zu deinem Vater, wenn ja dann würde ich dir mehr Kleidung empfehlen.
Draußen ist es recht kühl geworden.<< schmunzelte er, woraufhin ich mich von ihm löste und einen Schritt nach hinten trat.
>>Ich..ich konnte nicht schlafen. Mein Vater würde mich nie an ein Monster versprechen. Irgendwas ist da faul, ich weiß es.<< flüsterte ich und zwang seinem Blick standzuhalten.
Er reagierte nicht, weshalb ich noch eindringlicher wurde.
>>Du musst ihm irgendwie helfen. Bitte, ich glaube er steckt wirklich in großen Schwierigkeiten.
Du hast selbst gesagt wie gefährlich Liams Familie ist.<<
>>Ich wüsste nicht, warum das mein Problem wäre.<< erwiderte er und wollte sich von mir abwenden.
Ich lief ihm nach und hielt ihn an seinem Handgelenk fest.
>>Bitte. Ich dachte du..<<stockte ich, als er seinem Arm von mir riss.
>>Mag sein, dass ich dir gegenüber freundlich gesinnt bin Lia, doch verwechsel das nicht mit Gutmütigkeit. Es ist mir egal, was mit deinem Vater geschieht. Er hat seine Wahl getroffen und du musst jetzt deine Treffen.<<

Tanz mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt